TIMSS 2007: Erste Ergebnisse - Bifie
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<strong>TIMSS</strong> <strong>2007</strong>: <strong>Erste</strong> <strong>Ergebnisse</strong> 13<br />
Eine wesentliche Information, die internationale Schülerleistungsstudien<br />
liefern, ist die Position des eigenen Landes<br />
im Vergleich zu anderen Teilnehmerstaaten. In diesem ersten<br />
Kapitel wird untersucht, wie gut es Österreichs Schulsystem<br />
im internationalen Vergleich gelingt, Kindern<br />
grundlegende Mathematikkompetenzen zu vermitteln. Die<br />
Beantwortung dieser Frage erfolgt zunächst bezogen auf die<br />
Mittelwerte der einzelnen Länder. Die folgenden Abschnitte<br />
stellen weitere Merkmale in Bezug auf die Mathematikkompetenz<br />
im Ländervergleich dar: Kompetenzveränderungen<br />
im Zeitvergleich 1995–<strong>2007</strong> (Kapitel 1.2), die<br />
Leistungsverteilung (Streuung, Größe von leistungsstarken<br />
und -schwachen Schülerinnen und Schülern: Kapitel 1.3),<br />
Kompetenzen in einzelnen Teilbereichen (Kapitel 1.4 und<br />
1.6) und Mathematikkompetenz im Geschlechtervergleich<br />
(Kapitel 1.5 und 1.7).<br />
Die Mathematikkompetenz wurde in der ersten <strong>TIMSS</strong>-<br />
Erhebung 1995 auf einer Skala mit einem Mittelwert von<br />
500 und einer Standardabweichung (SD) von 100 abgebildet.<br />
Die Skala von 1995 dient als Anker für alle nachfolgenden<br />
Erhebungen (vgl. Olson, Martin & Mullis, 2008). So<br />
lassen sich Leistungswerte über die Zeit hinweg zwar direkt<br />
vergleichen, d. h. Schüler/innen, die 1995 einen Wert von<br />
500 erreicht haben, weisen dieselbe Kompetenz auf wie jene<br />
mit demselben Punktwert im Jahr <strong>2007</strong>. Der Ländermittelwert<br />
nachfolgender Erhebungen liegt jedoch nicht mehr<br />
exakt bei 500. Bei <strong>TIMSS</strong> <strong>2007</strong> beträgt dieser 473 Punkte<br />
(SD 82). Dieser gegenüber 1995 niedrigere Ländermittelwert<br />
ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass sich<br />
an <strong>TIMSS</strong> <strong>2007</strong> mehr leistungsschwächere Länder beteiligten<br />
und kann nicht als allgemeiner Leistungsrückgang gewertet<br />
werden.<br />
Abbildung 1.1 A zeigt die Mittelwerte aller Teilnehmerländer<br />
für die Mathematik-Gesamtskala. Die blauen Balken<br />
kennzeichnen jenen Wertebereich, in dem der Mittelwert<br />
aller Schüler/innen der vierten Schulstufe eines Landes mit<br />
95%iger Wahrscheinlichkeit liegt (Konfidenzintervall). In<br />
der Mitte jedes Balkens ist der Mittelwert als helle Linie<br />
eingezeichnet. Der Mittelwert über alle Länder ist in Form<br />
einer orangen Linie eingetragen. Die genauen Zahlenwerte<br />
können der Tabelle (Abb. 1.1 B) entnommen werden.<br />
Internationaler Vergleich<br />
Österreichs Schüler/innen erzielen auf der Mathematik-<br />
Gesamtskala einen Mittelwert von 505 Punkten. Damit<br />
nimmt Österreich Rang 17 unter den 36 Teilnehmerländern<br />
ein. Die eindeutig führenden Mathematiknationen<br />
sind Hongkong und Singapur. Die Kinder dieser Länder<br />
schneiden mit einem Mittelwert von 607 (HKG) und 599<br />
Punkten (SGP) international am besten ab und liegen signifikant<br />
vor allen anderen Ländern. Die Differenz zwischen<br />
den Mathematikmittelwerten der österreichischen Kinder<br />
und jener aus Hongkong und Singapur ist beträchtlich und<br />
beträgt jeweils mehr als eine Standardabweichung (102 und<br />
94 Punkte). Das beste EU-Land ist England mit 541 Punkten<br />
(36 Punkte Differenz zu Österreich).<br />
Am anderen Ende der Skala finden sich Länder, deren Schüler/innen<br />
sehr schwache Leistungen erzielen. So weisen die<br />
Kinder in Katar und Jemen eine Mathematikkompetenz<br />
von unter 300 Punkten auf, sechs weitere Länder liegen unter<br />
400 Punkten. Die stark unterdurchschnittlichen Schülerkompetenzen<br />
in diesen Ländern sind nicht nur auf Ebene<br />
des Schulsystems zu erklären. Vielmehr spiegeln sie grundlegend<br />
andere Lernvoraussetzungen wider, deren Wurzeln<br />
in sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen liegen, die<br />
stark von westlichen Industriestaaten abweichen. Betrachtet<br />
man ausschließlich die wirtschaftlich relativ homogene<br />
Gruppe der OECD-Länder, fallen die Leistungsunterschiede<br />
relativ gering aus. Hier besteht zwischen dem besten Teilnehmerland<br />
Japan (568 Punkte) und dem schwächsten<br />
Norwegen (473 Punkte) eine Differenz von weniger als 100<br />
Punkten. Im letztgereihten teilnehmenden EU-Land, der<br />
Tschechischen Republik, erreichen die Schüler/innen 486<br />
Punkte auf der Mathematik-Gesamtskala.<br />
Österreich im Vergleich<br />
Die Mathematikleistung der österreichischen Kinder unterscheidet<br />
sich nicht signifikant von den Kindern aus jenen<br />
Ländern, die in Abbildung 1.1 A blau hinterlegt sind. Dabei<br />
handelt es sich mit Ausnahme von Armenien und Schweden<br />
ausschließlich um Nachbarländer Österreichs (Ungarn,<br />
Italien, Slowenien, Slowakische Republik). Deutschland<br />
schneidet als einziges teilnehmendes Nachbarland besser ab<br />
als Österreich und die Tschechische Republik schlechter.<br />
Im internationalen Vergleich rangiert Österreich insgesamt<br />
im Mittelfeld. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die sozialen<br />
und wirtschaftlichen Voraussetzungen der Länder stark<br />
divergieren, von hoch industrialisierten Staaten bis zu Entwicklungsländern.<br />
Richtet sich der Fokus ausschließlich auf<br />
EU-Länder, also Länder mit ähnlichen wirtschaftlichen, politischen<br />
und sozialen Rahmenbedingungen, ist das österreichische<br />
Ergebnis weniger positiv. Berücksichtigt man nur<br />
die Teilnehmerländer aus der EU, liegt Österreich auf Rang<br />
9 (von 14). Der österreichische Mittelwert (505 Punkte)<br />
liegt signifikant unter dem EU-Mittelwert von 514 Punkten.<br />
Die Schüler/innen in England, Lettland, den Niederlanden,<br />
Litauen, Deutschland und Dänemark schneiden<br />
signifikant besser ab als die österreichischen. Nur in zwei<br />
der 14 teilnehmenden EU-Mitgliedsländer (Schottland und<br />
Tschechische Republik) weisen 9-/10-Jährige eine signifikant<br />
schlechtere Mathematikkompetenz auf als in Österreich.