Garcon - Essen, Trinken, Lebensart Nr.28
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LOKALTERMIN Gasthof zur Eisenbahn<br />
Felix Arlt: Diplom-Architekt und Gasthof-Besitzer.<br />
Felix Arlt, Jahrgang 1974, ist seit 2012 Eigentümer des<br />
Gasthofs zur Eisenbahn in Ringenwalde, einem Dorf im Süden<br />
der Uckermark.<br />
Sein Urgroßvater Adolf Heyne hatte das Ausflugsrestaurant<br />
vor 95 Jahren übernommen, seine Großeltern Gerda und<br />
Theo Heyne führten es bis 1977, dann verkauften sie es.<br />
Fortan wechselten Eigentümer und Betreiber häufig. Nach<br />
der Wende führten Helma und Kristian Holfeld bis zu ihrer<br />
Pensionierung den Landgasthof und prägten ein Motto, das<br />
auch heute noch gilt: uckermärkisch, frisch und bezahlbar.<br />
Arlt wuchs in Bremen auf und ist Architekt. Vor einem Jahr<br />
erfuhr er von der Möglichkeit eines Rückkaufs des Ringenwalder<br />
Gasthofs und entschied sich schnell. „Weil ich eine<br />
familiäre Beziehung zu diesem Haus habe und weil der Ort<br />
mich als Architekt interessiert“, sagt er.<br />
Sind Sie ein Nostalgiker?<br />
Wenn Sie auf den Kauf des Gasthofes<br />
zur Eisenbahn in Ringenwalde anspielen,<br />
eher ein Romantiker.<br />
Was hat Sie an dem Anwesen am<br />
meisten gereizt?<br />
Natürlich, dass es ein Stück meiner<br />
Familiengeschichte ist. Hinzu kommt,<br />
dass ich seit drei Jahren selbstständiger<br />
Architekt in Berlin bin und durch<br />
meinen Beruf auch die Möglichkeiten<br />
gesehen habe, die der Gasthof bietet.<br />
Welche Möglichkeiten?<br />
Die Uckermark-Dörfer haben in den<br />
letzten Jahren viel von ihrer Identität<br />
verloren, auch Ringenwalde. Mit einem<br />
Ort wie diesem Gasthof wieder etwas<br />
davon zurückzuholen, das sehe ich<br />
durchaus als lohnende Aufgabe.<br />
Wie wollen Sie die lösen?<br />
Der erste Schritt ist bereits getan,<br />
indem wir in der Gaststube tabula rasa<br />
gemacht haben. Die Haustechnik wurde<br />
saniert, der alte Dielenboden wieder<br />
eingebaut, aus der Jägerstube wurde<br />
ein klar und licht strukturierter Raum.<br />
Und die 70er-Jahre-Behelfsküche ist<br />
jetzt ein moderner Arbeitsplatz.<br />
Wie wird es weitergehen?<br />
Es gibt einen großen Saal mit Empore,<br />
Bühne und einer erstklassigen<br />
Akustik, derzeit noch eine Ruine. Er<br />
soll saniert werden. Hier könnten dann<br />
Hochzeiten, Konfirmationen oder Dorfbälle<br />
gefeiert werden, vielleicht auch<br />
Filmabende stattfinden, Theater- und<br />
Konzertveranstaltungen. Ich möchte<br />
auch den Garten herrichten und nutzen.<br />
Stellen Sie sich eine Kaffeetafel<br />
unter alten Obstbäumen vor…<br />
Eine schöne Vorstellung. Der anonyme<br />
Eigentümer sind Sie jedenfalls<br />
nicht.<br />
Nein, auf keinen Fall, ich bin Architekt,<br />
sehe den Ort und habe eine Vision.<br />
Gasthof zur Eisenbahn, Foto wahrscheinlich um 1914.<br />
Frühere Inhaber: Gerda und Theo Heyne.<br />
32 GARÇON