Leben im Vierkanthof Leben im Vierkanthof - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 110 / 02. 08. 2012<br />
Innenpolitik<br />
9<br />
Umgang mit Energie ist nicht nur ein wichtiger<br />
Beitrag zum Kl<strong>im</strong>aschutz, sondern stabilisiert<br />
bzw. senkt die Kosten für Unternehmen<br />
und Haushalte“, betont Lichtenecker.<br />
Hochhauser: Top-Position <strong>Österreich</strong>s<br />
durch Reformen absichern<br />
„Trotz Wirtschafts- und Finanzkrise steht<br />
<strong>Österreich</strong> <strong>im</strong> europäischen Vergleich sehr<br />
gut da: Die Arbeitslosenrate ist so niedrig<br />
wie sonst nirgends in der EU, unser Wirtschaftswachstum<br />
war in jedem einzelnen der<br />
vergangenen zehn Jahre höher als das der<br />
EU bzw. der Eurozone und bei der Wirtschaftskraft<br />
pro Kopf der Bevölkerung liegen<br />
wir jetzt sogar auf dem dritten Stockerlplatz.<br />
Nun gilt es, diese rot-weiß-rote Erfolgsstory<br />
dauerhaft abzusichern“, betonte<br />
Wirtschaftskammer-Generalsekretärin Anna<br />
Maria Hochhauser.<br />
In <strong>Österreich</strong> sei es gelungen, „eine gute<br />
Balance zwischen der nötigen Budgetkonsolidierung<br />
und wachstumsfördernden Impulsen“<br />
zu finden. Bei den Exporten zähle <strong>Österreich</strong><br />
sogar zu den ganz wenigen Ländern<br />
in Europa, die das <strong>im</strong> Sog der Weltwirtschaftskrise<br />
2008/2009 verlorene Terrain bereits<br />
innerhalb von zwei Jahren wieder wettmachen<br />
konnten. Vor diesem Hintergrund<br />
wird <strong>Österreich</strong> heuer einen Zuwachs der<br />
Wirtschaftsleistung erreichen, während der<br />
Eurozone insgesamt eine Rezession droht.<br />
„Das gemeinsame Ziel von Wirtschaft<br />
und Regierung muß sein, daß <strong>Österreich</strong> mit<br />
einer gezielten Wachstums- und Reformpolitik<br />
auch in Zukunft unter den Top-Ländern<br />
der EU rangiert. Wachstum und Reformen<br />
sind die Voraussetzung für stabile<br />
Staatsfinanzen, für eine gute Beschäftigungslage<br />
und für dauerhaften Wohlstand.<br />
Der richtige Mix aus guten Maßnahmen<br />
macht den Erfolg aus.“<br />
Foglar: Anstrengungen verstärken<br />
„<strong>Österreich</strong>s Wirtschaft steht <strong>im</strong> europäischen<br />
Vergleich gut da, wie auch der Wirtschaftsbericht<br />
der Bundesregierung heute gezeigt<br />
hat“, sagt ÖGB-Präsident Erich Foglar.<br />
„Viele richtige Maßnahmen wurden gesetzt,<br />
einiges davon auf Initiative der Sozialpartner,<br />
wie etwa die Konjunkturpakete gegen<br />
die Krise, Kurzarbeit oder das Gesetz gegen<br />
Lohn- und Sozialdumping. Das ist noch nicht<br />
genug, in <strong>Österreich</strong> und in Europa müssen<br />
die Anstrengungen verstärkt werden. Es geht<br />
nun darum, Wachstum und Beschäftigung zu<br />
schaffen, vor allem für junge Menschen.<br />
Und es geht darum, den Sozialstaat abzusichern,<br />
fairer als bisher zu finanzieren und<br />
auszubauen. Sozialabbau ist kein tauglicher<br />
Weg, um die Budgets zu konsolidieren.“<br />
Es sei erfreulich, daß die Wirtschaft auch<br />
heuer wieder stärker wachsen werde als der<br />
EU-Schnitt und daß die Arbeitslosigkeit,<br />
auch bei den jungen Menschen, niedriger<br />
sei. „Zur Absicherung dieser relativ guten<br />
Entwicklung müssen aber nun rasch die nötigen<br />
Impulse gesetzt werden“, sagte Foglar.<br />
„Alles, was nachhaltig Wachstum und<br />
Beschäftigung schafft, ist geeignet, die Krise<br />
zu überwinden.“ Daß die Regierung nicht,<br />
wie in anderen Staaten Europas, in Sozialabbau<br />
den Weg aus der Krise gesehen habe,<br />
schreibt Foglar auch dem Engagement der<br />
Gewerkschaften zu. „Löhne und Pensionen<br />
senken, Sozialleistungen kürzen, Bildungsausgaben<br />
zusammenstreichen – die Bundesregierung<br />
hat diesen Weg zum Glück nicht<br />
gewählt. Nun kommt es darauf an, die nächsten<br />
Schritte zu gehen.“<br />
Tumpel: Regierung soll mehr für<br />
Wachstum und leistbare Preise tun!<br />
Damit Wachstum und Konsolidierung tatsächlich<br />
kein Widerspruch sind, wie die Finanzministerin<br />
meinte, gehören Verteilungsthemen<br />
in den Vordergrund gerückt. „Zur<br />
Abfederung der Euro-Krise müssen auch<br />
vermehrt Vermögenssteuern herangezogen<br />
