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kommunal - Österreichischer Gemeindebund

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Kommunal: Kommentar<br />

5<br />

Spekulationsverbot: Die Gemeinden wieder einmal der Zeit voraus<br />

Klare Regeln für alle<br />

Wie eine Bombe hat die Nachricht<br />

vom Salzburger Finanzskandal<br />

eingeschlagen. In einem<br />

wirtschaftlich bisher vorbildlichen<br />

Bundesland sollen hunderte<br />

Millionen Euro an Steuergeld<br />

verzockt oder verspekuliert worden<br />

sein. Und sofort wurde auch<br />

für die Gemeinden der Teufel an<br />

die Wand gemalt. Auch dort<br />

schlummerten unzählige<br />

„Leichen im Keller“, mutmaßten<br />

die selbsternannten Experten<br />

wieder einmal und nannten<br />

auch gleich Schauerzahlen, weil<br />

es ja nicht sein könne, dass die<br />

vorgefasste Meinung doch nicht<br />

stimme. Es passte ja schon nicht<br />

in das Konzept der Gemeindekritiker,<br />

dass die Gemeinden eine<br />

Top-Bilanz für 2011 vorlegten:<br />

Überschuss von mehr als<br />

200 Millionen erwirtschaftet,<br />

Schulden reduziert und Finanzspielraum<br />

erhöht. Mit diesen<br />

positiven Nachrichten war plötzlich<br />

die verbreitete Meinung,<br />

dass die Gemeinden nicht wirtschaften<br />

können und deshalb<br />

höchst reformbedürftig seien, in<br />

ihren Grundfesten erschüttert.<br />

Aber die Gemeinden waren<br />

auch im Umgang mit Steuergeld<br />

längst der Zeit voraus. Es ist<br />

richtig, dass bis zum Ausbruch<br />

der Krise in den Jahren 2008/9<br />

viele Gemeinden Finanzgeschäfte<br />

tätigten, die auch zu Verlusten<br />

geführt haben. Aber sie<br />

wurden ja geradezu ermuntert,<br />

nicht nur von unzähligen<br />

Finanzberatern, sondern auch<br />

von so mancher Aufsichtsbehörde,<br />

ein „modernes Finanzmanagement“<br />

einzuführen. Und sogar<br />

der Rechnungshof, der heute in<br />

die Rolle der Warner und<br />

Besserwisser geschlüpft ist, hat<br />

in den Jahren 2003/2004 noch<br />

Empfehlungen zu Fremdwährungskrediten<br />

und Zinsgeschäften<br />

an so manche Gemeinde<br />

abgegeben.<br />

Doch die Gemeinden haben<br />

2009 die Lehren aus diesen Geschäften<br />

gezogen. Und so hat<br />

der <strong>Gemeindebund</strong> unter<br />

Beiziehung von Experten des<br />

Finanzministeriums, des Rechnungshofes,<br />

des Staatsschuldenausschusses<br />

und renommierter<br />

Wirtschaftstreuhänder Richtlinien<br />

erarbeitet, die ein Spekulieren<br />

mit Steuergeld (Aufnahme<br />

von Schulden zur spekulativen<br />

Veranlagung) verbieten und für<br />

alle anderen Finanzgeschäfte<br />

klare Vorgaben machen. Und<br />

obwohl es sich „nur“ um Richt -<br />

linien handelt, ist uns keine Gemeinde<br />

bekannt, die sich seit<br />

der Veröffentlichung im Sommer<br />

2009 nicht daran gehalten hätte.<br />

Deshalb war es für die Interessensvertretung<br />

der Gemeinden<br />

leicht, den nunmehr zwischen<br />

Bund und Ländern ausverhandelten<br />

Maßnahmen zum Verbot<br />

der Spekulation beizutreten. Ja,<br />

es war der <strong>Gemeindebund</strong>, der<br />

als erster dieses Verbot forderte.<br />

Es wird jetzt das in die Verfassung<br />

geschrieben und gesetzlich<br />

verankert, was die Gemeinden<br />

seit 2009 vorleben. Und es soll<br />

für alle Gebietskörperschaften<br />

gelten, von Bund über Länder<br />

und Gemeinden bis zu jenen<br />

Einrichtungen, die von der<br />

öffentlichen Hand geführt<br />

werden.<br />

Vor einem muss aber gewarnt<br />

werden: Dass man jetzt das Kind<br />

mit dem Bad ausschüttet und<br />

bürokratische Hürden aufbaut,<br />

die viel Geld kosten, aber nichts<br />

bringen. Denn durch nichts können<br />

Eigenschaften in der Politik<br />

ersetzt werden, die offensichtlich<br />

vielfach verloren gegangen,<br />

aber so dringend notwendig<br />

sind: Anstand, Ehrlichkeit und<br />

Hausverstand!<br />

Helmut Mödlhammer<br />

Präsident des Österreichischen<br />

<strong>Gemeindebund</strong>es<br />

Vor einem muss gewarnt<br />

werden: Dass man jetzt das<br />

Kind mit dem Bad ausschüttet<br />

und bürokratische<br />

Hürden aufbaut, die viel<br />

Geld kosten, aber nichts<br />

bringen.

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