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1 TEIL KAPITEL & Abschnitt 1. 4 5 5 6 3. 7 7 3.1.1 Die Entwicklung ...

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<strong>3.</strong> Heimpädagogik - <strong>Entwicklung</strong>, Adressaten und Arbeitsmethoden<br />

Ad 2) Dissozialität und Delinquenz<br />

<strong>Die</strong>se häufig in Kombination mit narzißtischen Verhaltensweisen (Rauchfleisch 1992) auftretenden<br />

Störungen sind deutlich zu unterscheiden von bloßem oppositionellem Trotzverhalten,<br />

das bei 'Heimkindern' ebenfalls sehr häufig vorkommt. Während das Hauptmerkmal des oppositionellen<br />

Trotzverhaltens in einem (mindestens sechs Monate lang andauernden) trotzigen,<br />

un-gehorsamen und feindlichen Verhalten gegenüber Autoritätspersonen wie Eltern und Lehrern<br />

besteht, tritt bei der (sich oft im Anschluß entwickelnden) Dissozialität ein Verhaltensmuster<br />

in den Vordergrund, das vor allem die Verletzung grundlegender Rechte anderer Menschen<br />

und ständige Verstöße gegen bestimmte, altersrelevante Normen umfaßt (Petermann &<br />

Scheithauer 1998). Dazu zählen bei Mädchen eher verbale, bei Jungen eher körperliche Gewalt<br />

gegenüber anderen Menschen, sowie die vorsätzliche Zerstörung von fremdem Eigentum,<br />

Betrügereien, (Laden-) <strong>Die</strong>bstähle, Einbrüche, Erpressungen und Raubüberfälle auf<br />

schwächere Kinder (oft verharmlosend als 'Abziehen' bezeichnet), Tierquälereien, häufiges<br />

Schulschwänzen oder Weg-laufen von zu Hause etc. Bezüglich dieser Störung weisen klinische<br />

Studien auf eine extrem hohe Komorbiditätsrate von bis zu 90% (!!!) zum ADHS hin<br />

(Petermann & Scheithauer 1998).<br />

Von Delinquenz spricht man nur dann, wenn eine vom StGB erfaßte Tat vorliegt, die von<br />

einem mindestens 14jährigen (strafmündigen) Täter verübt wurde, sie erreicht (quer durch alle<br />

Gesellschaften und historischen Perioden) im Alter zwischen 16 und 20 Jahren ihren höchsten<br />

Prävalenzwert (Montada 1995). Auffallend ist, daß dieser Wert in den letzten 50 Jahren deutlich<br />

angestiegen ist, so daß man schon fast von einem '<strong>Entwicklung</strong>sphänomen' sprechen<br />

kann:<br />

Aus neueren Dunkelfelderhebungen ist bekannt, daß die weit überwiegende Mehrheit der Jugendlichen<br />

wenigstens gelegentlich Straftaten begehen. Delinquenz im Jugendalter ist 'normal'<br />

geworden (Montada 1995, S. 1027).<br />

Als mögliche Ursache dieses Anstiegs wird die zunehmende Diskrepanz zwischen der immer<br />

früher einsetzenden biologischen und der immer später einsetzenden sozialen Reife der Jugend-lichen<br />

betrachtet. Delinquenz kann für Jugendliche in dieser 'Reifungslücke' als ein<br />

Zugang zu den Privilegien des Erwachsenenalters gesehen werden (Petermann & Scheithauer<br />

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