werden“, sagte AK-Präsident Herbert Tumpel.<br />
„Damit die Kaufkraft nicht sinkt, muß<br />
die Regierung auch auf leistbare Preise<br />
schauen. Außerdem muß den prognostizierten<br />
niedrigen Wachstumsraten gegengesteuert<br />
werden.“ Es brauche daher dringend Maßnahmen<br />
für mehr Wachstum und leistbare<br />
Preise sowie mehr Verteilungsgerechtigkeit.<br />
„Auch wenn die wirtschaftliche Situation<br />
in <strong>Österreich</strong> <strong>im</strong> internationalen Vergleich<br />
relativ gut dasteht, muß das auch bei den<br />
Menschen ankommen. Denn die hohen Preise<br />
machen vielen von uns das <strong>Leben</strong> kaum<br />
leistbar“, sagt Tumpel. Die jüngsten Eurostat-Daten<br />
geben der AK recht: Im Jahr 2006<br />
lag das österreichische Preisniveau für Konsumausgaben<br />
der privaten Haushalte unter<br />
Deutschland, Frankreich und Italien. Ab<br />
2007 zeichnet sich ein starker Preisschub ab.<br />
Nun ist nur noch Frankreich teurer als <strong>Österreich</strong>.<br />
Gerade bei den Ausgaben des täglichen<br />
<strong>Leben</strong>s – Essen, Wohnen, Verkehr –<br />
ist diese Entwicklung für die Menschen problematisch.<br />
Bei den Nahrungsmittelausgaben<br />
liegt <strong>Österreich</strong> seit 2007 deutlich höher<br />
als Deutschland oder Italien. Überdies erwartet<br />
das WIFO über 52.000 mehr Arbeitslose<br />
für 2012 als zu Beginn der Krise. Und<br />
dabei sind die Menschen in Schulungen<br />
noch nicht mitgezählt. Die Arbeitslosenquote<br />
steigt 2012 nach nationaler Berechnung<br />
auf 7,1 Prozent.<br />
Neumayer: Politik muß weiter<br />
Hausaufgaben machen<br />
Als „erfreulich und grundsätzlich positiv“<br />
bewertete der Generalsekretär der Industriellenvereinigung<br />
(IV), Christoph Neumayer,<br />
den Wirtschaftsbericht <strong>Österreich</strong><br />
2012. „Der Wirtschaftsbericht zeigt, daß<br />
<strong>Österreich</strong> dank der starken he<strong>im</strong>ischen<br />
Betriebe seinen Wachstumsvorsprung gegenüber<br />
der Eurozone und damit die Top-Plazierung<br />
bei der Beschäftigung behalten konnte.“<br />
Dies gebe grundsätzlich Zuversicht,<br />
dürfe jedoch nicht dazu führen, in Eigenlob<br />
und Selbstzufriedenheit zu verfallen. „Die<br />
Politik muß weiter ihre Hausaufgaben machen,<br />
um Wettbewerbsfähigkeit und damit<br />
die Chance auf Wachstum und Jobs weiterhin<br />
sicherzustellen.“.<br />
<strong>Österreich</strong> könne seit Jahren mit ständigen<br />
Leistungsbilanzüberschüssen überzeugen.<br />
Die Volkswirtschaft produziere demnach<br />
mehr als sie konsumiert. „Das ist ein untrügliches<br />
Zeichen dafür, daß die Wirtschaft<br />
jedenfalls weiterhin zu den Stärkefeldern des<br />
Landes zählt“, betonte Neumayer. Seitens<br />
der Politik gelte es vor diesem Hintergrund,<br />
glaubhafte Maßnahmen zu setzen, um Wirtschaft<br />
und Konsumenten aus der Vertrauenskrise<br />
zu führen. Höhere Staatsschulden und<br />
höhere Staatsausgaben führten bekanntermaßen<br />
zu keinem dauerhaften selbsttragenden<br />
Aufschwung, vielmehr brauche es dafür<br />
Strukturreformen sowie das Anspringen privater<br />
Investitionen. „Im Zentrum der Bemühungen<br />
müssen nachhaltige und wachstumsfreundliche<br />
Rahmenbedingungen stehen, um<br />
die privaten Investitionen in unserem Land<br />
weiter anzukurbeln“, so Neumayer. Zudem<br />
müsse <strong>Österreich</strong> seine Anstrengungen <strong>im</strong> Zukunftsbereich<br />
Forschung und Entwicklung<br />
intensivieren, um als „Innovation Leader“<br />
wieder in die erste Liga der europäischen<br />
Innovationsstandorte vorzustoßen.<br />
Der IV-Generalsekretär verwies darauf,<br />
daß <strong>Österreich</strong>s größte Herausforderung weder<br />
die Konjunkturschwankungen noch eine<br />
Konsumzurückhaltung sei, sondern das niedrige<br />
und weiterhin sinkende Potentialwachstum.<br />
Mit den Sanierungsplänen und der<br />
Schuldenbremse sei man in <strong>Österreich</strong> <strong>im</strong>merhin<br />
in der europäischen Wirklichkeit angekommen.<br />
Damit habe man aber noch nicht<br />
„das Ende der Fahnenstange“ erreicht. •<br />
Quellen: Österr. Wirtschaftsbericht 2012, BMWFJ,<br />
BMASK, BMF, BWVIT, Grüne, WKÖ, ÖGB, AK, IV<br />
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