TIMSS 2007: Erste Ergebnisse - Bifie
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<strong>TIMSS</strong> <strong>2007</strong>: <strong>Erste</strong> <strong>Ergebnisse</strong> 53<br />
In einer internationalen Schulleistungsstudie wie <strong>TIMSS</strong>,<br />
bei der die Mathematik- und Naturwissenschaftskompetenz<br />
der Schüler/innen im Mittelpunkt steht, sind auch die zeitlichen<br />
Ressourcen, die dafür in den einzelnen Schulsystemen<br />
vorgesehen sind, von Interesse. Aus diesem Grund<br />
werden diese Ressourcen – gemessen an den jährlichen Unterrichtsstunden<br />
für Mathematik und Naturwissenschaft –<br />
im internationalen Vergleich dargestellt. Schließlich wird<br />
der Frage nachgegangen, ob mehr Unterrichtsstunden in<br />
den jeweiligen Fächern mit höheren Leistungen oder mehr<br />
Freude am jeweiligen Fach einhergehen.<br />
Unterrichtsstunden für Mathematik und<br />
Naturwissenschaft im Ländervergleich<br />
Lesehinweis:<br />
Auf Basis der Angaben der Schulleiter/innen und<br />
Lehrer/innen, wie viele Wochenstunden (á 60 Minuten)<br />
in Mathematik und Naturwissenschaft wöchentlich<br />
abgehalten werden und wie viele Schultage ein<br />
Unterrichtsjahr umfasst, lässt sich die Variable Stunden<br />
pro Schuljahr als Mittelwert für jedes Land errechnen.<br />
In Abbildung 3.7 A sind die Unterrichtsstunden pro Jahr<br />
für Mathematik und Naturwissenschaft aller Teilnehmerländer<br />
gegenübergestellt. Die Länder sind dabei nach der<br />
Anzahl der Unterrichtsstunden absteigend gereiht. Dabei<br />
sind enorme Unterschiede zwischen den Ländern beim<br />
jährlichen Stundenausmaß für den Mathematik- und den<br />
Naturwissenschaftsunterricht erkennbar. Die Stundenanzahl<br />
für den Mathematikunterricht variiert von 104 Stunden<br />
in der Ukraine bis hin zu beinah doppelt so vielen Stunden<br />
(201 Stunden) in Italien. Sowohl der internationale als<br />
auch der EU-Schnitt liegen bei 144 Stunden Mathematikunterricht<br />
pro Schuljahr. Die österreichischen Schüler/innen<br />
erhalten mit 126 Mathematikstunden pro Jahr vergleichsweise<br />
wenig Mathematikunterricht und liegen mit<br />
diesem Stundenausmaß unter dem internationalen und<br />
dem EU-Durchschnittswert. Im Ranking der Länder nach<br />
Mathematikstunden sind keine überregionalen Muster feststellbar.<br />
So finden sich beispielsweise EU-Länder als auch<br />
Nicht-EU-Länder mit relativ vielen, aber auch vergleichsweise<br />
wenigen Mathematikstunden. Das Gleiche gilt für die<br />
ostasiatischen Länder.<br />
Die Unterrichtszeit für naturwissenschaftliche Fächer ist in<br />
allen Ländern geringer als für Mathematik, und auch hier<br />
unterscheiden sich die Länder zum Teil erheblich: Die<br />
Schüler/innen in Kolumbien und El Salvador haben mit<br />
über 130 Stunden im Jahr mit Abstand die meisten Unterrichtsstunden<br />
in diesem Fach vorzuweisen. In der Ukraine<br />
und den Niederlanden beträgt die jährliche Unterrichtszeit<br />
für Naturwissenschaft nur 33 Stunden, das entspricht etwa<br />
einer Stunde pro Woche. Der internationale Durchschnitt<br />
und der EU-Schnitt liegen bei 67 und 62 Stunden Naturwissenschaftsunterricht<br />
