Protokoll der 8. Sitzung - Evangelische Landeskirche in Württemberg
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13. <strong>Evangelische</strong> Landessynode <strong>8.</strong> <strong>Sitzung</strong> 2<strong>8.</strong> November 2002 321<br />
(Oberkirchenrat Küenzlen)<br />
dem e<strong>in</strong> paläst<strong>in</strong>ensischer Christ, egal welcher Kirche, e<strong>in</strong>e<br />
aktive Rolle gespielt hätte. Nach vielen Verirrungen im<br />
Laufe <strong>der</strong> Kirchengeschichte hat sich offenbar doch<br />
Gewaltlosigkeit als wesentliches Merkmal <strong>der</strong> Christengeme<strong>in</strong>de<br />
durchgesetzt. Feststellbar ist <strong>in</strong> Christenkreisen<br />
e<strong>in</strong>e deutlich ablehnende E<strong>in</strong>stellung zur Gewalt, verglichen<br />
etwa mit offiziellen Verlautbarungen aus dem Islam<br />
o<strong>der</strong> dem Judentum des Landes. Die Ablehnung <strong>der</strong><br />
Gewalt wird nun flankiert von zwei Kompetenzen, die Christengeme<strong>in</strong>den<br />
unterscheidbar machen von an<strong>der</strong>en sozialen<br />
o<strong>der</strong> politischen Gruppierungen des Landes. Christen<br />
s<strong>in</strong>d über alle Maßen aktiv auf dem Gebiet <strong>der</strong> Erziehung,<br />
Schule und Ausbildung; und Christen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> geradezu beispielhafter<br />
Weise tätig auf dem Gebiet <strong>der</strong> Diakonie/Caritas.<br />
Dies gehört ganz selbstverständlich zum äußeren<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsbild <strong>der</strong> Kirchen hierzulande. Wir hoffen sehr,<br />
dass die Politiker erkennen, welchen unschätzbaren gesellschaftlichen<br />
Wert sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong> Kirchen haben.“<br />
Wir versuchen dazu unseren Beitrag abzuleisten <strong>in</strong> enger<br />
Abstimmung mit <strong>der</strong> EKD, dem Lutherischen Weltbund und<br />
dem Ökumenischen Rat <strong>der</strong> Kirchen. Wir haben <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Monaten zusätzliche f<strong>in</strong>anzielle Zuschüsse<br />
gegeben für die christlichen Schulen, die Schneller-Schule<br />
und die Schule Talitha Kumi bei Beit Zahour, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Herr<br />
Doller Schulleiter ist und dort auch aushält <strong>in</strong> dieser Situation.<br />
Wir haben die Krankenhäuser <strong>in</strong> Gaza und die Rehabilitations-<br />
und Ausbildungszentren des YMCA unterstützt.<br />
Junge Menschen aus unserer <strong>Landeskirche</strong> arbeiten mit<br />
unserer Unterstützung <strong>in</strong> sozialen E<strong>in</strong>richtungen auf beiden<br />
Seiten des Konflikts und beteiligen sich am Versuch des<br />
Brückenbaus und <strong>der</strong> Versöhnung.<br />
Auch im vor kurzen e<strong>in</strong>gerichteten „Ökumenischen<br />
Begleitprogramm <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a und Israel“ ist e<strong>in</strong> angehen<strong>der</strong><br />
Theologe aus <strong>Württemberg</strong> dabei. E<strong>in</strong>e junge Frau aus<br />
Stuttgart wird ihm bald folgen. Aufgabe dieses <strong>in</strong>ternationalen<br />
Teams ist es, geme<strong>in</strong>sam mit örtlichen Kirchen und<br />
Hilfsorganisationen Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren<br />
sowie paläst<strong>in</strong>ensische und israelische Friedensgruppen<br />
bei gewaltfreien Aktionen zu unterstützen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus sollen diese Beobachter durch ihre Präsenz<br />
Unschuldige vor Übergriffen schützen. Die Auswahl<br />
und Vorbereitung <strong>der</strong> deutschen Teilnehmer hat <strong>der</strong> Evang.<br />
Entwicklungsdienst (EED) übernommen.<br />
Es ist verständlich, dass die Menschen, die bei uns Kontakte<br />
<strong>in</strong> den Nahen Osten pflegen, meistens zunächst die<br />
Sicht ihrer Partner übernehmen und für <strong>der</strong>en Ziele e<strong>in</strong>treten.<br />
Dennoch ist es unsere Aufgabe hier im geschützten<br />
und sicheren Raum, wo niemand von Selbstmordattentaten<br />
o<strong>der</strong> Panzern bedroht ist, auch die Gesichtspunkte <strong>der</strong><br />
jeweils an<strong>der</strong>en Seite <strong>in</strong> Ruhe zur Kenntnis zu nehmen und<br />
mit Vertretern an<strong>der</strong>er Me<strong>in</strong>ungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gespräch zu treten.<br />
Ich habe <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Bericht heute die Dramatik dieses<br />
Geschehens nicht beson<strong>der</strong>s betont – das hätte man leicht<br />
tun können und das Herz wird e<strong>in</strong>em schwer darüber, –<br />
son<strong>der</strong>n habe versucht, zu beschreiben, wie die Christen<br />
dort und vielleicht auch die Christen hier beitragen, um zum<br />
Frieden zu helfen.<br />
So können wir vielleicht nicht nur Freunde und Unterstützer<br />
