Albvereinsblatt_2011-04.pdf
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FORUM<br />
Szene gesetzt. So erscheint die Höhle geheimnisvoller und<br />
ursprünglicher – die Urzeit, in der noch Bären in der Höhle<br />
lebten, wird zum Greifen nah. Und selbst Besuchern, die<br />
die Höhle bereits kennen, erscheint sie komplett anders<br />
als bislang. Öffnungszeiten: 9 – 11.30 Uhr, 13.30 – 16.30<br />
Uhr, an Sonn- und Feiertagen 9 – 16.30 Uhr. Weitere Informationen<br />
zur HöhlenErlebnisWelt Giengen-Hürben mit<br />
der Charlottenhöhle: www.baerenland.de, Tourist-Information<br />
Giengen, Tel. 0 73 22 / 9 52 29 20, tourist-info@giengen.de<br />
erhältlich.<br />
Windräder in der Rieslandschaft?<br />
Die Nutzung der Atomkraft soll auslaufen, die Vorkommen<br />
von Erdgas, Erdöl und Kohle sind endlich. Vor allem die<br />
Erdölvorräte werden trotz der Entdeckung neuer Felder<br />
geschichtlich gesehen in naher Zukunft leergepumpt sein.<br />
Sie sind als Rohstoffe viel zu wertvoll, um als Energielieferanten<br />
ausgebeutet zu werden. Ans Sparen, sofern es sich<br />
nicht um technische Maßnahmen handelt, sondern zu persönlichen<br />
Einschränkungen führen wird, denkt niemand,<br />
am allerwenigsten beim Autofahren. So wird die Suche nach<br />
Alternativen lebensnotwendig. Windräder nehmen dabei<br />
einen wichtigen Rang ein. Ihr Anteil an der Stromerzeugung,<br />
der in Baden-Württemberg derzeit weniger als ein<br />
Prozent beträgt, soll im nächsten Jahrzehnt auf das Vielfache<br />
gesteigert werden. Optische Gesichtspunkte, Rücksichten<br />
auf das Landschaftsschutzgebiet, so hört man immer<br />
wieder, hätten zurückzutreten. Das muss, trotz des<br />
Wissens um die Unvermeidbarkeit solcher Anlagen erschrecken.<br />
Nein! Völlig ungehemmt darf diese Welle nicht<br />
unsere Landschaft überschwemmen, dürfen Windräder<br />
nicht ohne Rücksicht auf deren Bild gebaut werden, zumal<br />
nicht die monströsen, die man heute anstrebt. Wenigstens<br />
die wichtigsten Glieder der Landschaft müssen frei bleiben<br />
und sie weiterhin ungestört beherrschen.<br />
Für kaum eine Gegend kann diese Forderung stärkeres Gewicht<br />
haben als für die Meteorkraterlandschaft des Rieses,<br />
die nirgendwo in Europa ihresgleichen hat. Es gilt dies<br />
selbstredend für alle ihre Teile, für die Randhöhen, für Einzelberge<br />
und für die Ebene.<br />
Dr. Hans Mattern<br />
Ein Turm auf dem Hohenstaufen?<br />
Ich sah ihn fern, / Er glich dem Sarge; / Ich kam ihm nah, /<br />
Rings Grabesstille; / Ich stieg hinauf, / Zwei Genien flattern<br />
/ Am Abhang nieder: / Ein Totenkopf / Ein Trauermantel (Johann<br />
Georg Fischer, geb. 1816 im damaligen Groß-Süßen)<br />
»Rings Grabesstille« – Die Unberührtheit des Gipfels – das<br />
war es, was den Besucher des Hohenstaufen bewusst oder<br />
unbewusst bewegt hat, was ihn ungestört in die Vergänglichkeit<br />
alles irdischen Glanzes und Ruhmes versenken ließ.<br />
Es ist der Hohenstaufen kein Berg wie jeder andere! Sind<br />
sich die örtlichen Verantwortlichen wirklich bewusst, welch<br />