im Jahr. In Österreich werden die<br />
Viertklässler/innen 92 Stunden pro Jahr in Naturwissenschaft<br />
unterrichtet; damit liegt Österreich im Ländervergleich<br />
im oberen Drittel. Auffällig ist, dass alle ostasiatischen<br />
Teilnehmerländer (Japan, Singapur, Taiwan, Honkong) mit<br />
der jährlichen Unterrichtszeit für Naturwissenschaft über<br />
dem internationalen als auch dem EU-Durchschnitt liegen.<br />
Jährliche Unterrichtstunden im Zusammenhang<br />
mit Leistung und Freude am Fach<br />
Da zwischen den Ländern teilweise beträchtliche Unterschiede<br />
bezüglich ihrer jährlichen Unterrichtsstunden in<br />
Mathematik und Naturwissenschaft beobachtet werden<br />
können, drängt sich die Frage auf, ob diese Unterschiede<br />
auch im Zusammenhang mit anderen Ländermerkmalen<br />
stehen. Man könnte vermuten, dass jene Länder, die mehr<br />
zeitliche Ressourcen in den Mathematik- und den Naturwissenschaftsunterricht<br />
investieren, auch jene Länder mit<br />
höheren Kompetenzmittelwerten sind, oder sich durch<br />
mehr Freude ihrer Schüler/innen am Fach auszeichnen.<br />
Abbildung 3.7 B zeigt den Zusammenhang zwischen dem<br />
jährlichen Stundenausmaß in Mathematik und dem Landesmittelwert<br />
für die Mathematikkompetenz der Schüler/<br />
innen. Die Ausprägung in diesen beiden Merkmalen ist für<br />
jedes EU-Land mit einem Punkt dargestellt. In Österreich<br />
stehen relativ wenig Unterrichtstunden einem hohen Landesmittelwert<br />
in Mathematik gegenüber. Im Vergleich dazu<br />
zeichnet sich Italien durch vergleichsweise viele Unterrichtstunden,<br />
aber einen beinahe identen Landesmittelwert in<br />
Mathematik wie Österreich aus. Auch bei Betrachtung der<br />
anderen EU-Teilnehmerländer, zeigt sich deutlich, dass die<br />
jährliche Unterrichtszeit unabhängig vom Landesmittelwert<br />
in Mathematik ist (r SP<br />
= .01, n.s). Mehr Unterrichtsstunden<br />
in Mathematik alleine führen nicht zwangsläufig nicht zu<br />
besseren Schülerleistungen in einem Land. Dies gilt in etwa<br />
gleichem Ausmaß für die Naturwissenschaft (r SP<br />
= -.01,<br />
n. s). Diese <strong>Ergebnisse</strong> konnten bereits in vorhergehenden<br />
Studien gezeigt werden. Dabei wird immer darauf hingewiesen,<br />
dass nicht die Unterrichtszeit, sondern nur die davon<br />
aktiv verbrachte Lernzeit zu einem Leistungszuwachs<br />
bei den Schülerinnen und Schülern führt.<br />
Untersucht wurde auch der Zusammenhang der jährlichen<br />
Unterrichtstunden und der Freude an diesen Fächern. Hier<br />
zeigt sich für Naturwissenschaft ein durchschnittlich starker<br />
positiver Zusammenhang (r SP<br />
= .46, n. s.), der besagt, dass<br />
Länder mit mehr Unterrichtsstunden in Naturwissenschaft<br />
jene Länder sind, deren Schüler/innen mehr Freude am<br />
Fach haben. Für die Unterrichtsstunden in Mathematik<br />
und die durchschnittliche Freude der Kinder an diesem<br />
Fach zeigt sich jedoch kein Zusammenhang. In vertiefenden<br />
Analysen muss der Frage nachgegangen werden, warum<br />
in Naturwissenschaft im Gegensatz zur Mathematik eine<br />
Korrelation mit der Lernfreude am jeweiligen Fach besteht.