unsere jeweiligen Partner se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong> Stück<br />
weit Brückenbauer zu Frieden und Versöhnung. Dafür wollen<br />
wir beten und arbeiten. – Ich danke Ihnen. (Beifall)<br />
Stellv. Präsident<strong>in</strong> Knodel: Ich danke Ihnen, Herr Oberkirchenrat<br />
Küenzlen für diesen Bericht, <strong>der</strong>, wie Sie sagten,<br />
nur exemplarisch se<strong>in</strong> konnte. Ich danke Ihnen auch, dass<br />
Sie die ganz aktuelle Lage <strong>in</strong> Nigeria und <strong>der</strong> Türkei mitbenannt<br />
haben, die uns jetzt gerade sehr belastet. Sie haben<br />
uns auch gezeigt, wie viele Menschen von uns aus <strong>in</strong><br />
unterschiedlichen Richtungen dort tätig s<strong>in</strong>d, um Brückenbauer<br />
zu Frieden und Versöhnung zu se<strong>in</strong>.<br />
Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 16: Ökumenische<br />
Dekade „Gewalt überw<strong>in</strong>den“. Die Jahre 2001 bis<br />
2010 wurden weltweit vom Ökumenischen Rat <strong>der</strong> Kirchen<br />
zur Dekade von Überw<strong>in</strong>dung von Gewalt erklärt. Ziel dieser<br />
Dekade ist es, gegen Gewalt sowie für Frieden,<br />
Gerechtigkeit und Versöhnung e<strong>in</strong>zutreten und dies zum<br />
Schwerpunkt <strong>der</strong> kirchlichen Arbeit <strong>in</strong> den kommenden<br />
zehn Jahren zu machen . Dies schließt eigentlich nahtlos<br />
an den Bericht an, den wir eben gehört haben. Die Initiative<br />
zu dieser Dekade g<strong>in</strong>g von <strong>der</strong> Weltversammlung des<br />
Ökumenischen Rats 1998 <strong>in</strong> Harare aus. Ich er<strong>in</strong>nere mich,<br />
dass wir als Landessynode durch e<strong>in</strong>en Gottesdienst am<br />
30. März 2001 diese Dekade hier während <strong>der</strong> Frühjahrstagung<br />
<strong>in</strong> <strong>Württemberg</strong> eröffnet haben. Zugleich haben wir<br />
damals e<strong>in</strong>e Entschließung zur ökumenischen Dekade<br />
„Gewalt überw<strong>in</strong>den“ beschlossen. Diese Entschließung<br />
lag Ihnen bei den Unterlagen vor.<br />
Am 5. Juli dieses Jahres wurde e<strong>in</strong> Antrag zur ökumenischen<br />
Dekade e<strong>in</strong>gebracht, <strong>der</strong> Antrag Nr. 28/02, <strong>der</strong> an<br />
den Ausschuss für Kirche, Gesellschaft und Öffentlichkeit<br />
mit dem Wortlaut verwiesen wurde: „Die Landessynode<br />
möge beschließen, <strong>der</strong> Ausschuss für Kirche, Gesellschaft<br />
und Öffentlichkeit wird beauftragt, sich über den Stand <strong>der</strong><br />
Arbeit <strong>der</strong> Projektstelle zur Dekade zur Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong><br />
Gewalt und über die Arbeit des Dekadeausschusses<br />
berichten zu lassen. Die Synode soll über diese Beratungen<br />
unterrichtet werden.“<br />
Der Ausschuss für Kirche, Gesellschaft und Öffentlichkeit<br />
hat darüber beraten und gibt uns heute e<strong>in</strong>en Bericht. E<strong>in</strong><br />
ausführlicher Zwischenbericht <strong>der</strong> Dekade liegt uns bei den<br />
Unterlagen bereits vor. Ich bitte den Ausschussvorsitzenden,<br />
den Synodalen Hühnerbe<strong>in</strong>, aus dem Ausschuss Kirche,<br />
Gesellschaft und Öffentlichkeit zu berichten.<br />
Hühnerbe<strong>in</strong>: Sehr geehrte Frau Präsident<strong>in</strong>, liebe Synodale!<br />
In <strong>der</strong> <strong>Sitzung</strong> unserer Landessynode am 5. Juli<br />
2002 wurde <strong>der</strong> Antrag Nr. 28/02 betreffend ökumenische<br />
Dekade „Gewalt überw<strong>in</strong>den“ e<strong>in</strong>gebracht. Er be<strong>in</strong>haltete<br />
den Auftrag für unseren Ausschuss, uns über die Arbeit <strong>der</strong><br />
Projektstelle zu <strong>in</strong>formieren und darüber hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Synode<br />
zu berichten.<br />
Vorab möchte ich den Dank an die Verantwortlichen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Projektstelle, den Mitarbeitenden im Dekadeausschuss<br />
und allen, die sich an <strong>der</strong> Entwicklung und E<strong>in</strong>richtung an<br />
den durch die Dekade ausgelösten Initiativen beteiligt<br />
haben, zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen. Der Dank ist bekanntlicherweise<br />
die nachhaltigste Bitte, dieses Thema <strong>in</strong> unserer Kirche<br />
weiter voranzutreiben. Wenn man heute bereits bilanziert,<br />
was <strong>in</strong> den 18 Monaten <strong>der</strong> bisherigen Laufzeit<br />
<strong>in</strong>itiiert, angeregt, veranstaltet, geplant, an Netzwerken aufgebaut<br />
wurde, dann stimmt dies sehr zuversichtlich, was<br />
den Fortgang <strong>der</strong> Dekade betrifft. Der Ausschuss für Kirche,<br />
Gesellschaft und Öffentlichkeit wird weiterh<strong>in</strong> die ökumenische<br />
Dekade „Gewalt überw<strong>in</strong>den“ und die Arbeit <strong>der</strong>