Vielfalt und Gleichheit für Europa - European Union Agency for ...

TEIL II
Rassismus und die Massenmedien
feindseliger. Die Berichterstattung drehte sich nun um den Zusammenhang
zwischen Kriminalität, Roma und „Scheinasylanten“ 125 . Als weiteres Beispiel
ließen sich die Albaner in Italien anführen 126 . Anscheinend gibt es also
Faktoren außerhalb der Medien, die mit darauf Einfluss nehmen, ob einzelne
Gruppen zu bestimmten Zeitpunkten den Kategorien „erwünscht“ und „unerwünscht“
zugeordnet werden. Hier stellt sich die Frage nach der Beziehung
zwischen den Themen in Politik und Medien.
Die politische Auseinandersetzung über Asylbewerber im Vereinigten
Königreich in den Jahren 2000/2001 steht in krassem Gegensatz zur Situation
vor den Parlamentswahlen 1997, zu der eine Studie von Law et al. 127 vorliegt.
Damals enthielten die Themen des Diskurses etwa siebenmal häufiger eine
positive Aussage zu Minderheiten als eine negative. Ab 2000 äußerten sich
Politiker des gesamten Spektrums (darunter auch sehr hochrangige Vertreter)
öffentlich dazu, ob Asylsuchende und Flüchtlinge erwünscht sind. Diese
Debatten wurden letztlich auch wieder durch die Medienberichterstattung
beeinflusst, wodurch sich eine negative Einstellung zu dieser gesamten
Problematik herausbildete 128 . Ein ähnliches Bild bot sich Mitte der 90er Jahre
in Portugal, wo ein rassistischer Vorfall und/oder eine politische Initiative in
allen drei Jahren der Untersuchung den Rahmen für die Berichterstattung
bildete 129 .
Das Problem des Zusammenhangs zwischen Berichterstattung und Politik ist
schwer zu lösen. Eine Untersuchung in Schweden hat ergeben, dass sich die
feindselige Haltung gegenüber Minderheiten nur noch verstärkt, je öfter diese
Gegenstand der Medien sind. Politisch bedeutet dies, dass die Öffentlichkeit
noch viel bereitwilliger restriktivere Maßnahmen unterstützt 130 . In Frankreich
hat es in den 80er und 90er Jahren eine Debatte über den Umgang der
Medien mit der Front National gegeben. Einige waren dafür, sie zu ignorieren
und damit eine zu weite Verbreitung ihrer Ideen zu verhindern, andere jedoch
meinten, es sollte über sie berichtet und ihr Gedankengut offengelegt werden.
Einer von Hargreaves durchgeführten Studie 131 zufolge gibt es keinen
eindeutigen Beleg für den einen oder den anderen Weg, vielmehr hatten
andere Themen (Einwanderung, die „Headscarff-Affäre“ usw.) ebenso
entscheidenden Einfluss. Er stellt fest, dass die Unterstützung für den Front
National dann an Intensität zunahm, als sich die Medien speziell auf die
Ängste konzentrierten, die Zuwanderer aus arabischen und anderen Ländern
125 Matouschek, B., Wodak, R., und Januschek, F. (1995) Notwendige Maßnahmen gegen
Fremde?: Genese und Formen von rassistischen Diskursen der Differenz (Necessary Measures
Against Foreigners? Genese und Formen von rassistischen Diskursen der Differenz , Wien:
Passagen Verlag
126 ter Wal, J. (1999) Attitudes towards Albanian Refugees in Political News Discourse in:
Melossi, D. (Hrsg.) Migration, interaction and conflict in the construction of a democratic Europe
Milano, Giuffré
127 ibid.S. 27
128 Statham, P. (2000) „Britain“ in in: ter Wal (Hrsg.) S.249
129 Cunha, I.F. (1996) „Os Africanos na Impresa em Portugal: 1993-95“ („Afrikaner in der
portugiesischen Presse: 1993-95“) Lissabon, Centro de Documentacao Amilcar Cabral – CIDAC
130 Asp. K. (1998) Flyktingrapporteringen I Rapport and Varfor sa negativt?
131 Hargreaves, A. (2001) Media Effects and Ethnic Relations in Britain and France in: King, R.
and Wood, N (Hrsg.) Media and Migration, London/New York, Routledge, S.23-37
EUMC Jahresbericht 2000 61