Arbeitspapiere - Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft ...
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Die Kontroll- und Verifikationsfunktion der IAEO, also das ihr von Beginn an grundsätzlich<br />
zugeteilte Mandat, potenziellen militärischen Missbrauch ziviler Nuklearprogramme abzuschrecken<br />
beziehungsweise aufzudecken, spielte in diesen frühen Jahren erst mal keine<br />
Rolle. Gewissermaßen alleinig im Vordergrund stand in den 1950er Jahren die Zielsetzung<br />
den Mitgliedsstaaten Hilfe zu leisten bei der friedlichen Nutzung von Kernspaltung und radioaktiver<br />
Strahlung. In dieser Logik stand auch die Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen<br />
Organisationen der Vereinten Nationen, insbesondere der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) und der FAO, also der UN-Organisation <strong>für</strong> Ernährung und Landwirtschaft. Die Kooperation<br />
mit der FAO existiert im Übrigen bis zum heutigen Tag, nicht zuletzt in Form einer<br />
gemeinsamen Abteilung im IAEO-Sekretariat in Wien. Kurzum: das Förderungsmandat der<br />
IAEO stellte in dieser Phase die Kontrollfunktion deutlich in den Schatten. Die erste Safeguards-Inspektion<br />
überhaupt wurde erst 1961 in einem nuklearen Forschungszentrum in Norwegen<br />
durchgeführt. 1961 war auch das Jahr als ein neuer Generaldirektor sein Amt antrat:<br />
der Schwede Sigvard Eklund hatte das Amt am längsten inne. Er war insgesamt 20 Jahre<br />
Generaldirektor der Organisation. In seiner Ära verschob sich dann das Gewicht der IAEO-<br />
Tätigkeit schließlich spürbar in Richtung Kontroll- und Verifikationsmandat. Hier<strong>für</strong> maßgeblich<br />
verantwortlich zeichnete natürlich das Inkrafttreten des Atomwaffensperrvertrags 1970,<br />
sowie zahlreiche Regionalverträge über nuklearwaffenfreie Zonen. An dieser Stelle soll beispielhaft<br />
der erste dieser Regionalverträge erwähnt werden, namentlich der Vertrag von Tlatelolco<br />
über eine nuklearwaffenfreie Zone in Lateinamerika. All diese Verträge bedurften und<br />
bedürfen der Verifikation durch IAEO-Safeguards.<br />
Der Bedeutungszuwachs der Verifikationstätigkeit der IAEO und damit gleichzeitig der Bedeutungszuwachs<br />
der Organisation insgesamt, manifestierte sich auch in einem merklichen<br />
Ansteigen der Kapazitäten der Organisation: die Zahl der Beschäftigten nahm zu, Abteilungen<br />
der IAEO, besonders im Bereich der Safeguards mussten ausgebaut werden. Höhepunkt<br />
und wahrnehmbarster Indikator dieser Entwicklung war der physische Umzug der<br />
IAEO aus dem Grand Hotel in das an der Donau gelegene Internationale Zentrum Wien.<br />
Mit der Zunahme der Verifikationsarbeit und vor dem Hintergrund der dahinter liegenden<br />
grundsätzlichen Konflikte im Nichtverbreitungsregime erwies sich der Versuch von Generaldirektor<br />
Eklund, die IAEO vor Politisierungen zu bewahren, als zunehmend schwierig. Die<br />
Bombardierung des irakischen Forschungsreaktors Osirak im Nuklearzentrum Tuwaitha bei<br />
Bagdad durch die israelische Luftwaffe im Juni 1981 wurde zur ersten größeren Zerreißprobe<br />
<strong>für</strong> die IAEO. Als unmittelbare Folge dieses Ereignisses verzögerte sich die Wahl eines<br />
Nachfolgers <strong>für</strong> Sigvard Eklund, ehe man sich im Dezember 1981 schließlich auf den früheren<br />
schwedischen Außenminister Hans Blix als Kompromisskandidat einigte. Blix hatte das<br />
Amt des IAEO-Generaldirektors bis 1997 inne.