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Albvereinsblatt_2011-04.pdf

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Invasoren der Vogelwelt<br />

Invasoren wird immer mit Skepsis begegnet. Bei diesen handelt<br />

es sich aber um solche, die ohne böse Absicht kommen. Es sind<br />

Invasoren auf Zeit von Oktober bis März. Sie haben auch nicht<br />

die hiesigen Artverwandten vertrieben, sondern sind wie diese<br />

vor drohendem Nahrungsmangel auf Wanderschaft geflogen.<br />

Mit den verbliebenen Vogelarten und üblichen Wintergästen besteht<br />

ein friedliches Nebeneinander. Auslöser dieser sich zu Invasionen<br />

zusammen ballenden Wanderschwärme können Mißernten<br />

ihrer Vorzugsnahrung im Brutgebiet und Übervermehrung<br />

in vorangegangenen Schlemmerjahren sein. Sie ziehen nach<br />

Süden, immer ihrer Lieblingsnahrung nach. Wenn bei uns der<br />

Samenansatz und der Beerenbehang der Bäume und Sträucher<br />

groß ist, bleiben sie, bis alles aufgezehrt ist. Es ist nicht die Kälte,<br />

die zum vorübergehenden Verlassen ihrer Brutheimat zwingt:<br />

39 – 44 °C Körpertemperatur und ein dichtes Federkleid halten<br />

warm. Es geht um den täglichen Nachschub an Kalorien, der diese<br />

kleinen Körper warm halten muss.<br />

Gemeint sind Vogelarten aus dem Norden und Nordosten<br />

Europas. Nur wenige Arten sind es, die plötzlich invasionsartig<br />

auftauchen. Der Bergfink steht an erster Stelle und erscheint am<br />

regelmäßigsten. Dann folgen Seidenschwanz, Fichtenkreuzschnabel,<br />

Birkenzeisig und Tannenhäher. Manchmal hat man<br />

diesen Eindruck auch von den Erlenzeisigen.<br />

Am bekanntesten sind die Einfälle der Bergfinken. Bei deren Massenzügen<br />

kann man tatsächlich von Invasionen sprechen. Vor<br />

allem die Bucheckern der großen Buchenwälder unseres Landes<br />

ermöglichen ihnen ein Überleben. Seidenschwänze halten sich<br />

an den Fruchtbehang Beeren tragender Bäume und Sträucher,<br />

Kurt Heinz Lessig<br />

Der starengroße, in Gruppen auftretende Seidenschwanz ist<br />

leicht an seinem Schopf zu erkennen.<br />

Fichtenkreuzschnäbel ernähren sich hauptsächlich von Fichtensamen.<br />

Sie brüten sogar im Winter bei uns, wenn der Zapfenbehang<br />

besonders groß ist.<br />

Ebenso hält sich der Tannenhäher, der in einer Unterart auftritt,<br />

an Baumsamen. Birkenzeisig und Erlenzeisig sind meist auf den<br />

Namen gebenden Bäumen anzutreffen, nehmen aber auch allerlei<br />

Unkrautsämereien.<br />

Wegen des unregelmäßigen Auftretens dieser Invasionsvögel –<br />

mit bei manchen Arten mehrjährigen Abständen – fallen kleine<br />

Schwärme wenig auf. Bergfinken, Seidenschwänze und Tannenhäher<br />

in größerer Anzahl aber doch, und sie bringen es dann<br />

sogar bis auf die Lokalseiten der Zeitungen. Für den Vogelfreund<br />

zählt ihr Erscheinen zu den besonderen Naturerlebnissen: Es<br />

zeigt sich daran die erstaunliche Überlebensstrategie dieser gefiederten<br />

Mitgeschöpfe.<br />

Schwäbische Pflanzennamen<br />

von Prof. Dr. Theo Müller<br />

Busch-Windröschen (Anemone nemorosa)<br />

Das Busch-Windröschen gehört als Frühjahrsblüher zu den<br />

bekanntesten Blumen, wurde aber von den alten Botanikern<br />

kaum beachtet, da es bei den antiken Ärzten keine<br />

Rolle spielte und auch sonst in der Heilkunde kaum verwendet<br />

wurde. Es kommt verbreitet, oft in großen Herden<br />

den Boden deckend, auf mehr oder weniger nährstoffreichen,<br />

mäßig trockenen bis frischen Böden in Laubmischwäldern<br />

vor, in höheren Lagen (bis 2000 m über NN) vor allem<br />

in Wiesen. Mit dem waagrecht kriechenden, meist verzweigten<br />

Wurzelstock erreicht es Bodentiefen bis 15 cm. Das<br />

Hahnenfußgewächs wird 10 –25 cm hoch. Der Stängel weist<br />

im oberen Drittel einen Quirl von 1 –3 cm lang gestielten,<br />

dreiteiligen Blättern auf. Die einzeln stehenden, 2 –3 cm großen<br />

sternförmigen Blüten bestehen aus sechs bis acht weißen,<br />

oft rötlich überlaufenen Blütenblättern, zahlreichen gelben<br />

Staubgefäßen und Fruchtknoten.<br />

Wegen seiner Bekanntheit gibt es für das Busch-Windröchen<br />

zahlreiche Volksnamen, wobei hier nur die schwäbischen<br />

berücksichtigt werden. Der Name »Windröschen« geht<br />

darauf zurück, dass die Blüten auf ihren dünnen Stielen bei<br />

Wind hin- und herschwanken. Auf die weiße Blütenfarbe beziehen<br />

sich Namen wie Eierbluem, Mehlblümle oder Beckabueb.<br />

In diesen Bezug sind auch die Namen Schneeflock<br />

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Gelbes Windröschen<br />

und Schneekätter einzubeziehen, weil dichte Bestände im<br />

Frühjahrswald an Schnee erinnern. Andere Namen orientieren<br />

sich nach der Blütenform (Sternebluem), nach der frühen<br />

Blütezeit (Märzeblümle, Aprila) oder nach Tierarten als<br />

Frühlingsboten (Hasebluem, Guguckle oder Guggichbluem).<br />

Die Bezeichnung Waldhähnle, Weißer Gockeler oder Güg-<br />

Thomas Pfündel

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