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Protokoll der 8. Sitzung - Evangelische Landeskirche in Württemberg

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13. <strong>Evangelische</strong> Landessynode <strong>8.</strong> <strong>Sitzung</strong> 2<strong>8.</strong> November 2002 325<br />

(Frauenbeauftragte Frau Kress)<br />

2.2 Mentor<strong>in</strong>g für Frauen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche<br />

Das Frauenbüro hat schon länger konzeptionell am<br />

Thema Mentor<strong>in</strong>g gearbeitet und das Pilotprojekt „Mentor<strong>in</strong>g<br />

für Frauen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche“ mit sieben weiteren <strong>Landeskirche</strong>n<br />

im Februar 2002 gestartet. Als Alternative zum<br />

„old-boys-network“, dem gut etablierten System <strong>der</strong> Männerför<strong>der</strong>ung<br />

durch die Männer selbst, begannen Frauen<br />

berufliche Netzwerke aufzubauen. Mentor<strong>in</strong>g ist ke<strong>in</strong><br />

neues, aber e<strong>in</strong> frauenfreundliches Konzept, das zudem<br />

kostengünstig und vernetzungsfreundlich ist. Bei Mentor<strong>in</strong>g<br />

geht es darum, dass e<strong>in</strong>e erprobte Leitungskraft, e<strong>in</strong>e Mentor<strong>in</strong><br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Mentor, die beruflichen und persönlichen<br />

Erfahrungen weitergibt. Die weibliche Nachwuchskraft, die<br />

Mentee, wird dadurch gezielt beraten und unterstützt. Sie<br />

erlebt praktisches Führungsverhalten und erhält vertiefte<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Strukturen und <strong>in</strong> die Kultur <strong>der</strong> Organisation.<br />

An dem Pilotprojekt „Mentor<strong>in</strong>g für Frauen aus dem<br />

Hauptamt“ nehmen aus <strong>Württemberg</strong> Mentor<strong>in</strong>nen und<br />

Mentees aus den Bereichen Pfarrdienst, Verwaltung und<br />

Diakonat teil. Die drei Tandems haben auf <strong>der</strong> EKD-weiten<br />

Auftaktveranstaltung im Februar 2002 <strong>in</strong> Gelnhausen ihre<br />

Vere<strong>in</strong>barung für e<strong>in</strong> Jahr getroffen.<br />

Ebenso gibt es Begleitung und Unterstützung für Frauen<br />

im kirchenpolitischen Ehrenamt. Im Anschluss an das Internationale<br />

Jahr <strong>der</strong> Freiwilligen 2001 starteten die Gleichstellungsstelle<br />

<strong>der</strong> Evangelisch-Lutherischen Kirche <strong>in</strong><br />

Bayern und die Frauenbeauftragte <strong>der</strong> <strong>Evangelische</strong>n <strong>Landeskirche</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Württemberg</strong> geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong> Pilotprojekt für<br />

ehrenamtlich tätige Frauen, die sich für Leitungsämter<br />

<strong>in</strong>teressieren. Nach den Kirchenwahlen im November<br />

2001, aber noch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Konstituierungsphase <strong>der</strong><br />

neugewählten Gremien, startete das „Mentor<strong>in</strong>g-Programm<br />

für Frauen im kirchenpolitischen Ehrenamt“, um den<br />

„Neuen“ den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> das Amt zu erleichtern. Elf erfahrene<br />

Frauen, die <strong>in</strong> Kirchengeme<strong>in</strong><strong>der</strong>äten, Bezirkssynoden,<br />

synodalen Ausschüssen o<strong>der</strong> als Vorsitzende von Verbänden<br />

tätig s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> tätig waren, gewähren e<strong>in</strong> dreiviertel<br />

Jahr lang <strong>in</strong>teressierten elf Frauen – den Mentees – E<strong>in</strong>blicke<br />

<strong>in</strong> ihre Arbeit, geben ihnen Anteil an ihren Erfahrungen<br />

und unterstützen sie <strong>in</strong> ihrem neuen Amt. Auch Mitglie<strong>der</strong><br />

aus dieser Synode s<strong>in</strong>d an diesem Projekt beteiligt.<br />

Wir empfehlen, diese Maßnahme <strong>der</strong> Personalentwicklung<br />

an verschiedenen Orten und auf verschiedenen Ebenen<br />

anzuwenden, zum Beispiel auf Dekanatsebene, <strong>in</strong><br />

Institutionen, <strong>in</strong>nerhalb von Ämtern und Werken.<br />

Ich komme nun zu dem Punkt, <strong>der</strong> bereits durch me<strong>in</strong>en<br />

