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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 110 / 02. 08. 2012<br />

Wissenschaft & Technik<br />

Magnetische RAM-Power<br />

S<strong>im</strong>ulationsexpertInnen der FH St. Pölten »spinnen« neue Datenspeicher<br />

67<br />

Nanomagnetische Bauteile könnten die<br />

Zukunft der zentralen Speichermöglichkeiten<br />

von Computern bedeuten. Wesentlich<br />

dafür ist die Nutzung der als „magnetischer<br />

Spin“ bezeichneten Eigenschaft<br />

best<strong>im</strong>mter Metalle. Das hat die Analyse von<br />

nanomagnetischen Prozessen durch modernste<br />

S<strong>im</strong>ulationstechniken an der Fachhochschule<br />

St. Pölten ergeben. Am 9. Juli wurden<br />

neueste Erkenntnisse zu nanomagnetischen<br />

Potentialen und Anwendungsbeispiele dieser<br />

Technologie auf der „19th International Conference<br />

on Magnetism“ in Korea der Fachwelt<br />

vorgestellt.<br />

Max<strong>im</strong>ale Leistungssteigerung<br />

Höher, schneller, weiter – die Nachfrage<br />

nach miniaturisierten Technologien, die Rechenprozesse<br />

schneller und energieeffizienter<br />

machen und größere Speichervolumina<br />

erlauben, ist enorm. „Da stellt sich die Frage,<br />

wie die Zukunft des als RAM bezeichneten<br />

Arbeitsspeichers von Computern oder auch<br />

der Festplatte aussehen könnte. Die Spin-<br />

Elektronik und Nanostrukturen sind dabei<br />

große Hoffnungsträger, da sie die Konstruktion<br />

neuartiger magnetischer Datenspeicher<br />

erlauben“, meint Prof. Thomas Schrefl,<br />

Leiter des Master-Studiengangs Industrial<br />

S<strong>im</strong>ulation an der FH St. Pölten. Die Nutzung<br />

des Nanomagnetismus würde das derzeit<br />

flüchtige Gedächtnis des Arbeitsspeichers<br />

in ein elefantenhaftes Langzeitgedächtnis<br />

verwandeln. Und die Speicherkapazität<br />

von Festplatten ist noch lange nicht<br />

ausgereizt, wenn man das nanomagnetische<br />

Verhalten ihrer Komponenten opt<strong>im</strong>al ausnützt.<br />

Die Berechnung und Analyse der dafür<br />

notwendigen magnetischen Prozesse ist<br />

allerdings eine Herausforderung an die Rechenleistung,<br />

die nur durch modernste S<strong>im</strong>ulationstechnik<br />

zu meistern ist. An der FH St.<br />

Pölten wird diese Herausforderung nun mit<br />

einem innovativen S<strong>im</strong>ulationsmodell angenommen.<br />

1:0 für die S<strong>im</strong>ulation<br />

Mit diesem Modell läßt sich das Verhalten<br />

von magnetischen Nanostrukturen,<br />

also mikroskopisch kleinen magnetischen<br />

Teilchen in Schichtsystemen, analysieren.<br />

Wesentlich ist dabei, das „Umschalten“ von<br />

elektromagnetischen Elementen darstellen<br />

Foto: Fachhochschule St. Pölten GmbH<br />

Univ.Prof. FH-Prof. Thomas Schrefl<br />

zu können. Denn dieses liegt dem Prinzip,<br />

digitale Information in binären Codes von<br />

„1“ und „0“ darzustellen, zugrunde. An der<br />

FH St. Pölten werden dazu nun unterschiedliche<br />

S<strong>im</strong>ulationstechniken wie stochastische<br />

Opt<strong>im</strong>ierungsalgorithmen und Randelementeverfahren<br />

zur Berechnung magnetischer<br />

Felder mit der sogenannten Finite-<br />

Elemente-Methode kombiniert: „Dabei handelt<br />

es sich um eine S<strong>im</strong>ulationsmethode,<br />

