25.10.2012 Aufrufe

DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ergibt sich in starkem Maße aus der Verinnerlichung äußerer Bezugspunkte, wie<br />

beispielsweise einer Familie, einer Sprache, bestimmter Räume usw. All diese Elemente<br />

können im Begriff Heimat zusammengefasst werden.“ 82 Heimat wird somit zum tragenden<br />

Element der Identitätskonstruktion. 83 Auch Andreas Huber versteht in „Heimat in der<br />

Postmoderne“ Identität und Heimat als zwei unmittelbar miteinander verbundene Begriffe,<br />

wobei die Frage nach der eigenen Identität meist der Frage nach der Heimat vorausgeht.<br />

„Identität ist ein ähnlich phantomhafter Begriff wie Heimat. Weil die Frage nach der Identität<br />

ohne Zweifel eng mit der Frage nach Heimat verknüpft wird […].“ 84 Das heißt, dass die<br />

Zugehörigkeit zu einer bestimmten Heimat die eigene Identität festigen bzw. sogar begründen<br />

kann. Dabei verhalten sich Heimat und Identität äußerst ähnlich. Nach Adler wird Heimat<br />

„nicht mehr statisch und als reiner Raumbegriff gesehen, sondern als `Sozialisationsprozess`,<br />

als `Ergebnis menschlicher Individualentwicklung und Individualleistung`.“ 85 Heimat kann<br />

somit nach den eigenen Vorstellungen eines Menschen geformt bzw. erschaffen werden und<br />

besitzt damit auch einen immanenten Konstruktcharakter. Das bedeutet in Folge, dass der<br />

Mensch immer mehr als nur eine Identität besitzen bzw. konstruieren kann, wobei die<br />

unterschiedlichen Identitätsformen auf der Identifikation mit bestimmten sozialen,<br />

biografischen oder national-kulturellen Rollen basieren. Wenn nun widersprüchliche<br />

Weltorientierungen und Rollenzuschreibungen in Verbindung mit einem radikal religiösen,<br />

sozialen, politischen oder geschlechtlichen Positionswechsel treten, „kann sie<br />

[Identitätsdiffusion] sich zu innerer Entfremdung und Heimatlosigkeit, bis hin zu<br />

pathologischem I.verlust steigern“ 86 . Da diese beiden Begriffe so eng aneinander geknüpft<br />

sind, bewirkt der Verlust des einen immer auch den Verlust des anderen. Solange sich Identität<br />

über den Heimatbegriff konstituiert, wird sie durch den Verlust der Heimat auch aufgelöst.<br />

Der Zusammenhang von Identität und Heimat wird vor allem in Dubravka Ugre!i"s Werken<br />

explizit behandelt und spielt auch in Handkes Jugoslawienessays keine unbedeutende Rolle.<br />

Einen interessanten Aspekt eröffnen auch die Kulturwissenschaften, welche die Identität als<br />

„sozial konstruiert und in steigendem Maße durch Medien vermittelt“ 87 verstehen. Der Fokus<br />

82 Ebd. S. 46.<br />

83 Vgl. Peter Dürrmann: Heimat und Identität. Der moderne Mensch auf der Suche nach Geborgenheit. -<br />

Tübingen: Hohenrain-Verlag. 1994. (= Forum. 16.).<br />

84 Andreas Huber: Heimat in der Postmoderne. – Zürich: Seismo Verlag. 1999. S. 101-102.<br />

85 Zitiert nach Ghemela Adler: Heimatsuche und Identität. S. 28.<br />

86 Thomas Schubert: Identität. S. 166.<br />

87 Ebd. S. 167.<br />

26

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!