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Fatale Bilanz. Die LINKE fordert einen grundlegenden ...

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Fast 50 und agil geblieben<br />

<strong>Die</strong> Vereinigung Deutscher Wissenschaftler<br />

Geschäftsführer der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler<br />

Gastbeitrag von Reiner Braun,<br />

»Seit ihrer Gründung 1959 durch Carl<br />

Friedrich von Weizsäcker und weitere<br />

prominente Atomwissenschaftler, die<br />

sich zuvor als Göttinger 18 öffentlich gegen<br />

eine atomare Bewaffnung der Bundeswehr<br />

ausgesprochen hatten, fühlt<br />

sich die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler<br />

(VDW) der Tradition verantwortlicher<br />

Wissenschaft verpflichtet.<br />

Dabei ist auch die Rolle der Wissenschaft<br />

selbst bei der Genese und bei<br />

der Lösung der Probleme Gegenstand<br />

der Betrachtung. In<br />

der VDW sind rund<br />

400 Natur-, Geistesund<br />

Sozialwissenschaftlerinnen<br />

versammelt,<br />

sodass<br />

ein weites Spektrum<br />

von Themen kompetent<br />

behandelt werden<br />

kann. Mit den<br />

Ergebnissen ihrer Arbeit<br />

wendet sich die Vereinigung Deutscher<br />

Wissenschaftler ebenso an eine<br />

interessierte Öffentlichkeit wie an Entscheidungsträger<br />

auf allen Ebenen von<br />

Politik und Gesellschaft».<br />

<strong>Die</strong>ses Selbstverständnis ist der<br />

Kompass, der die Aktualität der Herausforderungen,<br />

vor denen Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler<br />

heute stehen, dokumentiert:<br />

»Jedenfalls wäre keiner der Unterzeichnenden<br />

bereit, sich an der Herstellung,<br />

der Erprobung oder dem Einsatz<br />

von Atomwaffen in irgendeiner<br />

Weise zu beteiligen«, heißt es im letzten<br />

Absatz der Erklärung der Göttinger<br />

18, des Appells prominenter deutscher<br />

Wissenschaftler – unter ihnen vier Nobelpreisträger,<br />

die sich 1957 – in der<br />

Hochzeit des Kalten Krieges – gegen<br />

die geplante atomare Bewaffnung der<br />

Bundesrepublik wandten.<br />

Der Verweigerung gefährlicher, wissenschaftlicher<br />

vor allem kriegerischer<br />

Entwicklung und stattdessen ein verantwortlicher<br />

Umgang mit wissenschaftlichen<br />

Entdeckungen und modernen<br />

Technologien, diesem Verständnis<br />

fühlen sich die Mitglieder der Vereinigung<br />

Deutscher Wissenschaftler bis<br />

heute verbunden.<br />

Deswegen vergibt die VDW auch gemeinsam<br />

mit der IALANA den Whistleblower<br />

Preis, für couragiertes wissenschaftliches<br />

Verhalten.<br />

© privat<br />

Brandaktuell ist unser Engagement<br />

einerseits angesichts der internationalen<br />

Rüstungsforschung, anderseits<br />

aber auch angesichts der »zivilen« Gefahren,<br />

die mit der Entwicklung der Nuklear-<br />

und der Gentechnologien sowie<br />

den »neuen« Herausforderungen, die<br />

unter anderem mit der Nanotechnologie<br />

verbunden sind. Schon frühzeitig<br />

haben wir – oft im Widerspruch zum<br />

wissenschaftlichen Mainstream – die<br />

ökologische Dimension von Forschung<br />

betont, auf die<br />

Notwendigkeit<br />

der Klima- und<br />

Umweltforschung<br />

hingewiesen und<br />

auf Inter- und<br />

Transdisziplinarität<br />

gesetzt.<br />

Vordenken, ja<br />

auch Visionen »einer<br />

die Menschheit<br />

und den Planeten rettenden Wissenschaft<br />

und Forschung«, dieses verbinden<br />

wir mit den Herausforderungen,<br />

vor denen die Wissenschaft heute steht.<br />

