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DIPLOMARBEIT - Institut für Germanistik - Universität Wien

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Auch Dubravka Ugre!i" zählt seit den Veröffentlichungen ihrer Essays und Glossen Mitte der<br />

Neunziger Jahre zur “bekanntesten und eigenwilligsten Prosaautorin des ehemaligen<br />

Jugoslawien.” 166 Die literarische Auseinandersetzung mit den Umbrüchen im ehemaligen<br />

Jugoslawien trugen zu ihrem internationalen Bekanntheitsgrad bei. Demgegenüber stand die<br />

weitgehend öffentliche Marginalisierung im Herkunftsland, welche laut der Autorin Formen<br />

von “Medienlynch, Ostrazismus, professioneller Marginalisierung und persönlicher<br />

Diskriminierung” 167 annahmen und sie daher den Beschluss gefasst hatte ins freiwillige Exil<br />

zu gehen. Dabei erfährt ihre Literatur zweierlei Lesarten. Zum einen zeigt sich in ihren Texten<br />

eine repräsentative Stimme der kritischen Opposition Kroatiens und Ex-Jugoslawiens, zum<br />

anderen werden sie als taktlos und inakzeptabel eingestuft, da sie<br />

“als Transitionsverliererin das untergehende, ihr konvenierende Regime idealisiert, die<br />

Leiden der ehemaligen Regimeopfer bagatellisiert und verlacht, das eigene Leiden an der<br />

Wende und an der verurteilungswürdigen medialen Hetz-Kampagne hingegen bis zum<br />

Märtyrertum stilisiert und ihr soziales Umfeld in einem pauschalen und ungerechten<br />

Rundumschlag des intellektuellen und moralischen Verrats beschuldigt habe.” 168<br />

Die erstere, politisch orientierte Lesart wurde im internationalen Kontext wahrgenommen, die<br />

letztere, persönlich ausgerichtete vor allem in Kroatien. Im Zusammenhang mit der<br />

grundlegenden These vorliegender Arbeit soll lediglich erstere Lesart berücksichtigt werden.<br />

Ugre!i"s Text stellt sich somit in Opposition zu den gängigen Wahrnehmungsschemata des<br />

neuen unabhängigen kroatischen Staates, des Zerfalls des alten jugoslawischen<br />

Staatenverbandes und des allgegenwärtigen Krieges. Der Text eröffnet, ebenso wie Handkes,<br />

die Möglichkeit ihn als literarisches Gegenprogramm, welches sich gegen die gängige<br />

Wahrnehmungsfolie richtet und einen anderen Blick gewährleisten möchte, zu analysieren.<br />

Während des Krieges stellt die Beobachterin der “Kultur der Lüge” in den ex-<br />

jugoslawischen, später nur kroatischen Medien 169 , zunehmend eine neu präsentierte<br />

Wirklichkeit fest, die sich mit ihren Erinnerungen nicht deckt. Es wird mit Hilfe der Medien,<br />

166 Petra Rehder: Dubravka Ugre!i". - In: Ute Hechtficher (Hg.): Metzler Autorinnen Lexikon. - Stuttgart:<br />

Metzler Verlag. 1998. S. 543.<br />

167 Svetlan Lacko Viduli": Sonderposten im jugoslawischen Erinnerungskrieg. Zur Exil-Prosa von Dubraka<br />

Ugre!i". - In: http://www.kakanien.ac.at/beitr/fallstudie/SVidulic3.pdf (01.12.2010, 11:30) S. 1.<br />

168 Ebd. S. 1.<br />

169 Anfang des Krieges hatte die Bevölkerung noch Zugriff auf serbische und bosnische Medien. Während des<br />

Krieges wurde der Informationsfluss unterbrochen. “Feindliche” Fernsehprogramme waren nur mehr per<br />

Satelllitenschüsseln zu empfangen, was kaum jemand noch nutzte. Man hatte Angst vor öffentlichen<br />

Denunziationen.<br />

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