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Akademische Vorlesungen über das Neue ... - Licht und Recht

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II. Zeit <strong>und</strong> Ort der Abfassung. 39<br />

II. Zeit <strong>und</strong> Ort der Abfassung.<br />

Irenäus sagt, <strong>das</strong> Evang. sei später als die andern in Ephesus vom Apostel geschrieben. Ebenso<br />

Clem. Alex., Origenes, Hieron. u. A. Auch die syrische Übersetzung gibt Ephesus an (Chrys.<br />

Theod. Mops. u. A.). Bei Theophylact, Pseudo-Hippolytus dagegen heißt es, auf Patmos sei <strong>das</strong><br />

Evang. geschrieben. In manchen Handschriften wird die Unterschrift gef<strong>und</strong>en: ἐγράφη ἑλληνιστὶ<br />

εἰς Ἒφεσον μετὰ ἔτη λ τῆς ἀναλήψεως τοῦ κυρίου. Von Späteren dagegen als Epiphanius wird die<br />

Abfassung in sehr späte Zeit, <strong>das</strong> 90. Lebensjahr des Apostels, gesetzt. Auch die neueren Theologen<br />

weichen in ihren Ansichten sehr von einander ab. Zuerst was die Zeit betrifft, so hat offenbar Jerusalem<br />

noch bestanden, cf. c. 5,2. ἔστι ἐν Ἱεροσολύμος. Sodann setzen der 1. Brief Joh. c. 1,1 ff. <strong>und</strong><br />

die Apokalypse die Abfassung des Evang. voraus. Denn diese ist <strong>das</strong> große Abschiedswort des Apostels<br />

an die Gemeinen, sein Testament, <strong>und</strong> <strong>das</strong> hebräische Kolorit ein so freiwillig gewähltes, <strong>das</strong>s<br />

es <strong>das</strong> reinere Griechisch des Evang. nicht ausschließt. Da nun aus c. 21 nicht unwahrscheinlich zu<br />

schließen, <strong>das</strong>s Petrus bereits gestorben, wie denn auch Iren. nach des Petrus <strong>und</strong> Paulus Tode <strong>das</strong><br />

Evang. geschrieben sein lässt – so können wir die Zeit mit ziemlicher Sicherheit bestimmen. Denn<br />

wenn die Apokalypse spätestens 68 geschrieben – so mag <strong>das</strong> Evang. zwischen 64 <strong>und</strong> 68 verfasst<br />

sein; <strong>das</strong> traditionelle Datum des Todes Petri im Jahr 67 unter Nero ist nicht so verbürgt, <strong>das</strong>s wir<br />

darauf bauen könnten. Um diese Zeit nun war Joh. schwerlich in Jerusalem; ehe er nach Patmos<br />

verbannt wurde, muss er sich auch wohl in Klein-Asien bef<strong>und</strong>en haben – so <strong>das</strong>s es also allerdings<br />

leicht zu vermuten ist, dort habe er <strong>das</strong> Evang. geschrieben. Wenigstens ist auf Leser Rücksicht genommen,<br />

die der Apostel mit den Lokalitäten Palästinas <strong>und</strong> Jerusalems bekannt zu machen für nötig<br />

erachtet, 1,39.41; 2,6; 4,4.6 etc. Sonach kann die in vielen Handschriften sich befindliche Glosse<br />

wohl richtig sein, <strong>das</strong> Evang. sei 30 Jahre nach der Himmelfahrt in Ephesus geschrieben. Theophylact<br />

prooem. in Jo. (auf Patmos).<br />

III. Zweck des Apostels bei der Abfassung.<br />

Man hat gemeiniglich dem Apostel die Gedanken beigelegt, die man selbst aus dem Evang.<br />

glaubte zu entnehmen; wie die Exegeten manchmal nur einzelne Stellen auslegten oder anwandten,<br />

<strong>das</strong> sollte die Absicht des Joh. gewesen sein.<br />

1) Die Hypothese, Joh. habe die andern Evangg. ergänzen wollen (schon bei Euseb. III, 24, dann<br />

neuerdings Weizsäcker, Ewald, Hengstb., Godet u. A.), erweist sich auf den ersten Blick als irrig;<br />

Joh. erzählt Vieles, was auch die anderen Evangg. haben, <strong>und</strong> des Euseb. Meinung, Joh. habe aus<br />

der Zeit vor des Täufers Gefangennehmung die Geschichte nachgeholt, ist ganz fehlgegriffen. Joh.<br />

setzt die Bekanntschaft der synoptischen Berichte voraus, aber will diese weder ergänzen noch berichtigen:<br />

ein historisch gelehrter Zweck, der ihm ganz ferne liegt.<br />

2) Die andere Ansicht eines polemischen Zweckes gegen die Leugner der Gottheit Christi mochte<br />

sich dem Irenäus <strong>und</strong> andern Apologeten (Ebrard, Ewald, Godet u. A.) sehr empfehlen. So gewiss<br />

aber <strong>das</strong> Evang. Waffen <strong>und</strong> Wahrheiten an die Hand gibt gegen tausenderlei Irrtum <strong>und</strong> Abkehr, so<br />

sicher hat doch Joh. eben so wenig gegen Ebioniten, Gnostiker etc., welche zu seiner Zeit gar nicht<br />

bestanden, sein Evang. geschrieben, als Paulus im Römerbrief etwa die Pelagianer oder <strong>das</strong> concil.<br />

Tridentinum möchte bekämpft haben. Die Behauptung aber, der Apostel habe gegen die Joh.-Jünger<br />

geschrieben, welche von Grotius <strong>und</strong> den Socinianern Schlichting <strong>und</strong> Wolsogen vorgebracht, sodann<br />

mit sehr wichtiger Miene von Herder <strong>und</strong> Norberg erneuert wurde, ist ohne Weiteres zu verwerfen.<br />

Man mühte sich ab, unter allen zu Ende des Saec. 1 namhaft gemachten Häretikern diejenigen<br />

herauszusuchen, gegen welche Joh. möge geschrieben haben. Hilgenf. <strong>und</strong> Volkmann haben<br />

später Beziehungen auf die Valentinische Äonenlehre <strong>und</strong> die Marcionitische Gnosis finden wollen.

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