Leben im Vierkanthof Leben im Vierkanthof - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 110 / 02. 08. 2012<br />
Kultur<br />
89<br />
einlegen, doch die nächste Herausforderung<br />
ließ nicht lange auf sich warten.<br />
Er übern<strong>im</strong>mt 1992 als erfahrener Mann<br />
der Operette die Intendanz der Seefestspiele<br />
Mörbisch. Mit seinem Engagement, seiner<br />
Hartnäckigkeit und seinem „wunderbaren“<br />
Charme machte er die Seefestspiele Mörbisch<br />
zu dem, was sie heute sind: das „Mekka<br />
der Operette“. 2012 verabschiedet er sich<br />
nach 20 Jahren erfolgreicher Intendantentätigkeit<br />
mit „Die Fledermaus“ von der Seebühne<br />
Mörbisch.<br />
Harald Serafin erhält zahlreiche Ehrungen<br />
und Auszeichnungen, u.a. 1995 den<br />
Ehrentitel Professor, 1996 das Komturkreuz<br />
des Landes Burgenland, 1999 das Goldene<br />
Ehrenzeichen des Landes Wien und 2001<br />
das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst<br />
1. Klasse. Des weiteren wurde er 2007 von<br />
der Bundeshauptstadt Wien für seine Verdienste<br />
um das urösterreichische Kulturgut<br />
der Operette mit der goldenen Ehrenmedaille<br />
ausgezeichnet. Im Februar 2009 erhielt er<br />
das Ritterkreuz des Ordens für Verdienste<br />
um Kunst, Kultur und Wissenschaft der<br />
Republik Litauen.<br />
Harald Serafin kann auf ein bewegtes<br />
<strong>Leben</strong> zurückblicken, das er auch zu Papier<br />
gebracht hat. In seiner Biografie „Nicht <strong>im</strong>mer<br />
war es wunderbar“ erzählt er von den<br />
Anfängen seiner Gesangskarriere, seiner<br />
spannenden Künstlerlaufbahn, seiner Familie<br />
und mit viel Humor auch von manchem<br />
Stolperstein in seinem <strong>Leben</strong>.<br />
„Der Gesang und die Musik haben es mir<br />
ermöglicht, zu werden, was ich <strong>im</strong>mer sein<br />
wollte: ein freier Mensch.“ (Harald Serafin)<br />
Schellenberger folgt Serafin<br />
Nach einem mehrere Wochen dauernden<br />
Auswahlverfahren sind bereits in einer<br />
Sitzung am 4. Mai 2011 die Würfel gefallen:<br />
Die Generalversammlung der Seefestspiele<br />
Mörbisch hatte beschlossen, die künstlerische<br />
Leitung für das größte Operettenfestival<br />
der Welt einer Frau zu übertragen. Ab September<br />
2012 wird Kammersängerin Dagmar<br />
Schellenberger die Aufgaben der Intendanz<br />
von Kammersänger Professor Harald Serafin<br />
übernehmen.<br />
•<br />
http://www.seefestspiele-moerbisch.at<br />
Höllischer Spaß<br />
In einer Wiener Posse von Franzobel wird in Adi Hirschals Wiener<br />
Lustspieltheater Goethes Faust von Publikumslieblingen schmähreich gehuldigt.<br />
Foto: K.Schiffl<br />
Nach der Premiere Am Hof: Ela und Adi Hirschal und Autor Franzobel<br />
Das bunt barocke Zelttheater auf dem<br />
Wiener Innenstadtplatz Am Hof bebte.<br />
Und das lag nicht nur am effektvollen Erscheinen<br />
von Mephisto Wolfram Luzifer<br />
Lamperl (Christian Dolezal). In einer Rauchwolke<br />
ließ er das Studierz<strong>im</strong>mer von Faust<br />
(Ronald Seboth) erzittern und schmachtete<br />
als „klana roter Röster“ lasziv <strong>im</strong> Blues-<br />
Rhythmus holde Weiblichkeit und herbe<br />
Männlichkeit gleichermaßen an. Noch vor<br />
Ende der Premiere von Franzobels Wiener<br />
Posse mit Gesang „Faust oder Ein Dermatologe<br />
auf der Suche nach einer guten Haut“<br />
hatte das Publikum bereits entschieden: Das<br />
ist Wiener Komödie pointenreich zum Zerkugeln.<br />
Im mit 400 Menschen ausgebuchten und<br />
prominent besuchten Wiener Lustspielhaus<br />
schallte entsprechend häufig und lautstark<br />
Szenen-Applaus. Allen voran für Dolores<br />
Schmidinger, die in der Schlüsselpartie als<br />
Fausts raunzend resolute Haushälterin Ernestine<br />
von und zu Frottee und „gute Haut“<br />
von Anfang an alle Humor-Register zog.<br />
Rasant ging es <strong>im</strong> turbulenten Rollenwechsel<br />
von Faust und Mephisto weiter. Anders<br />
als bei Goethe läßt Franzobel – zwei<br />
Seelen, ach in einer Brust – Faust und Mephisto<br />
mehrmals die Identitäten wechseln.<br />
Endgültig atemberaubend agierte Maxi Blaha<br />
<strong>im</strong> witzig wortreichen Rede-Marathon als<br />
goscherte mit Implantaten herumfuchtelnde<br />
PR-Lady Martha Langbein, geborene Gurkenhax.<br />
Sie wirft anfangs ein Auge auf Faust,<br />
um schließlich ihre wahre Leidenschaft für<br />
Mephisto zu entdecken. Als dann auch noch<br />
Fausts Sohn Tupferl (Klaus Haberl) bemüht<br />
in die Rolle von Haushälterin Erna schlüpfte<br />
und nicht nur seiner Angebeteten Gretchen<br />
Blumengrund (Petra Böhm) ganz unmanierlich<br />
in knapper Serviertracht Bauch präsentierte,<br />
war die St<strong>im</strong>mung auf dem Höhepunkt.<br />
Adi Hirschal selbst war teuflisch vergnügt<br />
<strong>im</strong> Glück. Hatte er doch „sein Baby“, das<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
aus einer „spinnerten“ Idee von Franzobel<br />
entstanden war, gemeinsam mit seinem<br />
Ensemble, dem italienischen Modedesigner<br />
Maurizio Giambra und ORF-Choreograf<br />
Ferdinando Chefalo gesund vom Literaturh<strong>im</strong>mel<br />
des Dichterfürsten Goethe auf den<br />
Wiener Boden unters Volk gebracht.<br />
Wie und warum das alles (<strong>Leben</strong>s-)Sinn<br />
macht, ist noch bis zum 1. September zu<br />
erleben.<br />
•<br />
http://www.wienerlustspielhaus.at