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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

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1. Einführung<br />

1.1. Kollektive und mediale Wahrnehmung des Zerfalls von Jugoslawien im<br />

deutschsprachigen und kroatischen Raum<br />

Bevor ich mich meinem eigentlichen Untersuchungsgegenstand, dem literarischen<br />

Gegenprogramm von Handke und Ugre!i" widme, ist es notwendig jenes politische und<br />

gesellschaftliche Klima zu skizzieren, welches vor allem im deutschsprachigen Raum, aber<br />

auch auf dem Gebiet der neu entstandenen Teilstaaten Jugoslawiens Anfang der 90er Jahre<br />

herrschte. Dieses fand mit Hilfe der Medien in der Öffentlichkeit Verbreitung und prägte<br />

damit den neuen, aber bald allgemein akzeptierten Konsens. Dabei wird keineswegs eine<br />

tiefgreifende und detaillierte Darstellung der Jugoslawienberichterstattung angestrebt.<br />

Allerdings erscheint es mir notwendig jene Kriegsberichterstattung im Ansatz zu untersuchen,<br />

da die Handke-Debatte durch das kritische Hinterfragen die durch die Medien produzierte<br />

Konformität umfassender verstanden werden kann.<br />

Was war nun dieser Konsens? Wie stellt sich die kollektive und mediale Wahrnehmung des<br />

Zerfalls des Vielvölkerstaates Jugoslawien im Detail dar? Wer waren die Verantwortlichen <strong>für</strong><br />

die stets gleiche Reproduktion der Kriegsbilder?<br />

Zunächst waren es Deutschland und Österreich, welche eine uneingeschränkte Anerkennung<br />

der Teilstaaten forderten. „Als erster und am lautesten aber schrie der <strong>Wien</strong>er Ballhausplatz<br />

nach sofortiger Anerkennung der Sezessionisten – das Außenministerium jenes neutralen<br />

Staates […], hat am energischten [sic!] eine Entwicklung forciert, die absehbar in die<br />

Katastrophe führte.“ 8 Damit soll nicht gesagt sein, dass die deutsch-österreichische Politik als<br />

Auslöser des Krieges zu betrachten ist, jedoch beschleunigten die Aussagen der PolitikerInnen<br />

den Prozess der Sezession. Zudem lieferten diese auch die ersten entscheidenden<br />

Wahrnehmungsbilder, wie dieser Krieg zu deuten sei. Daraus resultierte die Entwicklung<br />

einer öffentlichen Meinung über die Ereignisse auf dem Gebiet der ehemaligen SFRJ.<br />

Es entstand eine Grundstimmung, welche im Wesentlichen pro-Kroatien/Slowenien<br />

ausgerichtet war, Bosnien wurde die Rolle des Opfers zugeteilt und Serbien galt als der<br />

8 Rudolf Burger: Kriegsgeiler Kiebitz oder der Geist von 1914. - In: Klaus Bittermann (Hg.): Serbien muß<br />

sterbien. Wahrheit und Lüge im jugoslawischen Bürgerkrieg. 2. Aufl. - Berlin: Edition Tiamat. (=Critica<br />

Diabolis. 45.) S. 9.<br />

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