Protokoll der 8. Sitzung - Evangelische Landeskirche in Württemberg
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13. <strong>Evangelische</strong> Landessynode <strong>8.</strong> <strong>Sitzung</strong> 2<strong>8.</strong> November 2002 329<br />
(Frauenbeauftragte Frau Kress)<br />
Seit Oktober 2001 s<strong>in</strong>d wir auch im Netz „vernetzt“. Unter<br />
www.eva-n-gelisch.de stellen sich die E<strong>in</strong>richtungen für<br />
Frauen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Evang. <strong>Landeskirche</strong> <strong>Württemberg</strong>, Frauenarbeit,<br />
Frauenwerk und Frauenbüro, geme<strong>in</strong>sam dar.<br />
Nachdem die Landessynode die f<strong>in</strong>anziellen Voraussetzungen<br />
geschaffen hatte, konnte <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Evang. Medienhaus das „Portal Frauen“ konzipiert<br />
werden.<br />
Viele Frauen nützen diese Seite, um sich zu <strong>in</strong>formieren.<br />
Insgesamt soll <strong>der</strong> Auftritt e<strong>in</strong> Frauen<strong>in</strong>formationssystem<br />
für den kirchlichen Bereich werden, <strong>der</strong> die unterschiedlichsten<br />
Informationen bietet: zum Beispiel Veranstaltungsh<strong>in</strong>weise,<br />
Vernetzungsmöglichkeiten, Texte zum Downloaden,<br />
Diskussionsforen und Vot<strong>in</strong>gs.<br />
3.2 Was kann noch besser werden? – Zukunft <strong>der</strong> Frauenreferate<br />
Frauenreferate sollten noch stärker als bisher auch <strong>in</strong><br />
den Prozess <strong>der</strong> Konzeptionsdebatten und Strukturverän<strong>der</strong>ungen<br />
e<strong>in</strong>gebunden se<strong>in</strong>. Damit sie kirchenleitend mitwirken<br />
können, muss ihre langfristige Sicherung gewährleistet<br />
werden. Wir setzen auf langfristige Personalentwicklungsplanung<br />
und Frauenför<strong>der</strong>ung. Maßnahmen<br />
müssen zu e<strong>in</strong>em wesentlich früheren Zeitpunkt als bei <strong>der</strong><br />
Frage <strong>der</strong> Besetzung e<strong>in</strong>er Führungsposition ansetzen. E<strong>in</strong><br />
Katalog zu Personalentwicklungsmaßnahmen wird im<br />
Moment erstellt.<br />
Das Frauenbüro ist <strong>in</strong> <strong>der</strong>zeitige Reformprozesse e<strong>in</strong>gebunden<br />
und richtet den Blick dabei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf Gen<strong>der</strong>fragen<br />
durch die Mitarbeit <strong>in</strong> folgenden Projektgruppen:<br />
– Arbeitsgruppe „Bildungskonzeption“<br />
– Steuerungsgruppe „Personalentwicklung und Chancengleichheit“<br />
– Arbeitsgruppe zum „Führungsleitbild“<br />
– Arbeitsgruppe „Personalentwicklungsmaßnahmen“<br />
– Arbeitsgruppe „Sozialer Statusbericht“.<br />
Wir empfehlen e<strong>in</strong>e genaue Regelung über die Aufstellung<br />
e<strong>in</strong>es För<strong>der</strong>plans und die rechtzeitige E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung des<br />
Frauenbüros <strong>in</strong> Konzeptionsdebatten und Strukturverän<strong>der</strong>ungsprozesse.<br />
3.3 Wo liegen die zukünftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen? –<br />
Geschlechtergerechtigkeit<br />
Chancengerechtigkeit von Frauen und Männern <strong>in</strong> kirchlicher<br />
Arbeit wird von Leitung und Verwaltung noch viel zu<br />
wenig als eigene Aufgabe und Verantwortung gesehen.<br />
Hier wäre es wünschenswert, Kirche würde als Organisation<br />
Geschlechtergerechtigkeit zum Leitbild kirchlicher Arbeit<br />
erheben und sie als Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabe festschreiben.<br />
Unseres Erachtens ist hier „Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“ e<strong>in</strong>e<br />
angemessene Methode, um diese Aufgabe umzusetzen.<br />
Mit „Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“ wird e<strong>in</strong>e neue Strategie<br />
zur Herstellung von Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern<br />
bezeichnet, die im Anschluss an die 4. Weltfrauenkonferenz<br />
<strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g (1995) als EU Richtl<strong>in</strong>ie für alle<br />
Mitgliedsstaaten für verb<strong>in</strong>dlich erklärt und auch von <strong>der</strong><br />
Bundesregierung am 23. Juni.1999 als strukturierendes<br />
Leitpr<strong>in</strong>zip anerkannt wurde. Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g hat<br />
e<strong>in</strong>en starken Bezug zur Organisationsentwicklung und<br />
zielt im Unterschied zu Frauenför<strong>der</strong>maßnahmen, die nur<br />