einzigartigen Schatz sie besitzen und welches Maß an Verantwortung<br />
sie aber damit auch weit über unser Land hinaus<br />
tragen? Wollen sie »aller schwäb’schen Berge schönsten«<br />
(Ludwig Uhland) zum durchschnittlichen Touristentreffpunkt<br />
machen? Und zudem seinen Anblick aus der Ferne<br />
beeinträchtigen?<br />
Zum Genuss der prächtigen Aussicht bedarf es keines Turmes.<br />
Wer nur wenige Schritte geht, dem zeigt sie sich nach<br />
allen Richtungen.<br />
Es wird niemandem ein Zacken aus der Krone fallen, wenn<br />
er dem Hohenstaufen den schuldigen Respekt erweist und<br />
von den Plänen eines Turmbaus und damit einer weiteren<br />
Möblierung Abstand nimmt. Nicht umsonst steht übrigens<br />
der Berg samt seiner weiteren Umgebung unter Landschaftsschutz!<br />
Dr. Hans Mattern<br />
Außergewöhnlicher Fund in Hechingen-Stein<br />
51<br />
Im letzten Winter entdeckte der Vorsitzende des Fördervereins<br />
zur Erforschung und Erhaltung der Kulturdenkmale<br />
in Hechingen-Stein, Gerd Schollian, nahe der Villa von<br />
Hechingen-Stein (Zollernalbkreis) die Überreste eines bis<br />
dahin unbekannten römischen Gebäudes. Herausragend<br />
an dem Fund ist eine als ganzes umgeklappte Wand des<br />
Ge bäudes, die komplett erhalten flachliegend unter dem<br />
Waldboden überdauerte. Der glückliche Fund ist ein außergewöhnlicher<br />
und wichtiger Beitrag zur Kenntnis der<br />
dritten Dimension römischer Bauten in der Provinz. Über<br />
diese ist aus antiken Darstellungen oder der sonstigen<br />
Über lieferung so gut wie nichts bekannt.<br />
Um genauere Aufschlüsse zu erhalten, führte das Landesamt<br />
für Denkmalpflege Baden-Württemberg im Regierungs -<br />
prä sidium Stuttgart (LAD) ab Juni <strong>2011</strong> eine Voruntersuchung<br />
durch. Hierbei wurde festgestellt, dass die Hechinger<br />
Wand zu einem Gebäude gehört, das auf einer ter ras -<br />
senartigen Geländestufe am Hang errichtet wurde. Das Gebäude<br />
war nach den Untersuchungen 20 Meter breit und<br />
könnte bis zu 35 Meter lang gewesen sein. Damit wäre der<br />
Bau neben dem Haupthaus im Zentrum das zweitgrößte<br />
Ge bäude der Villenanlage. Die mächtigen, bis zu 1,60 Meter<br />
breiten Fundamente der Neuentdeckung resultieren einerseits<br />
aus der Position am Schräghang, anderseits deuten<br />
sie aber auch auf die beträchtliche Höhe des Gebäudes<br />
hin. Aus der Lage und Verteilung der umgestürzten<br />
Wand partien errechnet sich eine Mindesthöhe von 15 Meter.<br />
Damit ist das Gebäude größer und höher als die anderen<br />
ohnehin extrem seltenen archäologischen Beispiele<br />
umgestürzter Wände.<br />
Die Villenanlage von Hechingen-Stein entstand am Ende<br />
des 1. Jahrhunderts n. Chr. und wurde im Laufe der nächsten<br />
100 Jahre in mehreren Schritten aufwändig zu einer<br />
re präsentativen Anlage ausgebaut. Höchst bedeutsam ist,<br />
dass der Bau ca. 40 Meter außerhalb der bekannten Umfassungsmauer<br />
liegt. Dies zeigt zusammen mit anderen Beobachtungen,<br />
dass das Villengelände einst noch wesent-<br />
LADBW