Algebraische Strukturen
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1. Gruppen 5<br />
1. GRUPPEN<br />
Wie schon in der Einleitung erläutert wollen wir uns in dieser Vorlesung mit Mengen beschäftigen,<br />
auf denen algebraische Verknüpfungen mit gewissen Eigenschaften definiert sind. Die in der Mathematik<br />
wichtigste derartige Struktur ist die einer Gruppe.<br />
Definition 1.1 (Gruppen).<br />
(a) Eine Gruppe ist eine Menge G zusammen mit einer ”<br />
Verknüpfung“, d. h. einer Abbildung<br />
· : G × G → G<br />
(x,y) ↦→ x · y<br />
so dass die folgenden Eigenschaften (auch Gruppenaxiome genannt) gelten:<br />
(G1) Für alle a,b,c ∈ G gilt (a · b) · c = a · (b · c) (Assoziativität).<br />
(G2) Es gibt ein e ∈ G, so dass e · a = a für alle a ∈ G gilt (man nennt ein solches e ein<br />
linksneutrales Element), und für das die folgende Eigenschaft gilt:<br />
(G3) Zu jedem a ∈ G gibt es ein a ′ ∈ G mit a ′ · a = e (man nennt ein solches a ′ ein zu a<br />
linksinverses Element).<br />
Wir schreiben eine solche Gruppe als (G, ·), oder manchmal auch einfach nur als G, wenn<br />
die betrachtete Verknüpfung aus dem Zusammenhang klar ist. In diesem Fall schreibt man<br />
für die Verknüpfung a · b zweier Elemente oft auch einfach nur ab.<br />
(b) Gilt zusätzlich zu den Gruppenaxiomen (G1), (G2) und (G3) noch<br />
(G4) Für alle a,b ∈ G gilt a · b = b · a (Kommutativität),<br />
so heißt (G, ·) eine kommutative oder abelsche Gruppe.<br />
(c) Hat G nur endlich viele Elemente, so nennt man G eine endliche Gruppe und die Anzahl<br />
|G| ihrer Elemente die Ordnung von G.<br />
Notation 1.2 (Quantoren). Für Bedingungen wie in Definition 1.1 (a) haben sich Mathematiker eine<br />
Kurzschreibweise einfallen lassen: statt ”<br />
für alle“ schreibt man oft das Symbol ∀, und für ”<br />
es gibt“<br />
das Symbol ∃. In dieser Notation sehen die Gruppenaxiome (G1) bis (G3) dann so aus:<br />
(G1) ∀a,b,c ∈ G : (ab)c = a(bc);<br />
(G2) ∃e ∈ G ∀a ∈ G : ea = a;<br />
(G3) ∀a ∈ G ∃a ′ ∈ G : a ′ a = e.<br />
Ob ihr beim Aufschreiben diese abkürzende Schreibweise oder die längere Textform wie in Definition<br />
1.1 (a) verwendet, ist natürlich egal und letztlich einfach nur eine Geschmacksfrage — beide<br />
Schreibweisen bedeuten genau das gleiche. Man bezeichnet die Symbole ∀ und ∃ als Quantoren,<br />
weil sie die hinter ihr stehende Aussagen ”<br />
quantifizieren“, d. h. angeben, für wie viele Elemente sie<br />
gelten sollen.<br />
Beachte, dass es bei mehrfachen Quantoren wie in (G2) und (G3) oben entscheidend auf die Reihenfolge<br />
ankommt: in Bedingung (G2) darf das e, dessen Existenz gefordert wird, nicht von a abhängen,<br />
während das geforderte a ′ in (G3) von a abhängen darf.<br />
Beispiel 1.3. Wir wollen in dieser Vorlesung die ”<br />
Standardzahlbereiche“<br />
N = {0,1,2,...}<br />
Z = {0,±1,±2,...}<br />
Q<br />
R<br />
der rationalen Zahlen,<br />
der reellen Zahlen<br />
der natürlichen Zahlen,<br />
der ganzen Zahlen,<br />
zusammen mit den üblichen darauf definierten Verknüpfungen (z. B. Addition und Multiplikation)<br />
und ihren Eigenschaften als aus der Schule bekannt voraussetzen. Man könnte diese Mengen und