25.10.2012 Aufrufe

DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ebenfalls vorsichtig umgehen, da sie mit dieser einseitigen Sicht auf die Medien die<br />

Opposition einer unmittelbar wahrnehmbaren Wirklichkeit eröffnen. Diese lässt jedoch die<br />

Medialität und Konstruktivität jeglicher Wahrnehmung außer Acht.<br />

Dennoch besteht die Möglichkeit der Manipulationskraft der Medien und dem daraus<br />

resultierenden Blick entgegen zu wirken, um Wahrnehmung und Erkenntnis zu gewährleisten.<br />

In der Analyse der ausgewählten Werke werde ich im Detail auf Handkes und Ugre!i"s<br />

Umgang mit den Medien eingehen und ihr Gegenprogramm, welches in Opposition zu den<br />

medialen Wahrnehmungsschemata gestellt wird, darstellen.<br />

2.2.1. Der literarische Text und Wahrnehmung<br />

Grundsätzlich gehören literarische Texte zu jenen Medien, „deren Sprechweisen die<br />

größtmöglichste Blickunsicherheit zu erzeugen im Stande sind.“ 125 Welche „Blicke“ das<br />

Sprechen eines Textes erzeugt kann nicht vorausgesagt werden. Es stellt jedoch einen<br />

produktiven Moment dar. Die bereits erwähnten Schemata ermöglichen Blicke,<br />

Unterscheidungs- und Bezeichnungswege in eine oder mehrere Wirklichkeiten. „Die Wege zu<br />

den Wirklichkeiten sind immer Wahrnehmungswege.“ 126<br />

Im Zusammenspiel von Wahrnehmung und Literatur sei die Kategorie der Perspektive, die<br />

Fokalisierung, erwähnt. Dabei werde ich mich an den Termini und der Vorgehensweise von<br />

Katja Thomas orientieren, welche von der Kategorie des Erzählers Abstand nimmt und<br />

stattdessen von BeobachterInnen bzw. WahrnehmendeN ausgeht. Wenn nun der Erzähler als<br />

Kategorie entfällt, muss man sich zwangsläufig auch von der Erzählperspektive im Sinne der<br />

traditionellen Erzähltextanalyse distanzieren. Wenn man nämlich das Wahrnehmungspotential<br />

eines Textes beschreibbar machen möchte, erweisen sich die Erzähltextanalysen als zu<br />

schematisch. Text und Welt könnten zu schnell ineinander aufgehen. Bernd Stiegler fordert<br />

deshalb, dass der Schwerpunkt auf die Perspektive als optische Kategorie gesetzt werden<br />

sollte:<br />

„Perspektive [ist] vor allem eine optische Kategorie, [die] nur durch räumliche<br />

Organisation oder genauer die räumliche Vorstellung, die ein Text einem Leser zuweist,<br />

produziert wird. Daher ist auch die Unterscheidung zwischen Innen- und<br />

Außenperspektive aufzugeben. Es kann keinen Blick von außen auf das Geschehene<br />

125 Katja Thomas: Poetik des Zerstörten. S. 12.<br />

126 Ebd. S. 12.<br />

34

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!