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Pfarrbrief 2013-06 - Kath-kirche-haan.de

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Wer kennt ihn nicht, <strong>de</strong>n Song<br />

von Reinhard Mey: „Über <strong>de</strong>n<br />

Wolken muss die Freiheit wohl<br />

grenzenlos sein”? Auf einem<br />

Flug über <strong>de</strong>n Atlantik, dreizehntausend<br />

Meter über <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>,<br />

zehn Stun<strong>de</strong>n in strahlen<strong>de</strong>r<br />

Sonne über <strong>de</strong>n Wolken, dachte<br />

ich, das sei so. Als aber an <strong>de</strong>r<br />

Südspitze Grönlands im Flugzeug<br />

Feuer ausbrach (zum Glück<br />

keine Panik), als Tonnen von<br />

Kerosin abgelassen wur<strong>de</strong>n, wir<br />

umkehren und in Island notlan<strong>de</strong>n<br />

mussten, da wusste ich, dass<br />

das mit <strong>de</strong>r grenzenlosen Freiheit<br />

wohl nicht stimmen konnte, nicht<br />

über <strong>de</strong>n Wolken und nicht dort<br />

unten auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>.<br />

Das Wort „Freiheit” wird -<br />

nicht erst seit <strong>de</strong>r französischen<br />

Revolution - genau wie<br />

„Gleichheit”, „Brü<strong>de</strong>rlichkeit”,<br />

„Frie<strong>de</strong>” o<strong>de</strong>r „Liebe” - rund um<br />

<strong>de</strong>n Globus immer und immer<br />

wie<strong>de</strong>r ge- und missbraucht. Der<br />

Mensch ist - sich selbst überlassen<br />

- zur Verwirklichung dieser<br />

I<strong>de</strong>ale nicht fähig, weil er Tag<br />

für Tag in einem Spinnennetz<br />

von Abhängigkeiten hängt. Und<br />

so ist es menschlich, dass die<br />

menschgedachte, -gemachte, -erklärte<br />

und -verklärte Freiheit <strong>de</strong>s<br />

Einen immer wie<strong>de</strong>r Grenzen hat<br />

Zum Thema<br />

Freiheit<br />

und zur Unfreiheit eines An<strong>de</strong>ren<br />

führt. Uns Älteren klingt noch<br />

<strong>de</strong>r Ruf nach Freiheit in <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR im Ohr. Für <strong>de</strong>ren<br />

Bürger war <strong>de</strong>r Westen Deutschlands<br />

„die Freiheit” schlechthin,<br />

in <strong>de</strong>r es alles gab, was man ihnen<br />

verweigerte. Den Versuch dorthin<br />

zu kommen bezahlten viele<br />

mit ihrem Leben. Doch als sich<br />

die Tore zur Freiheit öffneten,<br />

kamen häuig die Ernüchterung<br />

und Enttäuschung, dass die nicht<br />

so war wie erträumt. Ein Überluss<br />

an Konsumgütern, die Freiheit<br />

<strong>de</strong>r Re<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Versammlung<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Reise sind nur periphere<br />

Freiheiten. Gesetzlich garantierte<br />

Freiheiten be<strong>de</strong>uten nicht, dass<br />

man alles tun und lassen, erwarten<br />

o<strong>de</strong>r for<strong>de</strong>rn kann. Wohlstand<br />

kann zu einer gewissen Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

fuhren, bringt aber nur<br />

eine sehr bedingte Freiheit. Mit<br />

Geld verbin<strong>de</strong>t man gerne die<br />

Freiheit, alles kaufen zu können,<br />

wonach einem <strong>de</strong>r Sinn steht.<br />

Doch die hört auf, wo die Macht<br />

<strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s dazu dient, die Freiheit<br />

an<strong>de</strong>rer zu manipulieren, zu<br />

unterdrücken o<strong>de</strong>r gar zu kaufen.<br />

Die Re<strong>de</strong>freiheit hat ihre Grenzen,<br />

wo sie die Wahrheit verlässt<br />

o<strong>de</strong>r die Wür<strong>de</strong> an<strong>de</strong>rer verletzt.<br />

Die Freiheit über sich o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

zu verfügen hat dort ein En<strong>de</strong>,<br />

wo Leben gefähr<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r vernichtet<br />

wird.<br />

Freiheit ist mehr, braucht mehr.<br />

Sie braucht vor allem Gerechtigkeit.<br />

Deren Grundsubstanz ist<br />

die Wahrheit. Wo bei<strong>de</strong> fehlen,<br />

gibt es nirgendwo Freiheit. Jan<br />

Roß, Journalist <strong>de</strong>r „Zeit”, evangelischer<br />

Hamburger, wies in<br />

einer österreichischen Kirchenzeitung<br />

auf die enge Verbindung<br />

zwischen Freiheit und Religiosität<br />

hin: „Glaube kann nur in Freiheit<br />

ge<strong>de</strong>ihen. Er befreit von einer<br />

Fülle von Abhängigkeiten. Religion<br />

leistet nicht nur Wi<strong>de</strong>rstand<br />

gegen Tyrannen, son<strong>de</strong>rn inspiriert<br />

gegen politischen und gesellschaftlichen<br />

Konformismus.<br />

Sie repräsentiert und präsentiert<br />

die Erinnerung an eine an<strong>de</strong>re<br />

Dimension <strong>de</strong>r menschlichen<br />

Existenz. Der heutige Freiheitswahn<br />

und seine Freiheitskultur<br />

halten ständig eine Überfülle von<br />

Abhängigkeiten bereit.“ Je mehr<br />

er abhängig ist, <strong>de</strong>sto weniger ist<br />

<strong>de</strong>r Mensch frei. Wer nicht in <strong>de</strong>r<br />

wahren Freiheit <strong>de</strong>s Glaubens<br />

an einen allmächtigen Gott lebt,<br />

verliert über kurz o<strong>de</strong>r lang seine<br />

geistige und damit seine ganze<br />

innere und äußere Freiheit an die<br />

Pseudo-Freiheit dieser Welt.<br />

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