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Möglichkeiten und Grenzen von UN-Sanktionen - Geschwister ...

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Anlaufen des „Öl für Lebensmittel“-Programms blieben die Probleme bestehen: Ein <strong>UN</strong>-<br />

Bericht aus dem Jahr 1999 dokumentierte, dass Epidemien wie Malaria oder Krankheiten,<br />

die durch verschmutztes Wasser übertragen wurden, nun den endemischen<br />

Krankheitszustand des Landes prägten. 215 Studien zur Kindersterblichkeit <strong>von</strong> 1999 zeigten,<br />

dass sich in den Gebieten, in denen die irakische Regierung für Auslieferung humanitärer<br />

Güter verantwortlich war, die Kindersterblichkeitsrate in zehn Jahren seit dem Golfkonflikt<br />

mehr als verdoppelt hatte. 216 Für diesen problematischen Anstieg wiederum allein die<br />

irakische Regierung zu beschuldigen, würde allerdings zu kurz greifen: <strong>UN</strong>-Repräsentanten<br />

für des „Öl für Lebensmittel“-Programms vor Ort erklärten, dass die einschlägigen<br />

Lieferungsprobleme nicht auf einer irakischen Verweigerungshaltung beruhten, sondern auf<br />

einer völlig zerstörten Infrastruktur, die es unmöglich gemacht habe, die Hilfsgüter zu<br />

verteilen. In den drei kurdischen Regierungsbezirken wurde das Programm <strong>von</strong> den <strong>UN</strong><br />

selbst betrieben; die Gelder wurden hier flexibel für den elementaren Bedarf an<br />

Nahrungsmitteln <strong>und</strong> medizinischer Versorgung sowie für den Wiederaufbau der Infrastruktur<br />

genutzt. Im restlichen Irak wurden die humanitären Maßnahmen dadurch erschwert, dass die<br />

Lieferungen durch den Sanktionsausschuss genehmigt werden mussten, deren Mitglieder<br />

viel Material zurückhielten, in der Annahme, es könnte missbraucht werden. 217 Fehlende<br />

Expertise <strong>und</strong> Überforderung angesichts der Zahl der Lieferanträge führten zu erheblichen<br />

Versorgungsengpässen. 218 Auch die bewilligten Einnahmesummen reichten nicht aus. Der<br />

Sicherheitsrat hatte dieses Problem realisiert <strong>und</strong> ab 1998 das „Öl für Lebensmittel“-<br />

Programm beständig ausgeweitet. Nachdem Resolution 986 Ölverkäufe für eine Milliarde<br />

Dollar als Höchstgrenze für einen 90-Tage-Zeitraum vorgesehen hatte 219 , wurde die Summe<br />

im April 1998 auf 5,265 Milliarden pro halbes Jahr erhöht 220 , bis 1999 eine Begrenzung ganz<br />

aufgehoben wurde 221 . Da die Ölförderkraft wegen des laut Experten desolaten Zustandes der<br />

Öl-Industrie abgenommen hatte, wurden ab 1998 auch Lieferungen <strong>von</strong> Ersatzteilen <strong>und</strong><br />

Ausrüstung genehmigt. 222 Das Problem humanitärer Lieferungen war jedoch noch immer<br />

nicht gelöst: Die Lockerungen der <strong>Sanktionen</strong> durch den Sicherheitsrat wurden der Situation<br />

nicht gerecht. <strong>UN</strong>-Generalsekretär Kofi Annan hob in seinem Bericht vom März 2000 hervor,<br />

dass selbst wenn das „Öl für Lebensmittel“-Programm wie geplant implementiert würde, es<br />

215 Vgl. Bericht eines Panel zur humanitären Lage in S/1999/356 vom 30.03.1999, Annex II Ziffer 21.<br />

216 Vgl. Ali, Mohamed M./Shah, Iqbal H.: Sanctions and childhood mortality in Iraq, in: The Lancet, Heft 22/2000,<br />

S. 1851-1857, S.1856. Dies ist ein Bericht über die zwei umfassenden <strong>UN</strong>ICEF-Studien <strong>von</strong> 1999.<br />

217 Vgl. Bennis, Phyllis/Halliday, Denis J., interviewed by David Barsamian: Iraq: The Impact of Sanctions and US<br />

Policy, in: Arnove, Anthony (Hrsg.): Iraq <strong>und</strong>er Siege. The Deadly Impact of Sanctions and War. Cambridge,<br />

Massachusetts 2000, S. 35-46, S. 36 <strong>und</strong> S. 43.<br />

218 Vgl. Schaller, a.a.O., S. 76.<br />

219 Vgl. S/RES/986 vom 14.04.1995, Ziffer 1.<br />

220 Vgl. S/RES/1153 vom 20.02.1998, Ziffer 2.<br />

221 Vgl. S/RES/1284 vom 17.12.1999, Ziffer 15.<br />

222 Vgl. S/RES/1175 vom 19.06.1998, Ziffern 1-7, in der Einkäufe <strong>von</strong> Ersatzteilen <strong>und</strong> Ausrüstung im Wert <strong>von</strong><br />

300 Millionen Dollar pro 6 Monate erlaubt wurden. Diese Begrenzung wurde später auf 600 Millionen Dollar<br />

erhöht.

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