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Arbeitspapiere - Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft ...

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deren Maße Resolution 661 bedeutsam, bildeten die Resolutionen 687, 707 und 715 aus<br />

dem Jahr 1991 das verbindliche völkerrechtliche Fundament <strong>für</strong> das strengste Eindämmungs-<br />

und Kontrollregime, das jemals gegen ein Land verhängt wurde. Wie dieses auf dem<br />

Papier zweifelsohne sehr weit reichende Regime in der Praxis funktionierte und welche politischen<br />

Implikationen es hatte, soll im Folgenden beleuchtet werden.<br />

3.1.3 Das internationale Inspektionsregime bis 1998: Erfolge und Probleme bei der<br />

Entwaffnung und Kontrolle des Irak<br />

Im Folgenden werden die von UNSCOM und IAEO unternommenen Anstrengungen zur<br />

Entwaffnung und Kontrolle des Irak bis zum Jahr 1998 untersucht, wobei der Fokus eindeutig<br />

bei den Nuklearinspektionen liegen wird. Das Jahr 1998 wurde als Zäsur gewählt, da im Dezember<br />

dieses Jahres die vorläufig letzten internationalen Inspektionen im Irak statt finden<br />

konnten: im Zuge der Eskalation des Konfliktes zwischen dem irakischen Regime und dem<br />

UN-Sicherheitsrat hinsichtlich der Bewertung des irakischen Verhaltens, was seine Kooperationsverpflichtungen<br />

angeht, kommt es im Rahmen der amerikanisch-britischen Militäroperation<br />

„Wüstenfuchs“ zwischen dem 16. und 19. Dezember zur Bombardierung verdächtiger<br />

irakischer Militär- und Industrieanlagen. Nur wenige Stunden vor Beginn der militärischen<br />

Handlungen, werden die Kontrollüberflüge der UN von den irakischen Behörden verboten<br />

und alle Inspektoren des Landes verwiesen.<br />

Umfassende Inspektionen im Irak setzten nach Verabschiedung von Resolution 687 schließlich<br />

im Mai 1991 ein. 95 Im Zusammenhang dieser Anfangsinspektionen des „Action Teams“<br />

der IAEO, insgesamt fanden bis einschließlich September sechs IAEO-Inspektionsrunden<br />

statt und der neu geschaffenen Sonderkommission UNSCOM, konnten Beweise <strong>für</strong> „ein breit<br />

gefächertes und weit entwickeltes Atomwaffenprogramm“ 96 vorgelegt werden. Das Programm<br />

experimentierte sowohl mit der Technologie der Urananreicherung als auch mit Plutonium.<br />

Das Land versuchte, sich beide Wege zur Bombe offen zu halten. Dem Irak war es<br />

gelungen, einige Gramm Plutonium aus Brennelementen abzutrennen, so die ersten Erkenntnisse.<br />

Im Bereich der Urananreicherung erforschte das Land insgesamt vier verschiedene<br />

Techniken: darunter die Methode elektromagnetischer Anreicherung, die relativ weit<br />

fortgeschritten war und bereits „an der Schwelle großtechnischer Nutzung“ 97 stand. Was hingegen<br />

die Zentrifugentechnik zur Urananreicherung angeht, so war der Irak noch einige Jahre<br />

entfernt von einem entscheidenden Durchbruch. Außerdem arbeitete man sehr eifrig an<br />

einem vollständigen Entwicklungsprogramm zum Design einer Kernwaffe. Insgesamt investierte<br />

der Irak in sein klandestines militärisch motiviertes Nuklearprogramm schätzungsweise<br />

mehrere Milliarden US-Dollar. An diesem Programm waren über 10000 Wissenschaftler und<br />

95 Vgl. zu den IAEO-Inspektionen im Gefolge der Waffenstillstandsresolution 687 Chauvistre, The Implications of<br />

IAEA Inspections under Security Council Resolution 687, 1992, S. 11ff.<br />

96 Müller, Das nukleare Nichtverbreitungsregime im Wandel, 1992, S. 51.<br />

97 Ebd.

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