Vorredner, Synodaler Hühnerbe<strong>in</strong>, angekündigt worden ist:<br />

2.3 Gewalt gegen Frauen<br />

1996 trat <strong>der</strong> „Runde Tisch Gewalt gegen Frauen“ auf<br />

Initiative von Gabriele Bartsch, <strong>der</strong> ersten Frauenbeauftragten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landeskirche</strong>, als landeskirchliches Netzwerk<br />

zum ersten Mal zusammen. Der Runde Tisch <strong>in</strong>itiierte<br />

und begleitete die landeskirchliche Initiative „Verbündete<br />

Kirche – Gewalt an Frauen und Mädchen wahrnehmen und<br />

überw<strong>in</strong>den“ ab Oktober 1999 im Auftrag und unter <strong>der</strong><br />

Schirmherrschaft von Altbischof Renz. Wenn die <strong>Landeskirche</strong><br />

ihre Initiative unter das Stichwort „Verbündete Kirche“<br />

stellt, drückt sie ihre Verbundenheit mit Frauen und<br />

Mädchen aus, die von sexueller Gewalt betroffen s<strong>in</strong>d.<br />

„Verbündete Kirche“ – das heißt: unsere Kirche, jede Kir-<br />

chengeme<strong>in</strong>de, jede und je<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelne soll sich mit diesen<br />

Menschen verbünden.<br />

Die Initiativen s<strong>in</strong>d im E<strong>in</strong>zelnen:<br />

2.3.1 „Verbündete Kirche – Gewalt an Frauen wahrnehmen<br />

und überw<strong>in</strong>den“<br />

Zwischenzeitlich hat diese Initiative e<strong>in</strong> wahrnehmbares<br />

Äußeres <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Logos, e<strong>in</strong>er Glühbirne, bekommen.<br />

Ziele <strong>der</strong> Initiative s<strong>in</strong>d:<br />

– erlittene Gewalt zur Sprache zu br<strong>in</strong>gen – auch gerade<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Kirche;<br />

– über Ausmaß, Formen und Ursachen <strong>der</strong> Gewalt auf<br />

zuklären;<br />

– e<strong>in</strong>e theologische Reflexion über die Zusammenhänge<br />

zwischen theologischer Lehre, gängiger Bibelauslegung<br />

und <strong>der</strong> Gewalt gegen Frauen anzuregen;<br />

– Frauen zu bestärken, Gewalterfahrungen öffentlich zu<br />

machen;<br />

– Kirchengeme<strong>in</strong>den zu ermutigen, das Schweigen über<br />

die Gewalt an Frauen und Mädchen <strong>in</strong> Verkündigung<br />

und Unterricht, Seelsorge und Diakonie zu brechen<br />

und nach Wegen zu suchen, wie sie e<strong>in</strong> Ort werden<br />

können, an dem Betroffene Vertrauen spüren, reden<br />

können, Zuflucht, Schutz und Begleitung f<strong>in</strong>den.<br />

Begleitet durch Esther Manz (Pfarrer<strong>in</strong> z.A. im Büro <strong>der</strong><br />

Frauenbeauftragten 1999-2002) hat die Initiative die erste<br />

Phase auf landeskirchlicher Ebene und die zweite Phase<br />

auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Kirchenbezirke und -geme<strong>in</strong>den durchlaufen.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> ersten Phase ist es gelungen, auf landeskirchlicher<br />

Ebene auf das Thema aufmerksam zu machen;<br />

ich möchte die großen Verdienste, die diese Initiative geleistet<br />

hat, würdigen, <strong>in</strong> dem ich ihnen Zahlen zumesse:<br />

– Es gab e<strong>in</strong>e große Nachfrage nach dem Informationsfaltblatt,<br />

auch von außerhalb <strong>der</strong> Kirche, über 50 000<br />

Exemplare wurden bisher verbreitet;<br />

– die Interviewreihe mit Betroffenen <strong>in</strong> a&b fand große<br />

Resonanz; e<strong>in</strong>ige Leserbriefe zeigten allerd<strong>in</strong>gs auch<br />

die Notwendigkeit <strong>der</strong> Initiative auf;<br />

– e<strong>in</strong>e dreitägige, von Telefonseelsorge und Diakonischem<br />

Werk im Februar 2000 e<strong>in</strong>gerichtete Hotl<strong>in</strong>e,<br />

wurde von ca. 100 Betroffenen <strong>in</strong> Anspruch genommen;<br />

– <strong>der</strong> zentrale Gottesdienst „Schweige nicht zu me<strong>in</strong>en<br />

Tränen“, <strong>der</strong> am 21. Mai 2000 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Leonhardskirche<br />

<strong>in</strong> Stuttgart stattfand, wurde von mehreren hun<strong>der</strong>t<br />

Menschen besucht;<br />

– Politiker<strong>in</strong>nen, Polizei und kommunale Frauenbüros<br />

zeigten großes Interesse an <strong>der</strong> Initiative, bis h<strong>in</strong> zur<br />

Fernsehsendung „Mona Lisa“;<br />

– zahlreiche haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

wurden für das Thema sensibilisiert bzw. fortgebildet;<br />

– durch die Initiative hat die Kirche Stellung für die<br />

Betroffenen bezogen bzw. Menschen, die sich für<br />

Betroffene e<strong>in</strong>setzen, den Rücken gestärkt.

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