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Protokoll der 8. Sitzung - Evangelische Landeskirche in Württemberg

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13. <strong>Evangelische</strong> Landessynode <strong>8.</strong> <strong>Sitzung</strong> 2<strong>8.</strong> November 2002 319<br />

(Oberkirchenrat Küenzlen)<br />

c) Die zweite große bleibende Kirchenspaltung bahnte<br />

sich über längere Zeit an und teilte 1054 die Reichskirche<br />

<strong>in</strong> die östliche Orthodoxe und die westliche Katholische Kirche.<br />

Als 1099 die westeuropäischen Kreuzfahrer nach<br />

Jerusalem kamen, besuchten sie nicht die Gottesdienste<br />

<strong>der</strong> dort wohnenden Christen, son<strong>der</strong>n gründeten daneben<br />

e<strong>in</strong>e weitere kirchliche Organisation, die römisch-katholische<br />

Kirche, die dort die late<strong>in</strong>ische genannt wird. Sie hat<br />

heute 26 000 e<strong>in</strong>heimische Glie<strong>der</strong> und weitere 25 000, die<br />

aus fremden Län<strong>der</strong>n gekommen s<strong>in</strong>d.<br />

d) Später gelang es <strong>der</strong> katholischen Kirche, Teile <strong>der</strong><br />

alten orthodoxen Kirche auf ihre Seite zu ziehen. Unter<br />

dem Zugeständnis, dass sie ihre gewohnte Liturgie und<br />

e<strong>in</strong>e gewisse <strong>in</strong>nere Selbständigkeit behalten dürfen,<br />

unterstellten sich Teile <strong>der</strong> orthodoxen Kirche dem Papst<br />

und wurden als griechisch-katholisch o<strong>der</strong> orthodox-unierte<br />

Kirche bekannt. Diese Kirche hat ca. 45 000 Glie<strong>der</strong>.<br />

e) Erst im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t kamen dann die Kirchen <strong>der</strong><br />

Reformation, die aus <strong>der</strong> dritten großen Kirchenspaltung<br />

hervorgegangen waren. Sie kamen nicht als fromme Pilger<br />

und nicht als waffentragende Kreuzritter, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>erseits<br />

<strong>in</strong> großer Liebe zum Heiligen Land, an<strong>der</strong>erseits als<br />

Missionare, die Juden und Muslime bekehren und Orthodoxe<br />

und Katholiken zum gere<strong>in</strong>igten Evangelium zurückführen<br />

wollten. Lutheraner und Anglikaner waren sich<br />

damals so nahe, dass sie <strong>in</strong> Jerusalem e<strong>in</strong>e Zeitlang e<strong>in</strong>en<br />

geme<strong>in</strong>samen Bischof hatten – e<strong>in</strong>e ökumenische Geme<strong>in</strong>de<br />

und Geme<strong>in</strong>samkeit, von <strong>der</strong> wir heute nur träumen<br />

können. Zusammen haben beide Kirchen ca. 3 700 Glie<strong>der</strong>.<br />

Heute gibt es zwei Kirchen, die Anglikanische Kirche <strong>in</strong><br />

Jordanien und die Lutherische Kirche <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a.<br />

Unter Drittens f<strong>in</strong>den Sie Entwicklung über die Zahl und<br />

die E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Juden im Heiligen Land. Die jüdische<br />

Bevölkerung stieg <strong>in</strong> diesem Jahrhun<strong>der</strong>t bald auf<br />

200 000 Bewohner. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es<br />

600 000 Juden im Mandatsgebiet. Sie suchten dort<br />

Zuflucht vor den Pogromen <strong>in</strong> Russland, vor allem dann <strong>in</strong><br />

vor und nach dem Zweiten. Weltkrieg, vor <strong>der</strong> unvorstellbaren<br />

und grausamen und unmenschlichen Verfolgung<br />

durch die Deutschen im Dritten Reich.<br />

Drittens: Die Juden im Heiligen Land<br />

Als Schneller nach Jerusalem kam, war Jerusalem e<strong>in</strong>e<br />

Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> <strong>der</strong> türkischen Prov<strong>in</strong>z Syrien. Etwa 6 500 <strong>der</strong><br />

15 000 E<strong>in</strong>wohner waren Juden. Trotz <strong>der</strong> Bedrückung<br />

durch Römer, Araber, Kreuzfahrern und Türken hat es<br />

immer e<strong>in</strong>e jüdische Bevölkerung im Lande gegeben. Ab<br />

1881 setzte e<strong>in</strong>e größere E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung aus Osteuropa<br />

e<strong>in</strong>, ausgelöst durch e<strong>in</strong>en massiven Antisemitismus <strong>in</strong><br />

Russischen Reich. Die jüdische Bevölkerung stieg bald auf<br />

200 000 Bewohner. Im Ersten Weltkrieg verlor die Türkei<br />

die Herrschaft über dieses Gebiet, <strong>der</strong> neugegründete Völkerbund<br />