die auch in der Statik und der Mechanik für<br />

die Konstruktion von Hochhäusern und Brükken<br />

eingesetzt wird. Diese Technologie kann<br />

man auch auf magnetische Teilchen anwenden,<br />

um sich magnetische Spin-Eigenschaften<br />

von Elektronen anzuschauen“, erläutert<br />

Prof. Schrefl. Und gerade dieser Spin könnte<br />

der Schlüssel zu revolutionären Fortschritten<br />

bei der Entwicklung der zentralen Computerspeicher<br />

sein.<br />

Noch nach dem ursprünglichen Prinzip<br />

So funktionieren selbst die leistungsfähigsten<br />

Arbeitsspeicher (RAM – Random<br />

Access Memory) noch heute nach dem ursprünglichen<br />

Prinzip, das die Speicherung<br />

auf Grundlage elektrischer Ladung vorsieht.<br />

Hohe Ladung = 1, niedrige Ladung = 0. Ist<br />

der Strom weg, passiert aber auch das Gleiche<br />

mit der gespeicherten Information. Anders<br />

bei der Nutzung des magnetischen<br />

Spins von Elektronen. Dieser ist auch ohne<br />

Strom stabil und kennt sogar vier Zustände:<br />

links, rechts, oben, unten. Neben stromunabhängiger<br />

Speicherung ist durch die Nutzung<br />

dieser vier Zustände auch eine höhere<br />

Speicherdichte möglich.<br />

Magnetische RAM-Power<br />

Erste Umsetzung dieses Prinzips sind<br />

sogenannte MRAMs (Magnetic Random<br />

Access Memory). Diese basieren auf mikroskopisch<br />

kleinen, zirka 40 x 40 Nanometer<br />

großen, magnetischen Elementen, deren<br />

Verhalten das Team um Schrefl s<strong>im</strong>uliert.<br />

Dieser meint dazu: „Unser Ziel ist es, bei<br />

den Umschaltprozessen eine Geschwindigkeit<br />

von 10 Bit pro Nanosekunde zu erreichen.<br />

Doch dieses Ziel ist nur bei einem<br />

opt<strong>im</strong>alen Design unter gleichzeitig effizienter<br />

Nutzung der Materialeigenschaften möglich.“<br />

Gleiches gilt für die Opt<strong>im</strong>ierung des<br />

Festplattendesigns, das bereits auf magnetische<br />

Prozesse aufbaut, diese aber laut Prof.<br />

Schrefl bei weitem nicht zu ihrem vollen<br />

Potential ausnützt. In Korea hat Prof. Schrefl<br />

solche Anwendungsgebiete der von ihm entwickelten<br />

S<strong>im</strong>ulationsverfahren vorgestellt.<br />

Deren Nutzung, davon ist er überzeugt, erlaubt<br />

es, die Computer-Power des 21. Jahrhunderts<br />

zu max<strong>im</strong>ieren – ohne den aufwendigen<br />

Bau zahlloser Prototypen.<br />

Über die Fachhochschule St. Pölten<br />

Die Fachhochschule St. Pölten ist Anbieterin<br />

praxisbezogener und leistungsorientierter<br />

Hochschulausbildung in den Themengebieten<br />

Medien, Informatik, Verkehr, Gesundheit<br />

und Soziales. In mittlerweile 16 Studiengängen<br />

werden rund 2000 Studierende<br />

betreut. Neben der Lehre widmet sich die FH<br />

St. Pölten intensiv der Forschung. Die wissenschaftliche<br />

Arbeit erfolgt innerhalb der<br />

Kompetenzfelder Medientechnik, Medienwirtschaft,<br />

IT-Sicherheit, S<strong>im</strong>ulation, Schienenverkehr,<br />

Gesundheit und Soziales. Es erfolgt<br />

ein stetiger Austausch zwischen Studiengängen<br />

und Instituten, in denen laufend<br />

praxisnahe und anwendungsorientierte Forschungsprojekte<br />

entwickelt und umgesetzt<br />

werden.<br />

•<br />

http://www.fhstp.ac.at<br />

»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at

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