Notenbanken und Fundamentale Analyse - Finance Trainer
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2.6 Das Europäische Währungssystem (EWS)<br />
Die Gr<strong>und</strong>satzentscheidung zur Wirtschafts- <strong>und</strong> Währungsunion fiel im Dezember 1969 in<br />
Den Haag. Durch die erheblichen Turbulenzen Ende der sechziger <strong>und</strong> Anfang der siebziger<br />
Jahre konnte der erste Versuch einer engeren Kopplung der EWG-Währungen<br />
untereinander erst nach der Beruhigung durch das Smithsonian Agreement gestartet<br />
werden. Nachdem die Kurse der Währungen im Smithsonian Agreement mit maximal 4,5%<br />
gegenüber dem USD schwanken konnten, ergab sich unter den EWG-Währungen eine<br />
theoretische Schwankungsbreite von 9%. Diese maximale Schwankungsbreite wurde im<br />
Wechselverb<strong>und</strong> von 1972 (Währungsschlange) auf 2,25% für die EWG-Währungen<br />
untereinander reduziert. Diese Bemühungen waren aber von keinem besonderen Erfolg<br />
begleitet, denn die Mitgliedschaft im Verb<strong>und</strong> wechselte ständig, <strong>und</strong> zeitweise gab es (zu)<br />
wenig Mitgliedsstaaten.<br />
Das am 13. März 1979 in Kraft getretene EWS (Europäisches Währungssystem), der<br />
Nachfolger des EWV (Europäischer Währungsverb<strong>und</strong>), wurde als insgesamt dritter Anlauf<br />
zur monetären Integration ins Leben gerufen. Es war ein regionales System fester, aber<br />
anpassungsfähiger Wechselkurse. Mitglieder waren alle Staaten der Europäischen Union<br />
(EU), wobei aber gr<strong>und</strong>sätzlich für all jene Länder, die nicht der EU angehören, aber enge<br />
wirtschaftliche <strong>und</strong> finanzielle Beziehungen zu ihr unterhalten, die Möglichkeit bestand, sich<br />
durch Assoziierung am Wechselkurs- <strong>und</strong> Interventionsmechanismus zu beteiligen.<br />
Kern des EWS war der so genannte Wechselkursmechanismus (WKM), welcher die<br />
Wechselkursfluktuationen zwischen beteiligten Ländern innerhalb festgelegter Bandbreiten<br />
(+/- 2,25%) halten sollte. Der Wechselkurs gegenüber nicht beteiligten Ländern blieb<br />
variabel.<br />
Überschritt der Wechselkurs zwischen zwei Ländern die zulässige Bandbreite, so waren die<br />
Zentralbanken beider betroffenen Länder verpflichtet durch Intervention den Wechselkurs<br />
wieder auf die vorgegebene Bandbreite zu bringen. War der Kurs durch Interventionen nicht<br />
mehr in der Bandbreite zu halten, bestand auch die Möglichkeit in einem Realignment neue<br />
Leitkurse zu fixieren, wovon man zwischen 1979 <strong>und</strong> 1993 17 Mal Gebrauch machte. Im<br />
August 1993 kam es unter dem Druck spekulativer Angriffe auf dem Devisenmarkt zu einer<br />
Krise des EWS, welches die Erweiterung der Bandbreiten der meisten EWS-Wechselkurse<br />
auf +/- 15% bedingte.<br />
Ziel des EWS war es, durch eine engere währungspolitische Zusammenarbeit eine ”Zone<br />
der monetären Stabilität in Europa”, das bedeutet Wechselkurs- <strong>und</strong> Preisstabilität, zu<br />
© FINANCE TRAINER International <strong>Notenbanken</strong> <strong>und</strong> f<strong>und</strong>amentale <strong>Analyse</strong> / Seite 18 von 57