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1 TEIL KAPITEL & Abschnitt 1. 4 5 5 6 3. 7 7 3.1.1 Die Entwicklung ...

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<strong>3.</strong> Heimpädagogik - <strong>Entwicklung</strong>, Adressaten und Arbeitsmethoden<br />

Ad 1) Narzißmus und Aggressivität<br />

Besonders Jungen entwickeln zur Abwehr von Ohnmachts- und Minderwertigkeitsgefühlen<br />

häufig Omnipotenzphantasien oder Allmachtsvorstellungen (Rauchfleisch 1992). Sie stellen<br />

sich dann gerne als jemanden dar, der buchstäblich alles kann und alles schon einmal gesehen,<br />

gehört und erlebt hat. Kinder mit dieser als Narzißmus bezeichneten Störung neigen zu massiver<br />

Selbstüberschätzung und glauben, immer und überall die Schönsten, Besten und Größten<br />

zu sein. Sie sind sehr eitel und können oft ungemein charmant auftreten. Dabei sind sie in<br />

ihrem Innersten extrem kränkbar und reagieren schnell gereizt und nicht selten aggressiv auf<br />

Kritik. <strong>Die</strong>se meist spontane, reaktive Aggressivität zielt jedoch nicht primär auf die Schädigung<br />

anderer Menschen ab, sondern wird von narzißtischen Kindern fälschlicherweise als<br />

legitimes Mittel betrachtet, um die von ihnen als 'Provokation' oder 'Aggression' fehlgedeutete<br />

Kritik abzuwehren. Deshalb sollte sie nicht mit der oft von dissozialen oder delinquenten<br />

Kindern eingesetzten planmäßigen, aktiven Aggressivität verwechselt werden (s. S. 19).<br />

Narzißtische Kinder sind meist unfähig, zu erkennen, daß alle Menschen gute und schlechte<br />

Ei-genschaften haben. Vielmehr nehmen sie sich selbst als nur 'gut', andere Menschen hingegen<br />

oft als nur 'böse' wahr (vor allem dann, wenn diese sie kritisieren). Das macht den pädagogischen<br />

Umgang mit ihnen sehr schwer: Kritik, und sei sie noch so berechtigt und behutsam<br />

formuliert, lassen sie dadurch erst gar nicht an sich heran. Der Versuch, ihren 'Schutzpanzer'<br />

sozusagen gewaltsam zu durchbrechen (beispielsweise indem man ihnen beweist, daß sie einen<br />

Fehler gemacht haben) ist pädagogisch ebensowenig sinnvoll, da er in der Regel nur zu<br />

aggressiven Wutausbrüchen führt. Auch aus psychotherapeutischer Sicht ist dieses Vorgehen<br />

nicht ratsam:<br />

So verhängnisvoll sich diese Manifestationen eines pathologischen Größen - Selbst auch auf<br />

die sozialen Beziehungen auswirken mögen, so wichtig ist diese Dimension doch mitunter für<br />

das Überleben solcher Menschen, weil es ihnen Schutz gegenüber unerträglichen Gefühlen<br />

von Hilflosigkeit und Ohnmacht bietet (Rauchfleisch 1992, S. 188).<br />

Das Loben dieser Kinder wirkt hingegen nicht etwa ICH - stärkend, sondern bestätigt sie nur<br />

in ihrem Narzißmus. Stattdessen sollten sie immer wieder dazu ermuntert werden, sich selbst<br />

zu beurteilen, mit einem sich langsam verstärkenden Druck in Richtung 'Realität'. Nur so<br />

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