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Algebraische Strukturen

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11. Primfaktorzerlegungen 79<br />

• n − 1 → n: Hat f keine Nullstellen, so sind wir fertig. Ist andernfalls a ∈ K eine Nullstelle<br />

von f , so können wir dieses Polynom nach (a) als (t − a) · g für ein g ∈ K[t]<br />

schreiben, das nach Lemma 10.3 (a) Grad n − 1 haben muss und nach Induktionsvoraussetzung<br />

daher höchstens n−1 Nullstellen besitzt. Damit hat f = (t −a)g höchstens<br />

n Nullstellen, nämlich a und die Nullstellen von g.<br />

□<br />

Eine wesentliche Folgerung aus diesem Lemma ist, dass der Unterschied zwischen Polynomen und<br />

Polynomfunktionen, den wir in Beispiel 9.13 gesehen hatten, nur in Körpern mit endlich vielen<br />

Elementen auftritt.<br />

Folgerung 11.16. Es sei K ein Körper mit unendlich vielen Elementen. Sind dann f ,g ∈ K[t] zwei<br />

Polynome mit f (a) = g(a) für alle a ∈ K, so gilt bereits f = g ∈ K[t] (d. h. ”<br />

in unendlichen Körpern<br />

sind Polynome und Polynomfunktionen dasselbe“).<br />

Beweis. Das Polynom f − g hat nach Voraussetzung unendlich viele Nullstellen — nämlich alle<br />

Elemente von K. Also muss f −g nach Lemma 11.15 (b) das Nullpolynom sein, d. h. es ist f = g. □<br />

Bemerkung 11.17.<br />

(a) Lemma 11.15 besagt insbesondere, dass über einem Körper K ein Polynom f ∈ K[t], das<br />

eine Nullstelle a ∈ K besitzt und dessen Grad größer als 1 ist, nicht irreduzibel sein kann —<br />

es lässt sich nämlich als f = (t − a) · g mit einem Polynom g ∈ K[t] vom Grad deg f − 1 ><br />

0 schreiben, wobei natürlich weder t − a noch g Einheiten in K[t] sind, da beides keine<br />

konstanten Polynome sind (siehe Lemma 10.3 (c)).<br />

(b) Der sogenannte Fundamentalsatz der Algebra besagt, dass jedes nicht-konstante Polynom<br />

über dem Körper C der komplexen Zahlen eine Nullstelle in C besitzt. Einen Beweis dieser<br />

Aussage werdet ihr erst in späteren Vorlesungen sehen (z. B. in der ”<br />

Einführung in die Algebra“<br />

oder der ”<br />

Einführung in die Funktionentheorie“), da er Methoden benutzt, die deutlich<br />

über den Inhalt dieses Skripts hinaus gehen. Wir können hier aber schon einmal festhalten,<br />

dass aus diesem Fundamentalsatz der Algebra mit (a) folgt, dass ein komplexes Polynom f<br />

vom Grad größer als 2 nie irreduzibel ist und die Primfaktorzerlegung von f daher stets ein<br />

Produkt von linearen Polynomen ist.<br />

Über anderen Körpern ist diese Aussage natürlich in der Regel falsch: so ergibt sich z. B. aus<br />

der folgenden Aufgabe 11.18, dass das reelle Polynom t 2 + 1 ∈ R[t] irreduzibel ist.<br />

Aufgabe 11.18. Es seien K ein Körper und f ∈ K[t] ein Polynom über K vom Grad 2 oder 3. Zeige,<br />

dass f genau dann irreduzibel ist, wenn f keine Nullstelle in K hat. Gilt diese Aussage auch noch<br />

für Polynome von höherem Grad?<br />

Aufgabe 11.19 (Irreduzibilität für reelle Polynome). Es sei f ∈ R[t] ein reelles Polynom. Man beweise:<br />

(a) Ist a ∈ C eine Nullstelle von f , so ist auch die komplex konjugierte Zahl a eine Nullstelle<br />

von f .<br />

(b) Das Polynom f ist genau dann irreduzibel in R[t], wenn<br />

• deg f = 1, oder<br />

• deg f = 2 und f keine reellen Nullstellen besitzt.<br />

(Hinweis: Für Teil (b) könnt (und müsst) ihr den Fundamentalsatz der Algebra aus Bemerkung 11.17<br />

(b) verwenden.)<br />

Aufgabe 11.20. Es sei K = Q[t]/(t 2 − 2).<br />

(a) Zeige, dass K ein Körper ist.<br />

(b) Bestimme die Primfaktorzerlegungen des Polynoms u 3 − u 2 − 2u + 2 in den Polynomringen<br />

Q[u], R[u] und K[u].

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