Vollversion (6.59 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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FORSCHUNGSJOURNAL NSB, JG. 9, HEFT 4, 1996 mrm<br />
TAC/L/Nw><br />
BFRiCHTr.<br />
Habitat II -<br />
Gipfel der<br />
'Partnerschaften'<br />
Zur Rolle der NGOs bei<br />
der2. Weltsiedlungskonferenz<br />
der UN<br />
Mehrere Monate sind nun seit der<br />
UN-Konferenz über nachhaltige<br />
Stadtentwicklung in Istanbul vergangen.<br />
Geschehen ist seither<br />
wenig, und eine gesellschaftspolitische<br />
Debatte um die Inhalte<br />
von Habitat sowie deren Umsetzung<br />
ist bislang nicht zustande<br />
gekommen. Dies liegt auch daran,<br />
daß angesichts der globalen<br />
Probleme die 'Ergebnisse' der 2.<br />
Weltsiedlungs-Konferenz als äußerst<br />
dürftig beurteilt werden<br />
müssen. Nicht zuletzt die bis in<br />
die frühen Morgenstunden des<br />
15. Juni - also den Samstag nach<br />
dem offiziellen Konferenzschluß<br />
- ausgetragenen Streitereien um<br />
eigentlich schon längst abgehakte<br />
Themen machten deutlich, daß<br />
es weniger um die Entwicklung<br />
neuer Perspektiven für die globale<br />
Entwicklung ging, als um<br />
die Verhinderung von Rückschritten<br />
hinter bisher Erreichtes.<br />
Wer aber Habitat II einzig an den<br />
Streitigkeiten der letzten Konferenztage<br />
um die Verabschiedung<br />
der beiden offiziellen Dokumente<br />
- die Istanbuler Erklärung und<br />
die Habitat-Agenda - mißt, wird<br />
kaum zu einer angemessenen Bewertung<br />
der 'UN-Weltkonferenz<br />
über menschliche Siedlungen'<br />
kommen.<br />
Ein Blick auf das Grundverständnis<br />
und die Struktur von Habitat<br />
II verdeutlicht die Vielschichtigkeit<br />
der UN-Konferenz. So war<br />
Habitat nicht nur die letzte der<br />
großen UN-Weltkonferenzen,<br />
auf der die Resultate der vorangegangenen<br />
UN-Konferenzen<br />
seit Rio 1992 um das Querschnittsthema<br />
'menschliche Siedlungen'<br />
zusammengefaßt werden<br />
sollten. Es ging auch darum,<br />
NGOs und 'anderen interessierten<br />
Parteien' einen größeren<br />
Spielraum einzuräumen. Vom<br />
Generalsekretär wurde die Konferenz<br />
und der gesamte Vorbereitungsprozeß<br />
unter das Motto<br />
'Partnerschaft' gestellt. Dies hatte<br />
zur Folge, daß den NGOs sowie<br />
den Kommunen von der ersten<br />
Vorbereitungskonferenz<br />
(PrepCom 1) an mehr Beteiligungsmöglichkeiten<br />
offen standen:<br />
Es war ihnen nicht nur erlaubt,<br />
an fast allen Arbeitsgruppen<br />
teilzunehmen, sondern sie erhielten<br />
auch Rederecht. Am weitestgehenden,<br />
und für die UN bis<br />
dato einmalig, war die Aufnahme<br />
von zwei NGO-Vertretern in<br />
die informelle Redaktionsgruppe<br />
für das Abschlußdokument auf<br />
der zweiten PrepCom in Nairobi<br />
im Mai 1995. Damit hatten<br />
NGO-Vertreter erstmals direkte<br />
Einflußmöglichkeiten auf die Formulierung<br />
des zu verabschiedenden<br />
Textes.<br />
Ein weiteres Element der 'Partnerschafts'-Idee<br />
war die Durchführung<br />
von verschiedenen Veranstaltungen<br />
im Vorfeld und außerhalb<br />
der eigentlichen UN-<br />
Konferenz. Allerdings wurden<br />
die Aktivitäten in enger Abstimmung<br />
mit dem federführenden<br />
Habitat-Sekretariat sowie unter<br />
starker Beteiligung anderer UN-<br />
Organisationen, wie der WHO<br />
(Weltgesundheitsorganisation),<br />
dem UNDP (UN-Entwicklungsprogramm)<br />
oder dem UNEP<br />
(UN-Umweltprogramm) durchgeführt.<br />
In erster Linie sind hier die Partner-Foren<br />
zu nennen, die am<br />
Wochenende vor der Eröffnung<br />
von Habitat II in Istanbul durchgeführt<br />
wurden. Hier trafen in jeweils<br />
eigenen Veranstaltungen<br />
die Parlamentarier, Gewerkschafter,<br />
Unternehmer, Nicht-Regierungsorganisationen,Berufsverbände<br />
sowie die Kommunen zusammen,<br />
um ihre Positionen zu<br />
bestimmen und ihre Forderungen<br />
an die UN-Versammlung zu formulieren.<br />
Zu den weiteren Parallelveranstaltung<br />
von besonderem Interesse<br />
zählten die 'Dialoge ßr das<br />
21. Jahrhundert'. In acht ganztägigen<br />
Fachveranstaltungen zu<br />
einzelnen Themen (kommunale<br />
Energieversorgung, Telekommunikation,<br />
Verkehr, Städte der<br />
Zunkunft, Städte und Wasser,<br />
Arbeit und Städte etc.) wurden<br />
hier inhaltliche Positionsbestimmungen<br />
vorgenommen und in<br />
die offizielle Konferenz eingebracht.<br />
Von größerer praktischer Relevanz<br />
als die 'Dialoge' war die<br />
vom Habitat-Zentrum organisierte<br />
'Best Practices'-Ausstellung.<br />
Von mehr als 600 beispielhaften<br />
Modellprojekten zur Wohnungsversorgung<br />
und nachhaltigen<br />
Stadtentwicklung wurden 12 zur<br />
Präsentation nach Istanbul einge-