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Herbsttreffen 2011 - GRH

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wesentlichen Fragen“ treffen. Nach Ziffer 7 wurde die „Verwaltung des Gebiets von Groß-<br />

Berlin“ von der Alliierten Kommandantur geleitet, die ihrerseits unter der Leitung des<br />

Kontrollrats arbeitet. Die Erklärung war von einer „Feststellung“ über die Besatzungszonen<br />

begleitet, die auf dem Londoner Protokoll beruhte.<br />

Die Debatten der Großen Drei in Teheran, Jalta und Potsdam und die Abkommen der Vier<br />

zeigen, dass sie, und nur sie sich für die Festlegung des territorialen Status Deutschlands verantwortlich<br />

betrachteten. Über Grenzen innerhalb Deutschlands und um Deutschland herum<br />

entschieden sie – und nur sie. Das galt bis zur Gründung der zwei deutschen Staaten absolut<br />

und danach mit Einschränkungen weiter. Und das entsprach den Realitäten nach dem Sieg<br />

und war vom völkerrechtlichen Prinzip der Verantwortlichkeit für das Verbrechen des Zweiten<br />

Weltkriegs gedeckt. Grenzfragen waren „Angelegenheiten“, die „Deutschland als ein Ganzes“<br />

betreffen, für die die vier Mächte „gemeinsam“ zuständig waren. Festlegungen der deutschen<br />

Grenzen fußten also auf Entscheidungen der Besatzungsmächte. Meinungsverschiedenheiten<br />

über deutsche Grenzen waren in erster Linie Streitfragen zwischen den Besatzungsmächten.<br />

Die Potsdamer Konferenz hatte beschlossen, dass „die Behandlung der deutschen Bevölkerung<br />

in ganz Deutschland gleich sein“ soll, soweit dies praktisch durchführbar ist.<br />

Deutschland sollte während der Besatzungszeit als „wirtschaftliche Einheit“ betrachtet<br />

werden. Das deutsche Wirtschaftsleben sei „zu dezentralisieren mit dem Ziel der Vernichtung<br />

der bestehenden übermäßigen Konzentration der Wirtschaftskraft, dargestellt insbesondere<br />

durch Kartelle, Syndikate, Trusts und andere Monopolvereinigungen“. Aber der Alliierte<br />

Kontrollrat beschloss – mit Ausnahme der Konfiskation des Vermögens der IG Farben –<br />

nichts dergleichen und die westlichen Zonenbefehlshaber verhinderten die Umwandlung des<br />

privaten Großeigentums in Gemeineigentum. Auf politischem Gebiet sah das Potsdamer Abkommen<br />

vor, Deutschland völlig abzurüsten und zu entmilitarisieren. Die Nazis und ihre<br />

Ideologie sollten vernichtet werden, „es sind Sicherheiten dafür zu schaffen, dass sie in keiner<br />

Form wieder auferstehen können; jeder nazistischen und militaristischen Betätigung und<br />

Propaganda ist vorzubeugen“. Das deutsche politische Leben sollte auf demokratischer<br />

Grundlage umgestaltet werden.<br />

Eine gesamtdeutsche Entwicklung auf der Grundlage des Potsdamer Abkommens fand nicht<br />

statt. Die Westzonen und die Ostzone gingen von Anfang an unter ihrem jeweiligen Besatzungsregime<br />

und gestützt auf gegensätzliche deutsche politische Kräfte unterschiedliche<br />

und unvereinbare politische, wirtschaftliche und kulturelle Wege. Die Zonengrenze Ost-West<br />

war von anderer Qualität als beispielsweise die Grenze zwischen Hessen und Niedersachsen.<br />

Bis zur Gründung der zwei deutschen Staaten 1949, also in der Zeit direkter und umfassender<br />

Besatzungsherrschaft, vertieften sich Schritt um Schritt die Gegensätze, die den Charakter der<br />

Ost-Westgrenze als bloße Grenze zwischen Besatzungszonen und deutschen Ländern innerhalb<br />

Deutschlands de facto und de jure aufhoben. Noch unter den Besatzungsregimes wurde<br />

die Grenze von beiden Seiten zunehmend als Trennlinie zwischen Feinden betrachtet und<br />

dementsprechend verfestigt. Der Kalte Krieg breitete sich aus.<br />

Die Grenze zwischen der Ostzone und den drei Westzonen war von Anfang an eine Trennlinie<br />

zwischen zwei entgegengesetzten gesellschaftlichen Entwicklungen. Die Westmächte wollten<br />

ihre Zonen auf ihren kapitalistischen Weg bringen und als antikommunistisches Bollwerk im<br />

beginnenden Kalten Krieg installieren. Dem stand das Potsdamer Abkommen im Wege, und<br />

es wurde deshalb gebrochen. Die Sowjetunion etablierte im Osten eine antifaschistisch-demokratische<br />

Ordnung, die ihren Vorstellungen entsprach und das Potsdamer<br />

Abkommen auf ihrer Seite hatte.<br />

Das Potsdamer Abkommen führte offiziell zwei unterschiedliche Reparationsgebiete Ost und<br />

West und damit eine Grenzlinie besonderer Art ein. Das deutsche Volk hatte gerechterweise<br />

an die unterdrückten Völker Reparationsleistungen zu erbringen. In Potsdam wurde festgelegt,<br />

dass die Reparationsansprüche nach dem Ost-West-Prinzip erfüllt werden sollten. Aus<br />

der sowjetischen Zone sollten vor allem die Reparationen für die UdSSR und Polen und aus

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