Fatale Bilanz. Die LINKE fordert einen grundlegenden ...

© Erich Wehnert
NACHBELICHTET
Von Arthur Paul ■ ■ Skaten ist in.
Die geile Bahn lockt. Ein bisschen rumhängen.
Tussis anbaggern, einen Dring
reinziehen und blödeln. Was denn
sonst? Ausbildung ist nicht. Zu Hause
labern die Alten. Alles ätzend!
Die im Osten hatten eine Hymne, in
der es hieß: »Deutsche Jugend, bestes
Streben unsres Volks in dir vereint ...«
Klingt mächtig pathetisch. Die hatten
aber auch ein Ausbildungsrecht, ein
Jugendförderungsgesetz, einen Berufswettbewerb,
einen zinslosen Ehekredit
... aber nicht so geile Skaterbahnen.
Die fünf Halbwüchsigen starren wie
gebannt auf die Strecke. Sie würden genau
so interessiert hinschauen, wenn
ihnen der Meister was erklärt. Sie haben
aber keinen Meister, nur den Skatermeister
hier. Der zeigt seine Kunststücke
und erntet Anerkennung.
Jeder Mensch in diesem Alter
möchte sich beweisen, möchte wagen
und gewinnen. Das könnte er auch auf
der Erfinder-Messe. Aber wie soll er
bessere Produkte erfinden, wenn er
nicht mal Arbeit findet? Das hier hält
wenigstens die Muskeln in Schwung.
Vielleicht werden sie doch noch mal
gebraucht? Andere hocken in muffigen
Buden vor dem Bildschirm und
verballern im Computerspiel hundert
Schuss in der Minute. Wenn sie dann
mal vor die Tür kommen, sind sie bereit,
jeden Ochsen zu erwürgen ... oder
Ausländer ...
Im Übrigen ist das Auf und Ab der
Skaterbahn auch eine Vorbereitung auf
das Leben: Mal bis du oben – mal bist
du unten.
Und zwischendurch musst du aufpassen,
dass du nicht aus der Kurve
fliegst. Das Pflaster in der freien Marktwirtschaft
ist nämlich verdammt hart.
Also, vielen Dank an die Stadtväter
für diese Freizeiteinrichtung! Für Arbeit
und Ausbildung sind die Unternehmer
zuständig. Die überlassen das aber gerne
dem Handwerk. Denn mit den eingesparten
Kosten von drei Azubis können
sie sich schon als Hauptsponsor der
Skatebahn feiern lassen. Und wenn sie
das öfter machen, winkt bestimmt das
Bundesverdienstkreuz.
35 0 DISPUT September 2007