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Algebraische Strukturen

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68 Andreas Gathmann<br />

Beweis.<br />

(a) Da jedes Element von R nach Beispiel 10.9 (b) ein Teiler von 0 ist, sind die Eigenschaften<br />

eines größten gemeinsamen Teilers aus Definition 10.14 (a) für a trivialerweise erfüllt.<br />

(b) Für alle c ∈ R gilt nach Bemerkung 10.10 (b)<br />

c|a und c|b ⇒ c|a und c|b + qa<br />

⇒ c|a und c|(b + qa) + (−qa) = b.<br />

Damit haben a und b die gleichen gemeinsamen Teiler wie a und b + qa. Insbesondere ist<br />

damit also ggT(a,b) = ggT(a,b + qa).<br />

□<br />

Beispiel 10.20. Unsere Strategie zur Berechnung eines größten gemeinsamen Teilers (und somit<br />

auch zum Nachweis seiner Existenz) wird es nun sein, in Lemma 10.19 die Relation (b) mehrfach<br />

geschickt so anzuwenden, dass wir letztlich den Fall (a) erreichen, in dem wir einen größten gemeinsamen<br />

Teiler direkt ablesen können. Wir können also jeweils zu einem der Elemente ein beliebiges<br />

Vielfaches des anderen addieren und wollen so nach mehreren Schritten den Fall erreichen, bei dem<br />

eines der Elemente gleich 0 ist. Möchten wir z. B. ggT(44,10) in Z berechnen, so könnten wir mit<br />

dem Ergebnis aus Lemma 10.19 wie folgt vorgehen:<br />

ggT(44,10) (b)<br />

= ggT(44 − 4 · 10,10) = ggT(4,10)<br />

(b)<br />

= ggT(4,10 − 2 · 4) = ggT(4,2)<br />

(b)<br />

= ggT(4 − 2 · 2,2) = ggT(0,2)<br />

(a)<br />

∋ 2.<br />

Ihr seht natürlich sofort, welche Strategie ich hier angewendet habe: ich habe jeweils die größere<br />

Zahl mit Rest durch die kleinere geteilt und konnte sie mit Hilfe von (b) dann durch den Rest dieser<br />

Division ersetzen. Da die beteiligten Zahlen bei dieser Vorgehensweise in N bleiben und immer<br />

kleiner werden, ist natürlich klar, dass letztlich einmal eine der Zahlen gleich Null werden und das<br />

Verfahren somit funktionieren muss.<br />

Die entscheidende Idee bei diesem Verfahren ist also eine Division mit Rest. Eine solche gibt es<br />

zwar nicht in jedem Integritätsring, aber doch (wie wir sehen werden) in deutlich mehr Ringen als<br />

nur in Z. Wir wollen die Existenz einer solchen Division mit Rest daher jetzt als Eigenschaft eines<br />

Ringes definieren.<br />

Definition 10.21 (Euklidische Ringe). Ein Integritätsring R heißt euklidischer Ring, wenn es eine<br />

Abbildung δ : R\{0} → N mit der folgenden Eigenschaft gibt: für alle a,b ∈ R mit b ≠ 0 gibt es<br />

q,r ∈ R mit a = qb + r, so dass r = 0 oder δ(r) < δ(b) ist. (Es muss also eine Division mit Rest<br />

geben, wobei der Rest r — sofern er nicht Null ist — ”<br />

gemessen mit der Funktion δ“ stets kleiner<br />

ist als das Element, durch das man geteilt hat.)<br />

Eine Funktion δ mit dieser Eigenschaft wird als euklidische Funktion bezeichnet.<br />

Beispiel 10.22. Der Ring Z ist mit der Funktion δ(n) := |n| ein euklidischer Ring.<br />

Beachte, dass die Division mit Rest im Sinne von Definition 10.21 in diesem Fall nicht eindeutig ist:<br />

wollen wir z. B. a = −5 mit Rest durch b = 2 teilen, so wären sowohl −5 = (−3) · 2 + 1 als auch<br />

−5 = (−2)·2−1 wegen |1| = |−1| < |2| erlaubte Ergebnisse. Dies ist jedoch nicht weiter schlimm,<br />

denn eine Eindeutigkeit der Division mit Rest wird im Folgenden nicht benötigt (und wurde in<br />

Definition 10.21 ja auch nicht verlangt).<br />

Bevor wir untersuchen, wie man mit der Idee aus Beispiel 10.20 in einem euklidischen Ring einen<br />

größten gemeinsamen Teiler zweier Elemente berechnen kann, wollen wir zuerst noch ein sehr wichtiges<br />

Beispiel eines weiteren euklidischen Ringes kennen lernen: den Polynomring über einem beliebigen<br />

Körper. In ihm existiert mit der sogenannten Polynomdivision ebenfalls eine Division mit<br />

Rest.

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