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Algebraische Strukturen

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10. Teilbarkeit in Ringen 71<br />

Dazu setzen wir also a 0 = 11 und a 1 = 9 und berechnen wie rechts<br />

dargestellt die Folge a n . Für n ≥ 2 entsteht a n einfach dadurch, dass<br />

man den Rest der Division von a n−2 durch a n−1 hinschreibt. Die letzte<br />

Zahl ungleich Null ist hierbei a 3 = 1, d. h. 1 ist ein größter gemeinsamer<br />

Teiler von 11 und 9.<br />

Wollen wir diesen größten gemeinsamen Teiler 1 als Linearkombination<br />

von 11 und 9 schreiben, so machen wir dies gemäß dem Beweis<br />

von Satz 10.25 (c) durch Rückwärtseinsetzen: die letzte nicht aufgehende<br />

Division liefert uns<br />

1 = 1 · 9 − 4 · 2,<br />

a 0 = 11<br />

a 1 = 9<br />

a 2 = 2<br />

a 3 = 1<br />

a 4 = 0<br />

11 = 1 · 9 + 2<br />

9 = 4 · 2 + 1<br />

2 = 2 · 1 + 0<br />

d. h. 1 als Linearkombination der Zahlen a 1 = 9 und a 2 = 2. Die Division dadrüber liefert genauso<br />

2 = 1 · 11 − 1 · 9, und Einsetzen ergibt damit die gesuchte Linearkombination<br />

1 = 1 · 9 − 4 · (1 · 11 − 1 · 9) = (−4) · 11 + 5 · 9.<br />

Bemerkung 10.27. Der euklidische Algorithmus besagt natürlich insbesondere, dass in euklidischen<br />

Ringen (also z. B. in Z und in dem Polynomring über einem Körper, siehe Satz 10.23) stets ein<br />

größter gemeinsamer Teiler zweier Elemente existiert. Fassen wir also die Ergebnisse dieses Kapitels<br />

zur Existenz und Eindeutigkeit von größten gemeinsamen Teilern sowie zusammen, so sehen wir<br />

also:<br />

In einem euklidischen Ring existiert zu je zwei Elementen stets ein größter gemeinsamer<br />

Teiler. Er ist bis auf Multiplikation mit Einheiten eindeutig bestimmt und kann<br />

mit dem euklidischen Algorithmus berechnet werden.<br />

Notation 10.28 (ggT und ggt). In den für uns wichtigsten Fällen von euklidischen Ringen können<br />

wir die Nichteindeutigkeit des größten gemeinsamen Teilers in Bemerkung 10.27 leicht durch eine<br />

Konvention beseitigen:<br />

(a) Im Ring R = Z ist die Einheitengruppe Z ∗ = {1,−1}. In diesem Fall besitzen zwei beliebige<br />

ganze Zahlen m,n ∈ Z also stets einen eindeutigen nicht-negativen größten gemeinsamen<br />

Teiler, den wir im Folgenden mit ggt(m,n) ∈ Z bezeichnen werden — im Unterschied zur<br />

Menge ggT(m,n) = {ggt(m,n),−ggt(m,n)} ⊂ Z.<br />

(b) Im Polynomring R = K[t] über einem Körper K ist K[t] ∗ = K ∗ = K\{0} nach Lemma 10.3<br />

(c), d. h. der größte gemeinsame Teiler zweier Polynome ist eindeutig bis auf Multiplikation<br />

mit einer Konstanten ungleich 0. In diesem Fall existiert zu zwei Polynomen f ,g ∈ K[t],<br />

die nicht beide gleich Null sind, also stets ein eindeutiger normierter größter gemeinsamer<br />

Teiler, den wir wieder mit ggt( f ,g) ∈ K[t] bezeichnen.<br />

Aufgabe 10.29.<br />

(a) Berechne alle größten gemeinsamen Teiler der Polynome f = t 5 +t + 1 und g = t 4 +t 2 + 1<br />

in Z 2 [t] und stelle diese in der Form a f + bg mit a,b ∈ Z 2 [t] dar.<br />

(b) Die reelle Funktion f : R → R, f (x) = x 4 +2x 3 −x 2 −2x+2 besitzt an einer Stelle x 0 > 0 ein<br />

lokales Minimum mit Funktionswert f (x 0 ) = 1. Berechne diese Stelle x 0 . (Die Ergebnisse<br />

über lokale Extrema reeller Funktionen aus den Grundlagen der Mathematik dürfen hierbei<br />

natürlich verwendet werden. Gesucht ist die exakte Lösung und nicht eine Näherung!)<br />

Aufgabe 10.30. Zeige, dass der Ring Z[i] = {a + ib : a,b ∈ Z} (siehe Aufgabe 7.21 (a)) mit der<br />

Funktion δ(z) := |z| 2 ein euklidischer Ring ist.<br />

Ist der Ring Z[ √ 5i] ebenfalls ein euklidischer Ring?<br />

Aufgabe 10.31. Zeige, dass für alle q,m,n ∈ N >0 mit q ≠ 1 gilt, dass<br />

ggt(q m − 1,q n − 1) = q ggt(m,n) − 1.

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