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LN29 D - Portail de l'Agriculture wallonne

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FELDVERSUCHE<br />

Dossier<br />

Im Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Provinz Namur erzählt<br />

ein Baumzüchter…<br />

Das Leben eines wallonischen Weihnachtsbaums heute<br />

Man schrieb das Jahr<br />

1894, als Alfred Istasse die<br />

Baumschule Royal Ar<strong>de</strong>nne<br />

in Bièvre grün<strong>de</strong>te. Er<br />

setzte seinen Traum von<br />

<strong>de</strong>r Fichtenpflanzung, aus<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>reinst Weihnachtsbäume<br />

auf die Reise gehen<br />

sollten, in die Tat um. Die<br />

Baumschule Royal Ar<strong>de</strong>nne<br />

war somit eine <strong>de</strong>r ersten,<br />

die die Anpflanzung von<br />

Weihnachtsbäumen zu<br />

einem vollwertigen Berufsund<br />

Wirtschaftszweig<br />

machte. Bis zum heutigen<br />

Tag ist es ein Familienbetrieb geblieben,<br />

<strong>de</strong>r von Luc Istasse und seinem Sohn<br />

Rodrigue, <strong>de</strong>r vierten Generation, geleitet<br />

wird.<br />

Der Erfolg <strong>de</strong>r Weihnachtsbaumplantage<br />

erklärt sich ganz zweifellos aus <strong>de</strong>m<br />

i<strong>de</strong>alen Biotop <strong>de</strong>s Ar<strong>de</strong>nner Hochplateaus.<br />

Typische Merkmale sind das ganze<br />

Jahr über auftreten<strong>de</strong> ausgiebige Regenfälle,<br />

<strong>de</strong>r saure und relativ nährstoffarme<br />

Bo<strong>de</strong>n, die Höhenlage von mehr als 400<br />

Metern und das daraus resultieren<strong>de</strong><br />

raue Klima sowie die erhöhte Ultraviolettstrahlung.<br />

Hinzu kommen eine ungewöhnliche<br />

Dynamik und ein außergewöhnliches<br />

praktisches Wissen, das ständig<br />

auf <strong>de</strong>n neuesten Stand gebracht wird.<br />

Die in <strong>de</strong>n belgischen Ar<strong>de</strong>nnen, im Gebiet<br />

Entre-Sambre-et-Meuse gelegene Baumschule<br />

liefert heutzutage ca. 3.500.000 bis<br />

4.000.000 Weihnachtsbäume, die auf ca.<br />

500 Hektar ge<strong>de</strong>ihen. Natürlich ist das<br />

Angebot <strong>de</strong>r Baumschule nicht allein auf<br />

Weihnachtsbäume beschränkt, aber es<br />

sollte doch darauf hingewiesen wer<strong>de</strong>n,<br />

dass diese während <strong>de</strong>r Pflanzzeit und in<br />

<strong>de</strong>r Vorweihnachtszeit insgesamt sieben<br />

Mitarbeitern Vollbeschäftigung und etwa<br />

vierzig Teilzeitkräften Saisonarbeit bescheren.<br />

Zusätzliche o<strong>de</strong>r außergewöhnliche<br />

Arbeiten wer<strong>de</strong>n von selbständigen Mitarbeitern<br />

ausgeführt.<br />

Die “Weihnachtsbaumernte” beginnt<br />

etwa zu Allerheiligen und en<strong>de</strong>t meistens<br />

zwischen <strong>de</strong>m 10. und 15. Dezember.<br />

Je<strong>de</strong>s Jahr wer<strong>de</strong>n ca. 400.000 Bäume entwe<strong>de</strong>r<br />

geschlagen o<strong>de</strong>r mit Erdballen ausgegraben,<br />

vorbereitet und verpackt. Die<br />

Bäume sind vor allem für <strong>de</strong>n belgischen<br />

Markt bestimmt, einige von ihnen gelangen<br />

aber auch nach Frankreich, England<br />

und Spanien sowie in die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>.<br />

