Vielfalt und Gleichheit für Europa - European Union Agency for ...

Rassismus und die Massenmedien
TEIL I
dringend internationale Projekte mit einer einheitlichen Methodik benötigt
werden, um vergleichbare Daten zu erhalten.
Die umfangreichsten Untersuchungen zu dieser Frage laufen in Belgien,
Deutschland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich, aber auch
Spanien macht mit Unterstützung der staatlichen Stellen und der
Gewerkschaften immer größere Fortschritte, insbesondere in den Gebieten mit
den meisten Zuwanderern. Die britischen Studien verfolgen anscheinend den
methodischsten und breitesten Ansatz, was die quantitative Inhaltsanalyse
der verschiedenen Medien anbetrifft. In Finnland, Griechenland, Irland und
Luxemburg hingegen sind die diesbezüglichen Initiativen recht spärlich und
gehen vorwiegend auf das Konto interessierter Einzelpersonen. In Frankreich
besteht nach wie vor das Problem, dass man sich weigert, die Daten in einer
mit anderen Ländern vergleichbaren Form zu erheben, d.h. nach der
Zugehörigkeit zu ethnischen Gruppen. 112
Aufschlussreiche und zweckdienliche Ergebnisse erbrachte unter anderem eine
deutsche Erhebung, die zu der Schlussfolgerung gelangt, dass bestimmte
Arten antirassistischer Kampagnen die Verhaltensweisen (die eng an
politische Anschauungen gekoppelt sind) nur minimal beeinflussen. Am
wenigsten effektiv seien diejenigen, die Abwehrreaktionen hervorrufen,
während jene, die zwecks Sensibilisierung konkrete Beispiele und Informationen
heranziehen, offenbar größeren Erfolg versprechen 113 . Die britische
Untersuchung zeigt, dass die meisten Boulevardzeitungen, deren inhaltliche
Schwerpunkte sich geringfügig voneinander unterscheiden, der antirassistischen
Argumentation und den Interessen der ethnischen Minderheiten
etwa gleich große Anteile ihrer Ausgaben widmen. Dies widerspricht früheren
Annahmen 114 Obwohl weitere Untersuchungen erforderlich sind, um ein noch
detaillierteres Bild von der Rolle der Medien in den Bereichen Rassismus und
Antirassismus zu vermitteln, lassen die gegenwärtigen Forschungsarbeiten
erkennen, dass es nutzbringend wäre, den Zusammenhang zwischen Politik
und Medien bei der Besetzung von Themen zu analysieren, anstatt sich einzig
und allein auf die Medien als eigenständigen Themenlieferanten zu
konzentrieren.
Generell gilt, dass für die schwerpunktmäßige Einordnung der meisten
Nachrichten normalerweise Kriterien wie Konflikt und Ausnahmesituation
maßgeblich sind, was sich in der Berichterstattung über die sonstigen
Ereignisse in den EU-Medien niederschlägt. Das bedeutet, dass Rassismus
oftmals auf rechte Gewalt und Antirassismus auf Gegendemonstrationen
112 Obwohl das für Rundfunk und Fernsehen zuständige Aufsichtsgremium, der Conseil National
de l'Audiovisuel, einen Bericht unter Verwendung ethnischer Kriterien in Auftrag gegeben hatte,
der jedoch später auf Druck wieder zurückgezogen wurde. Hargreaves, A. (2000) „France “ in: ter
Wal (Hrsg.)
113 Baringhorst, S. (2000) Kampagnen gegen Rassismus: Strategien der symbolischen Inklusion
von Fremden in Deutschland und Grossbritannien (Anti-Racist Campaigns: strategies for the
symbolic inclusion of foreigners in Germany and Great Britain) in Schatz, H., Holtz-Bacha, C. und
Niedland, J-U (eds.) Migranted und Medien (Migrants and the Media) S. 147-163, Opladen,
Westdeutscher Verlag
114 Statham, P. & Morrison, D. (1999) Final Report to the Economic and Social Research Council
for Project „Racists Sentiments, Movements and the Mass Media: a mediated xenophobia “ ,
http://www.leeds.ac.uk/ics/racist-m.htm
58 EUMC Jahresbericht 2000