1 TEIL KAPITEL & Abschnitt 1. 4 5 5 6 3. 7 7 3.1.1 Die Entwicklung ...
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<strong>3.</strong> Heimpädagogik - <strong>Entwicklung</strong>, Adressaten und Arbeitsmethoden<br />
Klare Grenzsetzungen: In allen Heimen gibt es Regeln, die die Kinder und Jugendlichen<br />
einzuhalten haben. <strong>Die</strong>se bestehen meist vor allem in der Pflicht zur Anfertigung der<br />
Hausaufgaben und zur Teilnahme an den gemeinsamen Mahlzeiten, sowie in zu erledigenden<br />
hauswirtschaftlichen Arbeiten (Einkaufen, Kochen, Abwaschen, Staubsaugen, Müllentsorgung<br />
etc.). Auch Dinge wie Ausgangszeiten und der Umfang des Fernsehkonsums sind oft<br />
klar geregelt. Jugendliche haben dabei zwar meist mehr Freiheiten, aber auch umfangreichere<br />
Pflichten als jüngere Kinder. Zwei weitere Grundregeln in allen Heimen sind das Prinzip der<br />
gewaltfreien Konfliktlösung und ein generelles Drogenverbot (wobei Jugendlichen ab einem<br />
bestimmten Alter das Rauchen meist erlaubt ist). Besonders für Kinder mit einem ADHS oder<br />
mit dissozialen Verhaltensstörungen ist ferner eine klare (individuelle) Tages- und Wochenstruktur<br />
wichtig, mit festen Aufsteh- und Zubettgehzeiten, einer klaren Heimfahrtregelung<br />
usw. (Hölzl 1995). Das Wichtigste ist jedoch, daß auf die Einhaltung dieser Regeln und Strukturen<br />
konsequent geachtet wird, mit anerkennender Bestätigung bei regelentsprechendem<br />
Verhalten und negativen Konsequenzen bei Regelverletzungen. Mit letzteren sind aber nicht<br />
etwa das Kind demütigende Strafen gemeint, sondern vielmehr eine sinnvolle Auseinandersetzung<br />
mit dem Fehlverhalten und die Anwendung logischer Folgen (Dreikurs & Grey 1973).<br />
Eine solche Konsequenz kann beispielsweise ein Aufsatz mit dem Thema 'Wenn Gewalt erlaubt<br />
wäre', der vorübergehende Ausschluß eines 'Störenfriedes' von Gruppenaktivitäten oder<br />
die Schadenersatzpflicht für gestohlenes beziehungsweise zerstörtes fremdes Eigentum sein.<br />
Stärkung des Selbstwertgefühls: <strong>Die</strong> durch konsequente Grenzsetzungen erreichbaren Fortschritte<br />
betreffen allerdings nur die Verhaltensebene selbst, nicht jedoch die einer Störung<br />
zugrunde liegende ICH - Schwäche (s. <strong>Abschnitt</strong> <strong>3.</strong>2.3). Wer nicht nur die Symptome, sondern<br />
vor allem die Ursache bekämpfen will, muß daher in erster Linie die Persönlichkeit der Kinder<br />
stärken. Zu den wichtigsten Ansätzen auf diesem Gebiet zählt die auf Kurt Hahn zurückgehende<br />
Erlebnispädagogik, die auch für die 'Suchtprävention' von großer Bedeutung ist (s. Kapitel<br />
5.1). Grundsätzlich ist es wichtig, Kinder in für sie neuen oder schwierigen Situationen<br />
zu ermutigen (Dinkmeyer & Dreikurs 1973). Dazu gehören Ansporn und Zuspruch durch Erwachsene<br />
ebenso wie das Recht, Fehler machen zu dürfen und eine entsprechende Anerkennung<br />
für (Teil-) Erfolge. Bei verhaltensauffälligen Kindern besteht das eigentliche Problem darin,<br />
die richtige Balance zwischen (oft zu kurz kommender) Ermutigung und Freiheit auf der einen<br />
und (häufig übertriebenem) Druck in Richtung Konformität auf der anderen Seite zu fin-<br />
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