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Akademische Vorlesungen über das Neue ... - Licht und Recht

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§ 1. Von dem Leben <strong>und</strong> der Person des Apostels Johannes.<br />

Weder die Evangelien, noch <strong>das</strong> Buch der πράξεις τῶν ἀποστόλων, welches Lukas für Theophilus<br />

geschrieben, liefern uns von der Person <strong>und</strong> dem Leben auch nur eines einzigen der Apostel<br />

einen derartigen Bericht, welcher irgendwie in dem gewöhnlichen Sinn des Worts eine Geschichte<br />

oder Lebensbeschreibung derselben genannt werden könnte. Es kann dies nicht erklärt werden aus<br />

einer mangelhaften oder volksmäßigen Art der Geschichtschreibung, welche Einige den historischen<br />

Büchern des N. T. haben aufbürden wollen; denn Lukas, ein Arzt, war sicher mit griechischer<br />

<strong>und</strong> römischer Geschichtschreibung zur Genüge bekannt. Noch viel weniger aber kann es daraus erklärt<br />

werden, <strong>das</strong>s der geschichtliche Stoff dieser Bücher aus dem M<strong>und</strong>e des Volks sollte entnommen<br />

sein; denn gerade <strong>das</strong> Volk liebt es, den einzelnen Lebenszügen seiner Helden nachzugehen –<br />

wie denn auch die spätere apokryphische Literatur zeigt, <strong>das</strong>s man zu jedem Apostel-Namen auch<br />

acta <strong>und</strong> eine vita erdichtet, während die Kirchen-Scribenten mit größter Sorgfalt jede Notiz <strong>über</strong><br />

Leben <strong>und</strong> Schicksale der Apostel zusammensuchten. Da es nun auch nimmermehr Mangel an Liebe<br />

<strong>und</strong> Interesse für die Personen selbst kann gewesen sein, weshalb die Evangelisten <strong>und</strong> in der<br />

Apg. Lukas so Weniges <strong>und</strong> fast nur Beiläufiges von der Apostel Leben in ihre Erzählung verflochten<br />

haben, so kann der Gr<strong>und</strong> nur darin liegen, <strong>das</strong>s vor einem ganz anderen <strong>und</strong> höheren Zwecke,<br />

von welchem sie in der Abfassung ihrer Schriften geleitet wurden, jede Rücksicht auf die Personen<br />

<strong>und</strong> auf die zufälligen Schicksale des einzelnen in die evangelische Geschichte verflochtenen Menschen<br />

zurücktrat. Die Evangelisten haben nur <strong>das</strong>jenige aufgezeichnet, was in wesentlicher Beziehung<br />

steht zu dem Rate Gottes zu unserer Seligkeit, offenbar geworden in Christo Jesu, was charakteristisch<br />

war für die Erkenntnis Jesu von Nazareth als des von Gott gesandten Erretters der Menschen,<br />

<strong>und</strong> worin sich die Bewährung der ewigen Worte k<strong>und</strong>gab, in welchen Moses <strong>und</strong> die Propheten<br />

die Zukunft des Waltens Gottes zur Zeit der Aufrichtung seines Königreichs auf Erden abgezeichnet<br />

<strong>und</strong> zuvorbeschrieben hatten. Fassen wir diesen Zweck ins Auge, so geben uns die Evangelien<br />

<strong>und</strong> die Akten einen ganz vollständigen Aufschluss auch in Betreff der Apostel <strong>und</strong> Evangelisten.<br />

Allerdings würde es uns interessant <strong>und</strong> angenehm sein, von Johannes’ Geburt, Eltern, Erziehung,<br />

Leben, Aufenthaltsort <strong>und</strong> Tod recht spezielle <strong>und</strong> ausführliche Data zu besitzen; aber für seinen<br />

Charakter als Apostel <strong>und</strong> die Zuverlässigkeit dessen, was er geschrieben, wären alle diese Dinge<br />

zufällig <strong>und</strong> ohne Entscheidung; denn da die Apostel nicht sich selbst im Auge gehabt, haben sie<br />

auch nicht ihre Namen <strong>und</strong> Personen oder ihre Lebensbeschreibung ihren Werken vorgesetzt, <strong>und</strong><br />

ebenso wenig haben Diejenigen, welche durch die Predigt der Apostel gläubig geworden, die Person<br />

der Apostel ins Auge gefasst – vielmehr, da die Evangelisten Zeugen Christi gewesen, so gehen<br />

alle Nachrichten <strong>über</strong> sie dahin aus, uns dar<strong>über</strong> K<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Gewissheit zu geben, wie sie zu diesem<br />

Amt in den Stand gesetzt worden sind. Die Namen der Apostel werden uns zuerst – <strong>und</strong> gerade da<br />

genau <strong>und</strong> ausdrücklich mitgeteilt, wo ihre Berufung von dem Herrn gemeldet wird. Matthäus gibt<br />

sie, nachdem schon oftmals von den δώδεκα μαθηταῖς die Rede gewesen, erst im 10. Kap., wo er<br />

die feierliche Machtbekleidung <strong>und</strong> Aussendung der 12 Apostel meldet. Bei Markus finden wir sie<br />

im 3. Kap. V. 13 ff., wo er schreibt: καὶ ἐποίησε δώδεκα ἵνα ὦσι μετ᾽ αὐτοῦ καὶ ἵνα ἀποστέλλῃ<br />

αὐτοὺς κηρύσσειν usw. Gleichwie es also heißt, Joh. 15,16: nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich<br />

habe euch erwählt, <strong>und</strong> Act. 1,2: welche er auserwählt hatte, <strong>und</strong> Mk. 3: er rief zu sich, welche er<br />

wollte – so ist dies der wahre Anfang ihres Lebens, <strong>das</strong>s der Herr diese Zwölf gemacht hat<br />

(ἐποίησε), <strong>das</strong>s sie seine Zeugen seien. Nach Lk. 6,12 ff. hatte er die Nacht vorher allein im Gebete<br />

auf einem Berge zugebracht. Dass von da ab <strong>das</strong> eigentliche <strong>und</strong> neue Leben, <strong>das</strong> Geburtsjahr der<br />

Apostel eingetreten, gibt Markus weiter dadurch zu verstehen, <strong>das</strong>s er die Namennennung zuerst<br />

hervorhebt: καὶ ἐπέθηκε τῶ Σίμωνι ὄνομα Πέτρον, <strong>und</strong> V. 17 von Jakobus <strong>und</strong> Johannes: καὶ

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