E<strong>in</strong>zelne im Blick haben, auf die Gestaltung <strong>der</strong> gesamten<br />
Organisation nach Kriterien <strong>der</strong> Chancengleichheit. Gen<strong>der</strong><br />
Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g bezieht <strong>in</strong> diesen Gestaltungsprozess<br />
Männer und Frauen gleichermaßen e<strong>in</strong>, das heißt bei allen<br />
Entscheidungen, bei Planung, bei Durchführung, bei Evaluation<br />
von Maßnahmen ist zu prüfen, welche Auswirkungen<br />
sie auf Frauen und Männer haben bzw. haben werden.<br />
Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g ist ausdrücklich als Ergänzung zu<br />
spezifischen Frauenför<strong>der</strong>maßnahmen zu verstehen und<br />
umzusetzen. Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g fügt zur bisherigen<br />
Frauenpolitik e<strong>in</strong>e strukturbezogene Komponente h<strong>in</strong>zu.<br />
Wichtig ist, dass kirchliche Strukturen danach befragt<br />
werden, <strong>in</strong>wiefern sie Frauen, aber auch Männer beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />
Geschlechtergerechtigkeit reduziert sich nicht auf<br />
Verbesserungen für e<strong>in</strong>zelne Frauen bzw. Gruppen von<br />
Frauen, son<strong>der</strong>n bedarf struktureller Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />
Immer noch s<strong>in</strong>d Frauen überdurchschnittlich auf Zuarbeiten<br />
und ehrenamtliche Tätigkeiten festgelegt.<br />
Zu unseren Visionen gehört auch e<strong>in</strong>e Neubewertung<br />
von Wissen, damit nicht dem theoretischen Wissen mehr<br />
Gewicht gegeben wird als dem Erfahrungswissen.<br />
Geschlechtergerechtigkeit und dem Stil e<strong>in</strong>er Dienstgeme<strong>in</strong>schaft<br />
entsprechen zum Beispiel Zielvere<strong>in</strong>barungen,<br />
<strong>der</strong>en Erreichung kontrolliert werden kann und <strong>der</strong>en Nichterreichung<br />
nicht nur erklärt werden muss, son<strong>der</strong>n auch<br />
Maßnahmen <strong>der</strong> Abhilfe zu Folge hat.<br />
Wir empfehlen e<strong>in</strong>e Informationsveranstaltung und die<br />
E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Projektgruppe zu Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g.<br />
Die Projektgruppe soll prüfen, wie und an welcher Stelle<br />
das Thema Geschlechtergerechtigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche E<strong>in</strong>gang<br />
f<strong>in</strong>den kann.<br />
4. Woh<strong>in</strong> sich Kirche bewegen soll: Ausblick und Leitidee<br />
In Zeiten <strong>der</strong> Krise und des Umbruchs könnten sich Frauen-<br />
bzw. Gleichstellungsarbeit und Kirchenreformversuche<br />
verbünden und sich dafür e<strong>in</strong>setzen, die Kluft zwischen<br />
Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen zu verr<strong>in</strong>gern und die<br />
Arbeit <strong>der</strong> ehrenamtlichen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />
wahrzunehmen und zu würdigen.<br />
Geme<strong>in</strong>sam werden die Strukturen <strong>der</strong> Kirche verän<strong>der</strong>t<br />
mit dem Ziel, mehr Gerechtigkeit zwischen Frauen und<br />
Männern zu erlangen. Kirche als Lebens- und Arbeitsort für<br />
Frauen und Männer bietet beiden Geschlechtern gleiche<br />
Teilhabe an Entscheidungsstrukturen und sozialer Sicherung.<br />
Sie för<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e Kultur <strong>der</strong> Wertschätzung aller Gaben<br />
und Begabungen. Sie respektiert verschiedene Lebensweisen<br />
und Lebenserfahrungen von Frauen und Männern und<br />
bezieht sie <strong>in</strong> ihre Arbeit e<strong>in</strong>.<br />
Wir brauchen Frauen und Männer, die geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Lage s<strong>in</strong>d, die Herausfor<strong>der</strong>ungen unserer Zeit zu bewältigen.<br />
Frauen und Männer geme<strong>in</strong>sam: Womöglich e<strong>in</strong><br />
unschlagbares Team!?<br />
In Gal 3,28 f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Texte, die ihre revolutionäre<br />
Kraft erst noch entfalten dürften. Wir können aber<br />
heute schon damit Ernst machen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Art, wie wir als<br />
Männer und als Frauen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> umgehen „Hier ist<br />
nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier,<br />
hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt e<strong>in</strong>er<br />
<strong>in</strong> Christus Jesus.“