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Algebraische Strukturen

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76 Andreas Gathmann<br />

Wir haben in Aufgabe 10.18 (a) aber gesehen, dass 2 kein Teiler von 1+ √ 5i ist; genauso zeigt man,<br />

dass 2 auch kein Teiler von 1 − √ 5i ist. Also ist 2 in R kein Primelement.<br />

Allerdings ist 2 ∈ R irreduzibel, da wir in Aufgabe 10.18 (a) ebenfalls gesehen haben, dass dieses<br />

Element in R nur die Teiler ±1 und ±2 hat und somit nicht als Produkt von zwei Nichteinheiten geschrieben<br />

werden kann. In diesem Ring R ist also nicht jedes irreduzible Element prim. Das Gegenbeispiel,<br />

das wir hier für die Umkehrung von Lemma 11.3 gefunden haben, ist also effektiv wieder<br />

das gleiche wie das, mit dem wir in Kapitel 10 gesehen haben, dass in beliebigen Integritätsringen<br />

nicht notwendig ein größter gemeinsamer Teiler zweier Elemente existieren muss.<br />

Wir wollen nun aber sehen, dass die Umkehrung von Lemma 11.3 zumindest in Hauptidealringen<br />

gilt.<br />

Satz 11.5. In einem Hauptidealring ist jedes irreduzible Element prim.<br />

Beweis. Es sei p ein irreduzibles Element in einem Hauptidealring R. Ferner seien a,b ∈ R mit<br />

p|a · b. Wir müssen zeigen, dass p|a oder p|b gilt.<br />

Da R ein Hauptidealring ist, können wir das Ideal (p,a) als Hauptideal schreiben, d. h. es gibt ein<br />

x ∈ R mit (p,a) = (x). Insbesondere ist dann p ∈ (x) ein Vielfaches von x, d. h. es ist p = x ·y für ein<br />

y ∈ R. Da p irreduzibel ist, muss damit x ∈ R ∗ oder y ∈ R ∗ gelten.<br />

1. Fall: x ∈ R ∗ . Wegen x ∈ (p,a) gibt es d,e ∈ R mit x = d p+ea. Multiplikation mit x −1 b liefert<br />

nun<br />

b = x −1 bd p + x −1 eab.<br />

Wegen p|ab teilt p beide Summanden in diesem Ausdruck. Damit gilt in diesem Fall also<br />

p|b.<br />

2. Fall: y ∈ R ∗ . Wegen a ∈ (x) gilt dann a = xc für ein c ∈ R, mit x = y −1 p also a = y −1 pc.<br />

Damit gilt in diesem Fall p|a.<br />

□<br />

12<br />

Bemerkung 11.6. Für Hauptidealringe, nach Satz 10.38 also insbesondere für euklidische Ringe<br />

wie z. B. Z oder Polynomringe über einem Körper stimmen die Begriffe ”<br />

irreduzibel“ und ”<br />

prim“<br />

nach Lemma 11.3 und Satz 11.5 also überein. Im Ring Z sind die positiven Elemente mit dieser<br />

Eigenschaft nach Definition genau die Primzahlen.<br />

Aufgabe 11.7. Es seien R ein Integritätsring und p ∈ R mit p ≠ 0 und p /∈ R ∗ . Ferner sei c ∈ R ∗ eine<br />

Einheit. Man zeige:<br />

(a) p ist genau dann irreduzibel, wenn c · p es ist.<br />

(b) p ist genau dann prim, wenn c · p es ist.<br />

Aufgabe 11.8.<br />

(a) Zeige, dass das Polynom t 4 +t 3 +t 2 +t + 1 prim in Z 2 [t] ist.<br />

(b) Ist das Polynom t 4 − 13t 3 + 37t 2 + 3t − 99 irreduzibel in Z[t]?<br />

Mit diesen Vorbereitungen wollen wir nun Primfaktorzerlegungen untersuchen. Da wir hierfür beide<br />

Eigenschaften von Definition 11.1 benötigen werden, können wir dies nur in Hauptidealringen<br />

durchführen.<br />

Satz 11.9 (Primfaktorzerlegung in Hauptidealringen). Es seien R ein Hauptidealring und a ∈ R mit<br />

a ≠ 0 und a /∈ R ∗ . Dann gilt:<br />

(a) Es gibt ein n ∈ N und Primelemente p 1 ,..., p n ∈ R, so dass a = p 1 · ··· · p n . Man nennt eine<br />

solche Darstellung eine Primfaktorzerlegung von a.<br />

(b) Die Darstellung aus (a) ist ”<br />

bis auf die Reihenfolge und bis auf Multiplikation mit Einheiten<br />

eindeutig“, d. h. sind a = p 1 · ··· · p n und a = q 1 · ··· ·q m zwei Primfaktorzerlegungen wie in<br />

(a), so gilt n = m, und nach evtl. Umbenennen der q 1 ,...,q m ist q i = c i p i für gewisse c i ∈ R ∗<br />

und alle i = 1,...,n.

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