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Algebraische Strukturen

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9. Polynom- und Potenzreihenringe 61<br />

Lemma 9.4. Für jeden Ring R ist die Menge R[[t]] aller Potenzreihen über R mit den Verknüpfungen<br />

aus Definition 9.1 (b) ein Ring. Er wird der (formale) Potenzreihenring über R genannt.<br />

Beweis. Die Überprüfung der Ringaxiome aus Definition 7.1 ergibt sich durch einfaches Nachrechnen.<br />

Wir zeigen hier exemplarisch den Beweis der Distributivität (R3): für<br />

ist<br />

f =<br />

∞<br />

∑<br />

k=0<br />

a k t k , g =<br />

∞<br />

∑<br />

k=0<br />

b k t k und h =<br />

( ∞∑ ) ( ∞∑ )<br />

( f + g) · h = k + b k )t<br />

k=0(a k · l t<br />

l=0c l<br />

∞<br />

= ∑<br />

n=0<br />

∞<br />

(∗)<br />

= ∑<br />

n=0<br />

∞<br />

= ∑<br />

n=0<br />

(<br />

(<br />

(<br />

∑<br />

k+l=n<br />

∑<br />

k+l=n<br />

∑<br />

k+l=n<br />

= f · h + g · h,<br />

(a k + b k )c l<br />

)<br />

a k c l + ∑<br />

a k c l<br />

)t n +<br />

t n<br />

k+l=n<br />

∞<br />

∑<br />

n=0<br />

∞<br />

∑<br />

k=0<br />

b k c l<br />

)<br />

t n<br />

(<br />

c l t l<br />

)<br />

∑ b k c l t n<br />

k+l=n<br />

wobei (∗) die Distributivität in R ist (beachte, dass die Summen über k und l ”<br />

echte“ endliche Summen<br />

in R sind) und alle anderen Gleichungen aus der Definition 9.1 (b) der Addition und Multiplikation<br />

in R[[t]] folgen.<br />

Die Null in R[[t]] ist natürlich die Potenzreihe, bei der alle Koeffizienten gleich 0 sind; die Eins<br />

diejenige, bei der nur der konstante Koeffizient gleich 1 und alle anderen gleich 0 sind. □<br />

Notation 9.5. Aus naheliegenden Gründen schreibt man die Potenzreihe<br />

a 0 + 0 ·t + 0 ·t 2 + 0 ·t 3 + ···<br />

über einem Ring R einfach kurz als a 0 , und die Potenzreihe<br />

∈ R[[t]]<br />

0 + 1 ·t + 0 ·t 2 + 0 ·t 3 + ··· ∈ R[[t]]<br />

einfach als t. Da die Addition und Multiplikation in R[[t]] ja gerade so definiert sind, wie man es<br />

durch formales Addieren und Ausmultiplizieren von Potenzreihen erwarten würde, können wir dann<br />

jede ”<br />

abbrechende Potenzreihe“<br />

a 0 + a 1 t + a 2 t 2 + ··· + a n t n + 0 ·t n+1 + 0 ·t n+2 + ··· ,<br />

also jede Potenzreihe ∑ ∞ k=0 a k t k , für die es ein n ∈ N gibt mit a k = 0 für alle k > n, offensichtlich<br />

einfach als<br />

a 0 + a 1 t + a 2 t 2 + ··· + a n t n ,<br />

schreiben, wobei dies nun keine formale Summe mehr ist, sondern eine ”<br />

echte“ Verknüpfung der<br />

Potenzreihen a 0 ,...,a n ,t ∈ R[[t]] mit der Addition und Multiplikation wie in Definition 9.1 (b). Diese<br />

”<br />

abbrechenden Potenzreihen“ sind jetzt genau die Polynome, die wir bereits am Anfang dieses<br />

Kapitels erwähnt hatten.<br />

Definition 9.6 (Polynome). Es sei R ein Ring.<br />

(a) Ein Polynom über R ist eine Potenzreihe der Form a 0 + a 1 t + ···a n t n , also eine Potenzreihe,<br />

bei der nur endlich viele Koeffizienten ungleich Null sind. Die Menge aller Polynome über<br />

R wird mit R[t] bezeichnet.

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