Aber kehren wir noch einmal zu <strong>de</strong>n<br />

Anfängen zurück. Bei Familie Istasse<br />

dreht sich das ganze Jahr um Weihnachten.<br />

Die notwendigen Samen erhält die<br />

Baumschule nicht aus eigener Zucht, sie<br />

erwirbt sie auf <strong>de</strong>m Markt. Die Sämlinge<br />

wer<strong>de</strong>n im Mai in <strong>de</strong>n sorgsam gepflügten,<br />

<strong>de</strong>sinfizierten und vorbereiteten<br />

Bo<strong>de</strong>n eingebracht. Zwei Jahre später<br />

sind die Pflänzchen etwa 20 cm hoch.<br />

Zu diesem Zeitpunkt wer<strong>de</strong>n sie mit<br />

<strong>de</strong>r Hand herausgehoben und in Beete<br />

pikiert. Nach weiteren zwei Jahren wer<strong>de</strong>n<br />

die Bäumchen erneut umgesetzt, um<br />

aus ihnen Weihnachtsbäume wachsen<br />

zu lassen. Während dieser ganzen Zeit<br />

erfolgt die Pflege <strong>de</strong>r Sprösslinge größtenteils<br />

in Handarbeit.<br />

Mittlerweile ist die junge Fichte zwischen<br />

30 und 70 cm hoch. Hat sie dieses<br />

Stadium erreicht, können die anfallen<strong>de</strong>n<br />

Arbeiten von nun an hauptsächlich<br />

mit Maschinen erledigt wer<strong>de</strong>n. Eine Art<br />

Erntemaschine mit Riemen, die an einen<br />

Traktor angehängt wird, zieht die jungen<br />

Fichten zum Beispiel aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n,<br />

schüttelt das Erdreich ab und bin<strong>de</strong>t sie<br />

bün<strong>de</strong>lweise. Danach lan<strong>de</strong>n sie in <strong>de</strong>r<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />

Foto: CRA, département Biotechnologie<br />

Sortierhalle. Ein letztes Mal<br />

wer<strong>de</strong>n sie in gepflügten,<br />

geeggten und verdichteten<br />

Bo<strong>de</strong>n umgesetzt. Dieses<br />

Pikieren erfolgt mechanisch,<br />

mit einer Kapazität<br />

von ca. 30.000 Bäumchen<br />

pro Tag, die auf 1 bis 1,2<br />

m Distanz voneinan<strong>de</strong>r<br />

gepflanzt wer<strong>de</strong>n.<br />

An diesem Ort bleiben die<br />

Jungfichten die nächsten<br />

fünf bis sieben Jahre, bis sie<br />

geschlagen bzw. mit Erdballen<br />

ausgegraben und an<br />

die Verkaufsstelle geliefert<br />

wer<strong>de</strong>n. Nicht alle an Privatkun<strong>de</strong>n verkauften<br />

Bäume weisen dieselbe Höhe<br />

und <strong>de</strong>mentsprechend dasselbe Alter auf.<br />

Dennoch sind ungefähr zehn Jahre vom<br />

Samen bis zum <strong>de</strong>korativen Weihnachtsbaum<br />

nötig. Während dieser gesamten<br />

Zeit sind zwei Spritzungen pro Jahr<br />

erfor<strong>de</strong>rlich, zu<strong>de</strong>m müssen die Fichten<br />

regelmäßig beschnitten wer<strong>de</strong>n, um<br />

ihnen eine schöne Form zu geben.<br />

Soweit <strong>de</strong>r bisherige, normale Lebensweg<br />

einer Weihnachtsfichte. Diese verliert<br />

jedoch zunehmend an Bo<strong>de</strong>n zu Gunsten<br />

<strong>de</strong>r Nordmanntanne (Abies nordmanniana),<br />

die, obwohl behaglich im warmen<br />

Wohnzimmer neben <strong>de</strong>r kleinen Krippe<br />

stehend, ihre Na<strong>de</strong>ln lieber für sich behält.<br />

Sie wird daher als vitaler eingestuft. Auch<br />

in <strong>de</strong>r Baumschule Royal Ar<strong>de</strong>nne verdrängt<br />

die Nordmanntanne daher allmählich<br />

die Fichte. Zu<strong>de</strong>m bedarf die Nordmanntanne<br />

keinerlei aufwändiger Pflege,<br />

auch das Beschnei<strong>de</strong>n fällt fast völlig<br />

weg. Allerdings wächst sie langsamer (sie<br />

benötigt praktisch drei Jahre länger, um<br />

verkaufsfähig zu wer<strong>de</strong>n), und das merkt<br />

man am Preis. Zu<strong>de</strong>m sollte diese Sorte<br />

noch gleichmäßiger wachsen. Aus diesem<br />

Grund kann o<strong>de</strong>r sollte sie eher noch verbessert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

L. UND R. ISTASSE, EWALD TELLER<br />

Zusätzliche Auskünfte:<br />

La Pépinière Royal Ar<strong>de</strong>nne<br />

L. und R. Istasse<br />

72, route <strong>de</strong> Bouillon<br />

5555 Bièvre<br />

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