Arbeitspapiere - Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft ...
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Bild der irakischen Nuklearaktivitäten. Eine ultimative Gewissheit, dass der Irak keine verbotenen<br />
Nuklearaktivitäten mehr betreibt, konnten die Inspektionen freilich nicht liefern 111 , was<br />
angesichts der Größe des Landes und der damit zusammenhängenden prinzipiellen logischen<br />
Schwierigkeit, die Abwesenheit bestimmter Aktivitäten zu beweisen, gleichwohl in der<br />
Natur der Sache zu liegen scheint.<br />
3.1.4 Das internationale Inspektionsregime im Irak bis zur US-Invasion im März 2003<br />
Nach dem Abzug der Inspektoren der UNSCOM und IAEO unmittelbar vor Beginn der Bombardierungen<br />
irakischer Ziele im Rahmen der amerikanisch-britischen Militäroperation „Wüstenfuchs“<br />
im Dezember 1998, verweigerte das irakische Regime den internationalen Inspektionsteams<br />
in der Folge die Rückkehr ins Land. Wesentliche Begründung der Machthaber in<br />
Bagdad hier<strong>für</strong> war der oben erwähnte Spionagevorwurf gegen amerikanische und britische<br />
Mitglieder der UNSCOM-Inspektionsteams. Derartige Anschuldigungen scheinen retrospektiv<br />
einen wahren Kern beinhaltet zu haben und nicht ausschließlich irakischer Propaganda<br />
geschuldet gewesen zu sein, wie entsprechende Einlassungen von Rolf Ekeus, bis 1997<br />
Leiter der UNSCOM, aus dem Jahr 2002 und insbesondere von Scott Ritter, dem 1998<br />
ranghöchsten UNSCOM-Inspektor aus den USA, nahe legen. 112<br />
Aus irakischer Sicht hatte sich als Konsequenz der amerikanischen und britischen Luftschläge<br />
die UNSCOM-Mission erledigt. Die Bombardierungen erzielten nicht die erhoffte Wirkung,<br />
nämlich mehr Kooperationsbereitschaft und Offenheit der Iraker gegenüber den internationalen<br />
Inspektionsteams zu erzwingen. „Operation Wüstenfuchs“ bewirkte im Gegenteil die<br />
Verweigerung jedweder Zusammenarbeit mit den Inspektoren. 113 Im Jahr 1999 entbrannte im<br />
UN-Sicherheitsrat eine zum Teil kontrovers geführte Debatte über die Zukunft des Inspektionsregimes<br />
im Irak respektive über den zukünftigen Kurs in der internationalen Irak-Politik<br />
insgesamt: einige Mitglieder plädierten <strong>für</strong> eine Auflösung der UNSCOM, die sie als völlig<br />
desavouiert betrachteten, nicht nur wegen der anhaltenden medialen Diskussionen um vermeintliche<br />
oder tatsächliche Spionagefälle, sondern auch auf Grund des als aggressiv und<br />
mithin als kontraproduktiv empfundenen Inspektionsstils der UNSCOM. Russland und insbesondere<br />
Frankreich regten darüber hinaus an, auch über den Sinn des ökonomischen Sanktionsregimes<br />
nachzudenken und perspektivisch dessen Aufhebung ins Auge zu fassen, was<br />
auf entschiedene Ablehnung durch die USA stieß. 114 Schließlich einigte man sich darauf,<br />
Ausschüsse zu bilden und zwar unter der Leitung des brasilianischen UN-Botschafters Celso<br />
Amorim, die Vorschläge bezüglich des weiteren Vorgehens erarbeiten sollten. Am Ende dieses<br />
Prozesses standen Berichte, die dem Sicherheitsrat als Grundlage <strong>für</strong> die nächste einschneidende<br />
Irak-Resolution dienten: am 17. Dezember 1999, also fast auf den Tag genau<br />
111 Vgl. Baute, Timeline Iraq, 2004, S. 66; Dillon, The IAEA in Iraq, 2002, S. 13.<br />
112 Vgl. hierzu Zumach, Einmal Schurke – immer Schurke?, 2003, S. 83.<br />
113 Vgl. Blix, Mission Irak, 2004, S. 54.<br />
114 Vgl. ebd., S. 56f.