Herbsttreffen 2011 - GRH
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waren die Kränze nach zwei Tagen entfernt. Eine von uns erstattete Anzeige führte unter<br />
fadenscheinigen Gründen – trotz Anhaltspunkten für Befragungen – zu keinen Ermittlungen.<br />
Ich kann mir gut vorstellen, was passiert wäre, wenn die Kränze der führenden Politiker für<br />
ums Leben gekommene Grenzverletzer verschwunden wären. Mit Sicherheit hätte der Staatsschutz<br />
Ermittlungen aufgenommen, „Linksextreme“ oder gar „Stasi-Seilschaften“ wären der<br />
„furchtbaren“ Taten verdächtigt worden.<br />
Und, liebe Freunde, eine zweite Gruppe verdient heute unsere besondere Wertschätzung und<br />
unseren Dank. Das sind jene bis zu 300 Grenzer und für den Grenzschutz Verantwortliche, die<br />
nach 1990 verfolgt, verurteilt und teilweise sogar inhaftiert wurden. Besonders die Inhaftierten<br />
haben Jahre ihres Lebens eingebüßt – für uns alle, denn sie wurden stellvertretend<br />
für alle aufrechten DDR-Bürger kriminalisiert. Für die DDR wurden sie – angeblich „im<br />
Namen des Volkes“ - mit Strafen und hohen finanziellen Belastungen belegt, an denen<br />
mancher noch heute zu tragen hat. Ihnen gilt in besonderer Weise unsere Solidarität.<br />
Schmerzhaft ist für uns das Verhalten von Politikern, die angeblich links sein wollen, aber im<br />
Grunde den Kalten Kriegern nicht nur das Wort reden, sondern Vorlagen liefern. Da äußerte<br />
doch tatsächlich der LINKEN-Politiker Ralf Feldmann, Ratsmitglied der LINKEN in<br />
Bochum, öffentlich:<br />
„Wer die Mauer rechtfertigt, will keinen demokratischen Sozialismus. Mit dieser klaren Feststellung<br />
muss sich der Kreisverband Bochum öffentlich gegen alle Versuche wenden, das<br />
Verbrechen von Mauer und Schießbefehl zu relativieren oder zu verharmlosen.«<br />
Feldmann wandte sich damit gegen das DDR-Museum in Bochum, dessen Verein mutig für<br />
die DDR und die Grenzsicherungsmaßnahmen Position ergreift und nun bereits zum zweiten<br />
Male eine öffentliche Veranstaltung zur DDR-Geschichte mit Zeitzeugen organisiert hat.<br />
Günter Leo, Dieter Stiebert und ich haben eine erste Veranstaltung im April in Bochum<br />
wahrgenommen, Horst Liebig eine solche vor wenigen Tagen. Beide Veranstaltungen wurden<br />
von Peter Wolter von der jungeWelt moderiert. Wir können unseren Freunden aus Bochum<br />
nur dafür danken, dass sie eine solche Aufklärungsarbeit im „tiefen Westen“ leisten. Eine<br />
Delegation des Vereins unter Leitung unseres Genossen Andreas Maluga nimmt heute am<br />
Grenzertreffen teil. Ihnen gilt unsere feste Solidarität.<br />
Übrigens haben eine ähnliche Position zur Grenzsicherung führende LINKEN-Politiker aus<br />
Berlin abgegeben, wie die jungeWelt berichtete.<br />
Wenn Feldmann und Genossen von Geschichte keine Ahnung haben, sollten sie lieber<br />
schweigen.<br />
Liebe Freunde und Genossen,<br />
was in diesem Jahr angesichts der Jahrestage in diesem Lande geschieht, kennzeichnet die<br />
Atmosphäre, in der wir leben. Persönliche Verunglimpfungen, Diffamierungen und Hetze,<br />
verbunden mit der bekannten Geschichtsfälschung und Unterdrückung der Wahrheit stehen<br />
weiter auf der Tagesordnung. Ich meine, diese Art des Kalten Krieges hat sogar noch zugenommen.<br />
Denken wir nur an die jüngste Novelle des so genannten Stasi-Unterlagengesetzes.<br />
Bis 2019 sind nunmehr die erweiterten Überprüfungen auf MfS-Mitarbeit vorgesehen.<br />
Und der DDR-Hasser Lutz Rathenow meint sogar in einer Kolumne (OTZ 09.10.11): „Die<br />
allgemeinen Überprüfungen in bestimmten Verantwortlichkeits-Bereichen werden aber über<br />
2019 hinausgehen müssen. Wahrscheinlich in Einzelfällen und bei bestimmten Positionen bis<br />
zum Jahr 2035, wenn die letzten volljährigen Noch-DDR-Bürger ins Rentnerdasein überwechseln.<br />
Es sei denn, das Renteneintrittsalter läge dann bei 75, dann prüft es noch weiter“.<br />
Und er fügte hinzu: „Es geht bei den MfS-Akten nicht nur um die Stasi, sondern die Analyse<br />
der ganzen DDR-Gesellschaft“.<br />
Ja, so funktioniert dieser Staat, der dem Anspruch eines Rechtsstaates gerecht werden will.<br />
Politischer Wille wird kurzum – man kann sagen, auf Zuruf - in Gesetze und Rechtsprechung