Leben im Vierkanthof Leben im Vierkanthof - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 110 / 02. 08. 2012<br />
Kultur<br />
76<br />
weiß-Fotos als motivische Anregungen für<br />
die Malerei. Wenn Zadrazil sich für eines<br />
dieser Motive als Ausgangspunkt eines Gemäldes<br />
entschied, projizierte er das Negativ<br />
auf den Malgrund, meist eine grundierte<br />
Holzplatte. Details wurden hinzugefügt oder<br />
verändert, d.h. das Foto diente nur als formale<br />
Stütze für die Bildkomposition. Dann<br />
begann der Akt des Malens, der Bildentwicklung,<br />
der malerischen Auseinandersetzung<br />
mit Oberflächenglanz, Licht, Materialstrukturen.<br />
Alle Fotovorlagen waren schwarzweiß,<br />
Zadrazil wollte sich nicht von der trügerischen<br />
Farbigkeit von Fotofilmen und<br />
Chemikalien abhängig machen, sondern verließ<br />
sich bewußt auf seine künstlerische<br />
Entscheidung für die konkrete Farbgebung.<br />
Vielleicht ist schon hier eine Voraussetzung<br />
dafür zu finden, daß seine Bilder eine<br />
singuläre, ganz spezifische Farbigkeit aufweisen.<br />
Oft entwickeln sich diese eher aus<br />
dem Dunklen und weisen eine hohe Differenziertheit<br />
<strong>im</strong> Detail auf, sind aber von<br />
einer gewissen Schwere gekennzeichnet,<br />
was möglicherweise an den Motiven liegt,<br />
die fast <strong>im</strong>mer formatfüllende „Nahaufnahmen“<br />
sind. Selten sieht man H<strong>im</strong>mel oder<br />
gar eine direkte Lichtquelle. Das charakteristische<br />
Licht und die Farbigkeit, aber auch<br />
die beschriebene Arbeitsweise des Künstlers<br />
zeigen, daß Zadrazil kein „Fotorealist“ war.<br />
Franz Zadrazil war Kreateur eines best<strong>im</strong>mten<br />
unverwechselbaren Kolorits und einer<br />
Bildst<strong>im</strong>mung, die weit entfernt von der<br />
Vorlage sein künstlerisches Credo manifestiert.<br />
Die letzten Jahre – Metallschilder<br />
In den „Fassadenbildern“ wird der Blick<br />
auf Details in einem großen Bildzusammenhang<br />
geschärft, wodurch sich die architektonische<br />
Vorlage verkleinert. Die in den letzten<br />
<strong>Leben</strong>sjahren entstandenen Werke versuchen<br />
das Gegenteil, es sind Vergrößerungen<br />
kleiner Objekte, die einmal Teil von Fassaden<br />
gewesen sein könnten: Metallschilder.<br />
Neben den Motiven dieser Schilder, die<br />
heute begehrte Sammlerobjekte sind und<br />
massenhaft nachproduziert werden, interessierte<br />
den Künstler besonders der Prozeß des<br />
Verfalls – das Abplatzen von Farbe und der<br />
Bild oben:<br />
Franz Zadrazil, »Pintchik Country«,<br />
1984, Öl auf Novopan, 130 x 130 cm<br />
© Nachlaß des Künstlers<br />
Bild unten:<br />
Franz Zadrazil, »Clever and wonderful«,<br />
2002, Öl auf Holzplatte, 154 x 154 cm<br />
© Nachlaß des Künstlers<br />
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