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Möglichkeiten und Grenzen von UN-Sanktionen - Geschwister ...

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8<br />

anzuerkennen. 12 Die größte <strong>und</strong> wohl am meisten zitierte Studie, die durch ihren empirische<br />

Ansatz hervorsticht, stammt <strong>von</strong> Hufbauer, Schott <strong>und</strong> Elliott, die 116 Sanktionsfälle aus den<br />

Jahren <strong>von</strong> 1914 bis 1990 untersucht haben. 13 Durch ein Bewertungssystem, mit dem die<br />

Autoren der Studie zu bestimmen versuchten, ob das Sanktionsziel auf die Bedingungen des<br />

Sanktionsverhängenden einging <strong>und</strong> ob die <strong>Sanktionen</strong> auch die hauptsächliche Ursache für<br />

den Wechsel darstellten, errechneten sie eine Erfolgsrate <strong>von</strong> 34 Prozent. 14 Die Messlatte für<br />

ihre Erfolgsbemessung wurde jedoch <strong>von</strong> anderen Autoren kritisiert, bemerkenswerter Weise<br />

in beide Richtungen als zu hoch bzw. zu niedrig. 15 Die Studie machte auch keine<br />

Unterscheidung zwischen unilateralen <strong>und</strong> multilateralen <strong>Sanktionen</strong>, wobei die Zahl der<br />

untersuchten unilateralen Fälle weit überwiegt. 16 Eine ähnliche Studie allein über<br />

multilaterale <strong>Sanktionen</strong> wurde noch nicht angestrengt <strong>und</strong> ergäbe auch dann sicherlich<br />

Zweifel bezüglich ihrer Aussagekraft. 17<br />

Andere Forscher haben sich auf theoretischer Ebene mit multilateralen <strong>Sanktionen</strong><br />

beschäftigt <strong>und</strong> einen Vergleich mit unilateralen <strong>Sanktionen</strong> angestrengt. Bei ihnen besteht<br />

ein Konsens darin, dass es im Falle einer multilateralen Durchführung <strong>von</strong> <strong>Sanktionen</strong> klare<br />

Vorteile hat, wenn diese durch eine Internationale Organisation verhängt werden. Auf den<br />

ersten Blick überzeugt die These, dass multilaterale <strong>Sanktionen</strong> generell effektiver sind als<br />

unilaterale, weil mehr Akteure Druck ausüben <strong>und</strong> es weniger Ausweichmöglichkeiten für<br />

das Sanktionsobjekt gibt. Doch Analysten sind hier vorsichtig <strong>und</strong> warnen vor einer<br />

Überbewertung <strong>von</strong> Kooperation. 18 Sie sehen das Problem aus einzelstaatlicher Perspektive<br />

<strong>und</strong> gehen <strong>von</strong> einem „primären Sanktionierer“ aus, der die Initiative für die Verhängung<br />

einer multilateralen Sanktion ergreift <strong>und</strong> nach Kooperationspartnern sucht. Der Gewinn <strong>von</strong><br />

Unterstützung kann signifikante Ausgaben zur Folge haben, sowohl wirtschaftlicher als auch<br />

diplomatischer Art, denn der „primäre Sanktionierer“ muss mit anderen Staaten verhandeln. 19<br />

Staaten, die sich bereit erklären zu kooperieren, sind relativ ungeb<strong>und</strong>en in dieser<br />

12 Vgl. z.B. die Folgenden: Elliott, Kimberly Ann: The Sanctions Glass: Half Full or Completely Empty?, in:<br />

International Security, Heft 1/1998, S. 50-65; Haass, Richard N.: Sanctioning Madness, in: Foreign Affairs, Heft/6<br />

1997, S. 74-85; Pape, Robert A.: Why Economic Sanctions Do Not Work, in: International Security, Heft 2/1997,<br />

S. 90-136.<br />

13 Vgl. Hufbauer, Gary Clyde/Schott, Jeffrey J./Elliott, Kimberly Ann: Economic Sanctions Reconsidered: History<br />

and Current Policy, Washington, D.C. ²1990, S. 2.<br />

14 Vgl. ebd., S. 93.<br />

15 Vgl. Cortright/Lopez, Decade, a.a.O., S. 14-16, die Pape <strong>und</strong> van Bergeijk als Kritiker nennen <strong>und</strong> selbst<br />

anmerken, dass bedeutende Ziele <strong>von</strong> <strong>Sanktionen</strong> nicht berücksichtigt wurden, z.B. eine Art Signalwirkung für<br />

andere.<br />

16 Die meisten <strong>Sanktionen</strong> wurden unilateral <strong>von</strong> den USA verhängt. Vgl. Hufbauer/Schott/Elliott: Economic<br />

Sanctions, a.a.O., S.xvi <strong>und</strong> S. xix-xxiii.<br />

17 Cortright <strong>und</strong> Lopez kamen nach der Analyse <strong>von</strong> Fallbeispielen aus der <strong>UN</strong>-Sanktionspolitik der 90er Jahre zu<br />

einem relativ subjektiv gefällten Urteil <strong>und</strong> bewerten drei <strong>von</strong> elf Fällen als – zum Teil moderat - erfolgreich. Vgl.<br />

Cortright/Lopez, Decade, a.a.O., S.204; Werthes, a.a.O., S. 65.<br />

18 Vgl. Drezner, Daniel W.: Bargaining, Enforcement, and Multilateral Sanctions: When Is Cooperation<br />

Counterproductive?, in: International Organization, Heft 1/2000, S. 73-102 <strong>und</strong> Martin, Lisa L.: Coercive<br />

Cooperation: Explaining Multilateral Economic Sanctions, New York 1992.<br />

19 Vgl. Martin, Lisa: Coercive Cooperation, a.a.O., S. 3 f.

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