Pfarrbrief 2013-06 - Kath-kirche-haan.de

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Aus Orts- und Weltkirche Auch das ist unsere Kirche Als ich vor einigen Jahren in eine Reha - Klinik eingewiesen wurde, erfuhr ich, dass dort eine heilige Messe gefeiert wurde. In deren Folge erlebte ich zwei echte Überraschungen. Der schon ältere Priester gehörte hauptamtlich zu dem nahe gelegenen Krankenhaus. Ich besuchte dort seine Sonntagsmesse. Danach erzählte er mir, dass er am Nachmittag seine Kinder besuchen wolle. Ich muss ziemlich überrascht ausgesehen haben. So erfuhr ich, dass einige Jahre zuvor seine Frau verstorben war. Als allein Erziehender sorgte er für die drei Kinder, bis die selbständig waren. Als er ihnen dann mitteilte, dass er sich entschlossen habe, Theologie zu studieren, stimmten sie mit Freude zu. So geschah es. Der Vater wurde zum Priester geweiht und die Mutter im Himmel freute sich mit. So etwas gibt es sicher nicht oft, aber es ist umso schöner. Die zweite Überraschung war die: Ich kannte unsere Steyler Schwestern in Haan in ihrem schwarzen Ordenshabit, hatte aber noch nie gehört, dass es auch solche in Rosa gab. Diese „rosa“ Schwestern waren Anbetungsschwestern”, das heißt: Sie haben sich ganz dem Dienst für Gott, für die Kirche und die Seelen der Menschen geweiht. Sie leben in gottesnaher, für unsere gottesferne Welt in strenger Klausur. Zusammen mit einem anderen katholischen Priester bat ich die Oberin um ein persönliches Gespräch. Es wurde uns in einer sehr offenen und freundlichen Weise gewährt. Wir beide verließen das Kloster tief beeindruckt von dieser klugen und innerlich so freien, glücklichen Ordensfrau. Ihre überraschend vielen Mitschwestern erlebten wir während einer heiligen Messe in der Klosterkirche. Die stille Gemeinschaft der älteren und jungen Ordensfrauen im Altarraum mit uns im Kirchenraum hat sich in uns tief eingeprägt. Solch eine totale Hingabe an Gott, aus Liebe zu ihm und zu den Menschen, ist in unseren Tagen so irrational, dass wir uns schwertun, sie zu begreifen und sie Mitmenschen begreilich zu machen. Überraschend erfuhr ich vor wenigen Tagen mehr über “Anbetungsschwestern” einer anderen, relativ jungen Ordensgemeinschaft. Fünf junge Frauen aus drei Nationen empingen, nach vorheriger Probezeit, in einer feierlichen Einkleidungs-Zeremonie ihr geistliches Gewand. Am Arm ihres leiblichen Vaters schritten sie mitten durch die voll besetzte Kirche zum Altar. Sie trugen weiße Brautkleider, Kranz und Schleier. Auf sie wartete kein strahlender Jüngling, sondern ein Bischof, ihre Oberin und zukünftige Mitschwestern. Als Braut gekleidet setzten sie ein starkes Symbol ihrer mystischen Hochzeit mit Christus, ihrem göttlichen Bräutigam, der im Tabernakel auf sie wartete. Im totalen Verzicht auf ein weltliches Leben unterwarfen sie sich den Ordensregeln, legten den Brautschleier ab und empingen den Schleier und das Gewand ihres Ordens. Sie baten darum, „im Haus des Vaters zu wohnen und ihm zu dienen für den Rest ihres Lebens.” Fünf junge hübsche Frauen! Der Weltmensch unserer Tage indet dazu kein Begreifen und keine Worte, außer vielleicht: „Wahnsinn”. Von der Existenz dieser, mit den Maßstäben unserer Welt nicht mehr messbaren Hingabe wissen auch wir Katholiken nichts oder nicht viel. Doch sie ist da, ganz real und zu 48
Aus Orts- und Weltkirche unserem Heil. Auch wenn wir nichts wissen oder verstehen, sollten wir dankbar sein, dass diese selbstlosen Frauen für uns und unser Seelenheil zu Gott beten und um seine Barmherzigkeit bitten - jeden Tag ihres Lebens, ohne uns zu kennen, ohne unseren Dank, in einer unserer Welt fremden Gottes- und Nächstenliebe. Auch das ist Teil unserer wunderbaren katholischen Kirche. Lasst uns füreinander beten, jeder für alle, alle für jeden. Ich bin diesen demütigen Frauen zutiefst dankbar, dass sie auch für meine Seele beten die ich selbst so oft vergesse und vernachlässige. CHRISTUS, ERHÖRE SIE: Wolfgang Geiberger Chor- und Altarraum der Zisterzienserinnen im Maria-Kloster auf der Insel Tautra im Trondheim-Fjord, Norwegen Foto: mh 49
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