1 TEIL KAPITEL & Abschnitt 1. 4 5 5 6 3. 7 7 3.1.1 Die Entwicklung ...
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<strong>3.</strong> Heimpädagogik - <strong>Entwicklung</strong>, Adressaten und Arbeitsmethoden<br />
<strong>3.</strong>3 AKTUELLE KONZEPTE UND METHODEN DER HEIMPÄDAGOGIK<br />
<strong>3.</strong><strong>3.</strong>1 Alltagsorientierte Erziehungsziele und Hilfeplan<br />
Der Begriff der Alltags- oder Lebensweltorientierung in der Sozialen Arbeit geht ursprünglich<br />
auf Hans Thiersch zurück. Eine an der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen orientierte<br />
Sozialpädagogik sieht in der Hilfe zur Alltagsbewältigung ihre zentrale Aufgabe. Dabei handelt<br />
es sich letztlich um einen sehr individualistischen Ansatz: Es gilt, jedes Kind mit seinen<br />
je eigenen Problemen und Defiziten, Wünschen und Vorstellungen, Ressourcen und sozialen<br />
Beziehungen anzunehmen. Von einer so verstandenen Sozialpädagogik wird zudem ein hohes<br />
Maß an Flexibilität erwartet, sie muß sich den Bedürfnissen und Problemen der Kinder und<br />
Jugendlichen, die sich durch Alltagserfahrungen ständig verändern, immer wieder neu anpassen.<br />
Lebensweltorientierung meint den Bezug auf die gegebenen Lebensverhältnisse der Adressaten,<br />
in denen Hilfe zur Lebensbewältigung praktiziert wird, meint den Bezug auf individuelle,<br />
soziale und politische Ressourcen, meint den Bezug auf soziale Netze und lokale / regionale<br />
Strukturen (Thiersch 1992, S. 5).<br />
Alltagsorientierte Erziehungsziele dürfen also nicht nur an den Problemen und Defiziten der<br />
Adressaten ausgerichtet werden, sondern müssen die Ressourcen und (antizipierten) Möglichkeiten<br />
von Kindern und Jugendlichen, vor allem aber auch ihr soziales Umfeld mit einbeziehen.<br />
Eine in diesem Sinne verstandene Sozialpädagogik beinhaltet daher stets auch ein gutes<br />
Stück systemischer Arbeit: Es macht beispielsweise nicht unbedingt Sinn, einem Kind ein<br />
Höchstmaß an Ordnungssinn zu vermitteln, wenn man es dadurch gleichzeitig seinen Eltern<br />
entfremdet, die diesbezüglich ja durchaus völlig andere Vorstellungen haben können.<br />
Sich an der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen zu orientieren bedeutet letztlich das Unterlassen<br />
des (ohnehin zum Scheitern verurteilten) Versuchs, eigene Hoffnungen und Vorstellungen<br />
von einem 'gelingenden' Leben auf sie zu projizieren. Es bedeutet jedoch nicht, sich<br />
selbst von diesen Hoffnungen oder Vorstellungen zu befreien. Vor allem aber bedeutet es<br />
nicht, daß man auf die Vermittlung bestimmter, für das menschliche Zusammenleben unabdingbarer<br />
Grundsätze verzichten darf: Alltagsorientierung meint nicht Wertfreiheit!<br />
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