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Akademische Vorlesungen über das Neue ... - Licht und Recht

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1. Kapitel 49<br />

eius, ex quibus utcunque colligi potest, cur a Joanne verbum dicatur. Est enim verbum, quo repraesentatur<br />

aliquid et pater se intuens concipit sui imaginem, quae verbum dicitur: et quia perfecta imago<br />

est, tota substantia patris in ea relucet. Zwingli: λόγος = דבר significat den ganzen Handel: sermo,<br />

ratio, oratio, supputatio, consilium etc.<br />

Beza lässt sich zuerst näher auf den historischen <strong>und</strong> grammatikalischen Boden der Wort-Erklärung<br />

ein. Er stellt im Gegensatz gegen die, welche ex Neo-Platonicorum deliriis die Erklärung des<br />

Evangelisten hernehmen wollten, den Gr<strong>und</strong>satz auf, <strong>das</strong>s Joh. sich gehalten habe an die locutiones,<br />

quae in verbo Dei et in synagogis erant usitatae. Aber grammatikalisch gab er die sehr irrige Andeutung:<br />

λόγος quasi sermo s. promissus Dei. Diese Erklärung ὁ λόγος = ὁ λεγόμενος =<br />

ἐπαγγελόμενος, welche grade die Grammatiker Laur. Valla – zuletzt Ernesti <strong>und</strong> Tittmann vorbrachten,<br />

ist ebenso verfehlt als die andere, es = ὁ λέγων der Offenbarer oder – Offenbarung zu nehmen.<br />

ὁ λόγος heißt nur: <strong>das</strong> Wort. Die meisten neueren Erklärer wählen einen andern Ausweg, indem sie<br />

einen historischen Anhaltspunkt suchen <strong>und</strong> behaupten, Joh. habe den Begriff des „ὁ λόγος“ wie er<br />

sich in den Schriften Philos finde, auf Christum angewandt. Es hängt dies mit der exegetischen<br />

Gr<strong>und</strong>anschauung zusammen, <strong>das</strong>s die Synoptiker Jesum nach Vorstellungen der palästinischen Juden<br />

als den Messias, Joh. aber in mehr philosophischer Weise seine göttliche Natur beschrieben<br />

habe. Zuerst hatte Grotius aus Philo Parallelen hingestellt, Clericus sodann hatte dem Joh. eine polemische<br />

Tendenz gegen diejenigen beigelegt, welche des Philo Logoslehre in falscher Weise auf<br />

Christum angewandt hätten. Schon Evanson hatte im Evangelisten Joh. einen Platoniker wittern<br />

wollen; Ballenstedt schrieb eine Schrift: „Philo <strong>und</strong> Johannes“ Göttingen 1812, <strong>und</strong> nachdem zuletzt<br />

Gfrörer im „Urchristentum“ die Lehrsätze des Philo <strong>und</strong> jüdisch-alexandrinische Theosophie<br />

<strong>über</strong>haupt zu Gr<strong>und</strong>lagen für die Lehre der Apostel zu machen gesucht hat, wird eine Beziehung auf<br />

Philo ziemlich allgemein angenommen. So Lücke <strong>und</strong> de Wette, neuerdings Keim u. A. Neander<br />

dagegen will höchstens annehmen, Joh. habe diesen Ausdruck gewählt, um die Theosophen von ihrem<br />

Idealismus abzuziehen <strong>und</strong> zur Anerkennung Christi zu führen, eine Auskunft, die schon bei<br />

Lampe sich findet. Er, übrigens wie auch Nitzsch, Frommann, Tholuck verwahren sich ernstlich dagegen,<br />

<strong>das</strong>s die Lehre von Christo bei den Aposteln eine Anwendung philosophischer Zeitvorstellungen<br />

sei – denn welche Bürgschaft der Wahrheit bliebe ihr dann?<br />

Es ist aber mit Bengel (Carpzov, Calov u. A.) jede Beziehung zu Philo abzulehnen, aus diesen<br />

Gründen:<br />

1) Joh. hat ohne Zweifel Philos Schriften gar nicht gekannt <strong>und</strong> noch weniger seine Leser. Philo<br />

gehörte einer Sphäre philosophischer <strong>und</strong> gelehrter Spekulation <strong>und</strong> Ideenbildung an – Joh. schrieb<br />

für Gemeinden, die größtenteils aus Laien bestanden, aus <strong>und</strong> für lebendige Erfahrung. Diese Sphären<br />

sind streng auseinanderzuhalten.<br />

2) Philos Lehre vom λόγος ist eine Vermischung der jüdischen Vorstellung von dem selbstständigen<br />

Worte (dem ‏(מימרא mit dem Platonischen νοῦς. Der λόγος ist bei ihm nicht der μεσίτης zwischen<br />

einem gerechten, heiligen, unnahbaren Gott <strong>und</strong>. einer abgefallenen Menschheit – sondern<br />

<strong>das</strong> für den Gedanken notwendige Mittelglied der beiden dualistischen, metaphysisch entgegengesetzten<br />

Prinzipien: des Absoluten, τὸ ὄν – <strong>und</strong> der ὕλη. Sein λόγος ist deshalb nur eine in den Ideen<br />

vollzogene – aber keineswegs substanzielle Einheit der δυνάμεις der Weltkräfte, die ἰδέα – der<br />

τόπος τῶν ἰδεῶν; er ist ihm eins mit dem Geiste, der ἄνθροπος οὐράνιος, d. h. die Menschheit in der<br />

Idee, <strong>das</strong> Urbild der Vernunft, Tugend <strong>und</strong> Weisheit. In der realen Welt besteht dieser λόγος nur in<br />

der Vielheit der Kräfte <strong>und</strong> der Gesamtheit der menschlichen Individuen; diesen λόγος zu denken<br />

als in einem einzelnen Menschen vollkommen einwohnend <strong>und</strong> in diesem Menschen im Gegensatz<br />

gegen die gesamte Menschheit stehend – ist keine Möglichkeit bei Philo. Die Erwartung des Messi-

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