Algebraische Strukturen
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72 Andreas Gathmann<br />
Bemerkung 10.32. Nach dem euklidischen Algorithmus aus Satz 10.25 lässt sich von zwei Elementen<br />
a,b eines euklidischen Ringes R stets ein größter gemeinsamer Teiler g bestimmen und als<br />
Linearkombination g = d · a + e · b der Ausgangselemente mit d,e ∈ R schreiben. Beachte, dass sich<br />
dann auch jeder größte gemeinsame Teiler von a und b als derartige Linearkombination schreiben<br />
lässt: jeder solche größte gemeinsame Teiler ist ja nach Satz 10.16 von der Form cg für ein c ∈ R ∗<br />
und kann damit natürlich als cg = cd · a + ce · b geschrieben werden.<br />
Eine sehr wichtige Anwendung des euklidischen Algorithmus ist, dass wir mit seiner Hilfe multiplikative<br />
Inverse in den Ringen Z n konkret berechnen können. Bisher hatten wir hierzu ja nur in Satz<br />
7.11 gesehen, dass in Z n für eine Primzahl n jedes Element ungleich 0 ein multiplikatives Inverses<br />
besitzt — wussten aber noch nicht, wie wir dieses ohne Ausprobieren bestimmen können.<br />
Folgerung 10.33 (Inversenberechnung in Z n ). Es sei n ∈ N >1 und k ∈ Z. Dann gilt<br />
k ∈ Z ∗ n ⇔ ggt(k,n) = 1.<br />
Schreiben wir in diesem Fall mit dem euklidischen Algorithmus 1 = dk + en gemäß Bemerkung<br />
10.32, so ist weiterhin k −1 = d in Z ∗ n.<br />
Beweis.<br />
” ⇒“ Ist k eine Einheit in Z n, so gibt es ein d ∈ Z mit d · k = 1. Es ist also 1 − dk ∈ nZ und damit<br />
dk + en = 1 für ein e ∈ Z. Ist nun c ein gemeinsamer Teiler von k und n, so teilt c nach<br />
Bemerkung 10.10 (b) damit auch die Zahl dk + en = 1 und muss also gleich 1 oder −1 sein.<br />
Der (positive) größte gemeinsame Teiler von k und n ist also gleich 1.<br />
⇐“ Ist ggt(k,n) = 1, so können wir (nach Bemerkung 10.32) dk + en = 1 für gewisse d,e ∈ Z<br />
”<br />
schreiben. Durch Übergang zu den Restklassen in Z n erhalten wir daraus 1 = d k+en, wegen<br />
n = 0 also d k = 1 und damit k −1 = d.<br />
□<br />
Beispiel 10.34. Aus dem Ergebnis 1 = (−4)·11+5·9 von Beispiel 10.26 erhalten wir sofort 5 −1 =<br />
9 ∈ Z 11 .<br />
Zum Abschluss dieses Kapitels wollen wir nun noch sehen, wie man mit Hilfe von größten gemeinsamen<br />
Teilern Ideale, die durch mehrere Elemente erzeugt werden, einfacher schreiben kann.<br />
Lemma 10.35. Es seien R ein euklidischer Ring, a,b ∈ R und g ein größter gemeinsamer Teiler von<br />
a und b. Dann ist<br />
(a,b) = (g)<br />
(wobei (a,b) und (g) wie in Definition 8.5 die von den Elementen a und b bzw. g erzeugten Ideale<br />
bezeichnen).<br />
Beweis. Wir zeigen die beiden Inklusionen der behaupteten Gleichheit separat.<br />
⊂“ Wegen g|a gilt (a) ⊂ (g) nach Lemma 10.11 und damit insbesondere a ∈ (g). Genauso folgt<br />
”<br />
b ∈ (g). Das Ideal (g) enthält also die Menge {a,b} und nach Lemma 8.6 (b) damit auch das<br />
davon erzeugte Ideal (a,b).<br />
⊃“ Nach Bemerkung 10.32 können wir g = da + eb für gewisse d,e ∈ R schreiben. Also ist<br />
”<br />
g ∈ (a,b) nach Definition 8.5 und damit auch (g) ⊂ (a,b) nach Lemma 8.6 (b). □<br />
Bemerkung 10.36. Die Aussage von Lemma 10.35 lässt sich leicht verallgemeinern: ist R ein euklidischer<br />
Ring und sind a 1 ,...,a n ∈ R sowie g ∈ ggT(a 1 ,a 2 ), so gilt<br />
(a 1 ,a 2 ,a 3 ,...,a n ) = (g,a 3 ,...,a n )<br />
mit dem gleichen Beweis wie in Lemma 10.35. Ist R ein euklidischer Ring, in dem nach Satz 10.25<br />
ja zu zwei beliebigen Elementen stets ein größter gemeinsamer Teiler existiert, so kann man dieses<br />
Verfahren also rekursiv anwenden und jedes Ideal, das von endlich vielen Elementen erzeugt wird,