übergab es als Mandat an Großbritannien.<br />

Als die Vere<strong>in</strong>ten Nationen im November 1947 die Teilung<br />

des Landes beschlossen, lebten im Mandatsgebiet<br />

600 000 Juden und 1,3 Mill. Araber islamischen und christlichen<br />

Glaubens. Drei Viertel <strong>der</strong> Araber – Christen und<br />

Muslime – flohen o<strong>der</strong> wurden aus Israel vertrieben. Von<br />

den heute 5,4 Mill. E<strong>in</strong>wohnern des alten Mandatgebietes<br />

s<strong>in</strong>d 4,4 Mill. Juden (81 %), 770 000 Muslime (14 %) und<br />

160 000 Christen (3 %).<br />

Viertens: Christen im Osmanischen Reich<br />

Nach dem Tode Mohammeds 632 breitete sich <strong>der</strong> islamische<br />

Herrschaftsbereich schnell aus. Schon 637 wurde<br />

Jerusalem dem oströmischen Reich entrissen. Mit Unterbrechung<br />

<strong>der</strong> Kreuzfahrerzeit war es über 1000 Jahre unter<br />

islamischer Herrschaft.<br />

Mohammed hatte e<strong>in</strong>en Unterschied gemacht zwischen<br />

Heiden und den Menschen des Buches, den Juden und<br />

Christen. Heiden wurden <strong>in</strong> allen von Muslimen eroberten<br />

Gebieten zwangsbekehrt. Juden und Christen dagegen,<br />

<strong>der</strong>en Religion und heilige Bücher auf Allahs Propheten<br />

Musa und Isa zurückgehen, wurden als Glaubensverwandte<br />

angesehen und durften als „Schutzbefohlene“ (Dhimmi)<br />

ihre Religion behalten. Allerd<strong>in</strong>gs waren sie ke<strong>in</strong>e gleichberechtigten<br />

Bürger, son<strong>der</strong>n Bürger zweiter Klasse, die zahlreichen<br />

E<strong>in</strong>schränkungen unterlagen. Dennoch leben <strong>in</strong><br />

den islamischen Staaten des Nahen Ostens noch heute<br />

christliche M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten. Im Irak waren 1957 noch 40 % <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>wohner Christen. Durch den Krieg mit dem Iran und den<br />

Golfkrieg und die Verarmung des Landes durch den wirtschaftlichen<br />

Boykott haben viele Christen des Land verlassen.<br />

Heute stellen sie nur noch 7 % <strong>der</strong> Bevölkerung. Aber<br />

sowohl im kurdischen Norden als auch <strong>in</strong> Bagdad s<strong>in</strong>d<br />

Christen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regierung vertreten.<br />

In <strong>der</strong> säkularen Bath-Partei von Sadam Husse<strong>in</strong><br />

konnte <strong>der</strong> chaldäische Christ Tarik Asis zum stellvertretenden<br />

M<strong>in</strong>isterpräsidenten aufsteigen.<br />

Fünftens: Die Lage <strong>der</strong> Christen heute<br />

Durch die politische und auch religiöse Konstellation<br />

geraten die Christen im ganzen Nahen Osten heute noch<br />

mehr unter Druck als <strong>in</strong> vielen vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>ten.<br />

Islamistische Kreise verdächtigen Christen <strong>der</strong> Sympathie<br />

mit dem christlichen USA und stellen sie als Fe<strong>in</strong>de<br />

des Islam dar. Immer wie<strong>der</strong> kommt es zu Überfällen, Vergewaltigungen<br />

und Bedrohungen. Dazu leiden sie wie viele<br />

an<strong>der</strong>e Paläst<strong>in</strong>enser unter den Schikanen des Militärs,<br />

durch Straßensperren und Ausgehverbote, durch die<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen beim Besuch von Schulen und Krankenhäusern,<br />

durch die Beschlagnahme von Grund und Boden<br />

für immer neue Siedlungen, durch erhebliche Erschwerungen<br />

zur Erlangung von Arbeitsplätzen. Viele wan<strong>der</strong>n aus.<br />

In <strong>der</strong> heutigen Zeit <strong>der</strong> Freizügigkeit besteht unter dem<br />

Druck <strong>der</strong> Verhältnisse die Gefahr, dass weniger Christen<br />

als je seit <strong>der</strong> Zeit Jesu im Heiligen Land leben werden. Die<br />

Kirchen im Nahen Osten aber bitten uns, dass wir helfen,<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen für die Christen zu schaffen, dass sie<br />

dort, wo sie seit vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten und zum Teil seit den<br />

Tagen <strong>der</strong> alten Kirchen leben, auch bleiben können. Dazu<br />

wollen wir ihnen helfen.<br />

Sechstens: Kontakte aus <strong>Württemberg</strong> nach Israel und <strong>in</strong><br />

die paläst<strong>in</strong>ensischen Autonomiegebiete<br />

Zunächst die Kontakte zu den Kirchen:<br />

a) Schon erwähnt habe ich die Verb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Landeskirche</strong><br />

zur Anglikanischen Kirche <strong>in</strong> Jerusalem und dem<br />

Mittleren Osten, die dort die Trägerschaft <strong>der</strong> Schneller<br />

Schule <strong>in</strong> Amman übernommen hat. Der Bereich unserer<br />

Partnerkirche erstreckt sich über die Territorien Israel, Paläst<strong>in</strong>a,<br />

Jordanien und Syrien. Die Verb<strong>in</strong>dung zu dieser<br />

Kirche halten wir über das Evang. Missionswerk <strong>in</strong> Südwestdeutschland<br />

(EMS) und den Evang. Vere<strong>in</strong> für die<br />

Schnellerschulen (EVS).

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