Im täglichen Leben nicht einfach durchzuhalten,<br />

zu groß sind oft die universitären<br />

Zwänge, die Lehrdeputate und<br />

die Arbeitsverträge – die Ökonomisierung<br />

und neoliberale Steuerung des<br />

gesamten Wissenschaftsbetriebes verschärfen<br />

diese tagtäglichen Probleme.<br />

Es bleibt der Anspruch an eine an<br />

Aufklärung und Humanität ausgerichtete<br />

Wissenschaft und Forschung – vielleicht<br />

ganz im Sinne des »alten« kürzlich<br />

verstorbenen letzten »Generalgelehrten«<br />

(»<strong>Die</strong> Zeit«) Carl Friedrich von<br />

Weizsäcker.<br />

Deswegen fühlte sich die VDW auch<br />

den Zielen des Friedennobelpreisträgers<br />

und Gründers der Pugwash Bewegung<br />

Joseph Rotblat eng verbunden,<br />

der die Abschaffung des Krieges und<br />

der Atomwaffen, als die größte Herausforderung<br />

gerade für Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler bezeichnet.<br />

So widersetzen wir uns auch der Raketenabwehr<br />

und den Weltraumrüstungsplänen.<br />

<strong>Die</strong> atomare Modernisierung der Nuklearpotenziale<br />

aller Atommächte, das<br />

zunehmende Zerbröseln des NPT- Regimes<br />

stellen immer unnachgiebiger<br />

die Notwendigkeit der Abschaffung der<br />

Atomwaffen auf die internatonale Ta-<br />

gesordnung. Ist diese Herausforderung<br />

auch noch so groß, bleibt sie gerade für<br />

Wissenschaftler eine absolute Notwendigkeit<br />

für eigenes Engagement – in der<br />

Tradition von Einstein, Curie, Bethe und<br />

Pauling (um nur wenige Namen zu nennen).<br />

Es waren Wissenschaftler, die die<br />

Bombe entwickelt haben, sie müssen<br />

<strong>einen</strong> ernsthaften und internationalen<br />

Beitrag leisten, diesen »»Fluch der<br />

Menschheit« (Albert Einstein) wieder<br />

los zu werden. <strong>Die</strong> auch von Mitgliedern<br />

der VDW mit entwickelte Nuklearwaffenkonvention<br />

ist eine gute Grundlage<br />

für ihre Abschaffung.<br />

Wissenschaft und Forschung – so<br />

hat uns der doppelte Nobelpreisträger<br />

Linus Pauling ins Stammbuch geschrieben<br />

– ist mitverantwortlich für<br />

die großen Probleme der Menschheit,<br />

aber ohne wissenschaftliche Entdeckungen<br />

und Entwicklungen, ohne<br />

Neugierde, Drang nach Neuem, Ingenieurskunst<br />

und Kreativität wird eine zukunftsfähige<br />

Gesellschaft, basierend<br />

auf ökologischem Gleichgewicht, globaler<br />

Gerechtigkeit und Selbstentfaltung<br />

des Einzelnen auch nicht erreicht<br />

werden können.<br />

Vielfältige Aktivitäten<br />

Deshalb engagiert sich die VDW auch<br />

für neue Wege ökologischer-, für Friedens-<br />

und Generforschung. In »Kompetenzgruppen«,<br />

zum Beisspiel zu ökonomischen<br />

Fragen oder zur Agrarforschung<br />

arbeiten wir fachlich an diesen<br />

Themen, veröffentlichen Studien und<br />

Expertisen, führen Tagungen durch, beteiligen<br />

uns mit eigenen Beiträgen an<br />

internationalen Veranstaltungen.<br />

Der kann nur blühen durch wissenschaftliche<br />

Expertise und staatsbürgerliches<br />

Engagement. Dazu brauchen wir<br />

aber noch viel mehr Mitstreiterinnen<br />

und Mitstreiter, sicher besonders auch<br />

jüngere Kolleginnen und Kollegen.<br />

■ ■ Wer mehr über die VDW<br />

wissen will beziehungsweise wer<br />

in ihr mitwirken will, findet weitere<br />

Informationen auf der Webseite:<br />

www.vdw-ev.de oder frage<br />

einfach nach<br />

info@vdw-ev.de oder VDW,<br />

Glinkastraße 5–7, 10117 Berlin.<br />

VERBÄNDE<br />

DISPUT September 2007 016

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