Möglichkeiten und Grenzen von UN-Sanktionen - Geschwister ...
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3.2 Sanktionsarten gemäß Artikel 41 <strong>UN</strong>-Charta<br />
Artikel 41 <strong>UN</strong>-Charta beinhaltet eine Aufzählung der Maßnahmen, die der Sicherheitsrat in<br />
beliebiger Reihenfolge verhängen kann. Er nennt „die vollständige oder teilweise<br />
Unterbrechung der Wirtschaftsbeziehungen, des Eisenbahn-, See- <strong>und</strong> Luftverkehrs, der<br />
Post-, Telegraphen- <strong>und</strong> Funkverbindungen sowie sonstiger Verkehrsmöglichkeiten <strong>und</strong> den<br />
Abbruch diplomatischer Beziehungen“ 96 . Allerdings hat diese Aufzählung nur einen<br />
beispielhaften Charakter, sie ist nicht abschließend. Darauf deutet auch die Formulierung in<br />
der englischen Version der Charta „These [measures] may include“ hin. 97 Die bisher in der<br />
Praxis der <strong>UN</strong> verhängten nichtmilitärischen <strong>Sanktionen</strong> lassen sich als umfassende,<br />
partielle <strong>und</strong> gezielte <strong>Sanktionen</strong> kategorisieren.<br />
3.2.1 Umfassende <strong>Sanktionen</strong><br />
Umfassende <strong>Sanktionen</strong> stellen den Extremfall möglicher Handelssanktionen dar, weil sie<br />
durch totale Ein- <strong>und</strong> Ausfuhrverbote mit gewissen humanitär begründeten Ausnahmen<br />
gekennzeichnet sind. 98 Die Wirtschaftstheorie gibt bereits Hinweise, dass solche<br />
Maßnahmen nicht überall die gleiche Auswirkung haben. Sie besagt, dass der Schaden <strong>von</strong><br />
<strong>Sanktionen</strong> umso größer ist, desto substantieller die Handelsverbindung ist <strong>und</strong> je weniger<br />
<strong>Möglichkeiten</strong> existieren, um Verbrauchs- <strong>und</strong> Produktionsstrukturen an die neue Situation<br />
anzupassen. 99<br />
Je stärker Staaten <strong>von</strong> Import/Export <strong>und</strong> dem internationalen Kapitalmarkt abhängig sind,<br />
desto anfälliger sind sie. Staaten mit einer Marktwirtschaft gelten verletzlicher als Nationen,<br />
die über eine Planwirtschaft verfügen, weil in Marktwirtschaften die Verteilung <strong>von</strong><br />
Ressourcen <strong>von</strong> externen Preissignalen abhängt <strong>und</strong> nicht <strong>von</strong> Entscheidungen zentraler<br />
Behörden. 100 Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Zustände schlägt sich auf die<br />
Lebensumstände der gesamten Bevölkerung nieder. Dies wird durch umfassende<br />
<strong>Sanktionen</strong> beabsichtigt: Die Ausübung <strong>von</strong> Druck auf die Zivilbevölkerung ist Teil eines<br />
bestimmten Sanktionsmodells, das der Ausübung umfassender <strong>Sanktionen</strong> zugr<strong>und</strong>e zu<br />
liegen scheint. Die zunehmende Beeinträchtigung der Lebensverhältnisse in der<br />
Zivilbevölkerung durch <strong>Sanktionen</strong> kann dem Modell nach ein Leiden erzeugen, das<br />
96 Artikel 41 <strong>UN</strong>-Charta.<br />
97 Vgl. Starck, a.a.O., S. 25.<br />
98 Vgl. Kulessa, Manfred/Starck, Dorothee: Frieden durch <strong>Sanktionen</strong>? Empfehlungen für die deutsche Politik,<br />
Bonn 1997, S. 4.<br />
99 Vgl. Bergeijk, Peter A.G. van: Economic Sanctions: Why do they succeed, why do they fail?, in : van<br />
Genugten/de Groot: United Nations Sanctions, a.a.O., S. 97-111, S. 97.<br />
100 Vgl. Jonge Oudraat, Chantal de: <strong>UN</strong> Sanction Regimes and Violent Conflict, in: Crocker, Chester A./Hampson,<br />
Fen Osler/Aall, Pamela (Hrsg.): Turbulent Peace. The Challenges of Managing International Conflict, Washington<br />
D.C. 2001, S.323-351, S. 336-339.