Möglichkeiten und Grenzen von UN-Sanktionen - Geschwister ...
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einsetzte, wurde auf unnötige Weise das Image <strong>von</strong> <strong>Sanktionen</strong> als stumpfes Instrument<br />
verstärkt.<br />
4.1.1 Wahl der Sanktionsart<br />
Sollen durch den Sicherheitsrat verhängte <strong>Sanktionen</strong> erfolgreich sein, muss eine Abwägung<br />
erfolgen, wie der Staat am besten getroffen werden kann, um eine Verhaltensänderung bei<br />
den politischen Akteuren herbeizuführen. Zu Beginn der 90er Jahre erschienen umfassende<br />
Maßnahmen noch als mögliche Option bei der Auswahl der <strong>Sanktionen</strong>. Doch die Folgen der<br />
Verhängung solcher Maßnahmen führten zu einem Umdenken.<br />
4.1.1.1 Umfassende <strong>Sanktionen</strong> als Fehlgriff<br />
Umfassende Wirtschaftssanktionen charakterisieren sich durch den Abbruch sämtlicher<br />
Handelsbeziehungen gegenüber dem Sanktionsadressaten. In der Sanktionsgeschichte der<br />
<strong>UN</strong> seit den 90er Jahren gab es drei umfassende Sanktionsregime: Den Irak, das ehemalige<br />
Jugoslawien <strong>und</strong> Haiti. 170 Aufgr<strong>und</strong> der Wirtschaftstheorie schienen in Haiti <strong>und</strong> dem Irak<br />
„gute“ Bedingungen für die Erhebung <strong>von</strong> <strong>Sanktionen</strong> zu herrschen: Haiti war wirtschaftlich<br />
sehr <strong>von</strong> den USA abhängig 171 , <strong>und</strong> der Irak erschien vielen Beobachtern als Idealfall, weil<br />
seine Wirtschaftsleistung extrem <strong>von</strong> Ölexporten abhing: Sie machten 1990 noch über 90<br />
Prozent der Deviseneinnahmen <strong>und</strong> 62 Prozent des Bruttosozialproduktes aus. 172<br />
Jugoslawien erschien wirtschaftstheoretisch als weniger abhängig <strong>von</strong> außen, da hier wegen<br />
der Planwirtschaft die Ressourcenverteilung <strong>von</strong> Entscheidungen der zentralen Behörden<br />
abhingen anstatt <strong>von</strong> externen Preisen. 173 In der Tat erwiesen sich die <strong>Sanktionen</strong> vor allem<br />
im Irak <strong>und</strong> Haiti als wirtschaftlich wirkungsvoll. Der Irak, in dem die <strong>Sanktionen</strong> schon vor<br />
dem Krieg <strong>von</strong> 1991 beachtliche Wirkung gezeigt haben sollen 174 , wurde durch die<br />
<strong>Sanktionen</strong>, aber auch durch die 43-tägige Bombardierung zu Beginn des Jahres 1991 175<br />
wirtschaftlich so geschwächt, dass sich die Wirtschaftsproduktion 1991 nach dem Krieg um<br />
50 Prozent verringerte <strong>und</strong> das Bruttosozialprodukt um 85 Prozent zurückging. Die<br />
<strong>Sanktionen</strong> verschlechterten die Wirtschaftslage weiter. 176 In Jugoslawien verursachte die<br />
Unterbrechung des Außenhandels durch die Wirtschaftssanktionen im Mai 1992 einen<br />
170 Resolutionen, mit denen die <strong>Sanktionen</strong> erhoben wurden sind: S/RES/661 vom 06.08.1990 (Irak), S/RES/757<br />
vom 30.05.1992 (ehemaliges Jugoslawien, zuvor schon Waffenembargo durch S/RES/713 vom 25.09.1991 <strong>und</strong><br />
ergänzt durch Finanzsanktionen S/RES/820 vom 17.04.1993) <strong>und</strong> S/RES/917 vom 06.05.1994 (Haiti, trat erst mit<br />
S/RES/873 vom 13.10.1993 in Kraft, zuvor schon Kraftstoff- <strong>und</strong> Waffenembargo durch S/RES/841 vom<br />
16.06.1993).<br />
171 Vgl. Jonge Oudraat, Chantal de: <strong>UN</strong> Sanction Regimes and Violent Conflict, in: Crocker, Chester A./Hampson,<br />
Fen Osler/Aall, Pamela (Hrsg.): Turbulent Peace. The Challenges of Managing International Conflict, Washington<br />
D.C. 2001, S.323-351, S. 338.<br />
172 Vgl. Hoskins, Eric: The Humanitarian Impacts of Economic Sanctions and War in Iraq, in:<br />
Weiss/Cortright/Lopez/Minear (Hrsg)., a.a.O., S. 91-147, S. 91.<br />
173 Vgl. Jonge Oudraat, a.a.O., S. 336 f.<br />
174 So soll sich der Ölexport um 90 Prozent reduziert haben. Vgl. Cortright/Lopez: Decade, a.a.O., S. 43.<br />
175 Ursache des Krieges war die Folge der irakischen Weigerung, sich aus Kuwait zurückzuziehen. Vgl.<br />
Cortright/Lopez, Decade, a.a.O., S. 37.<br />
176 Vgl. Oette, a.a.O., S. 78 f.